Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868.Polyphyletischer Stammbaum des Pflanzenreichs. den Decksamigen, ebenso innerhalb der letzten Gruppe die Stufenleitervon den Kelchblüthigen (Monocotylen und Apetalen) zu den Kronen- blüthigen (Diapetalen und Gamopetalen) wird zu klar durch das über- einstimmende Zeugniß der vergleichenden Anatomie, Ontogenie und Paläontologie bewiesen, als daß man an einer Blutsverwandtschaft aller dieser Cormophyten zweifeln könnte. Dagegen ist es wohl mög- lich, daß die verschiedenen Gruppen der Thallophyten von mehreren (und vielleicht von zahlreichen) verschiedenen Moneren, die durch wiederholte Urzeugungsakte entstanden, abstammen. Als ein ganz selbstständiges Phylum ließe sich z. B. auffassen die Klasse der Fucoi- deen, als ein zweites die Klasse der Florideen, als ein drittes die Klasse der Flechten. Die drei Klassen der Pilze, Grüntange und Ur- tange sind vielleicht aus zahlreichen, ganz unabhängigen Phylen zu- sammengesetzt, und dann würde ein einzelnes Phylum der Grüntange den ganzen Stamm der Cormophyten erzeugt haben. Es ist mög- lich, daß zukünftige Untersuchungen uns über diese sehr dunkle und schwierige Frage noch etwas aufklären werden. Uebrigens ist dieselbe nur von sehr untergeordnetem Jnteresse, da unsere monophyletische Anschauung von dem einheitlichen Ursprunge der bei weitem größten und wichtigsten Pflanzengruppe, der Cormophyten, dadurch gar nicht berührt wird. (Vergl. Gen. Morph. II, Taf. II, S. XXXI und 406). Polyphyletiſcher Stammbaum des Pflanzenreichs. den Deckſamigen, ebenſo innerhalb der letzten Gruppe die Stufenleitervon den Kelchbluͤthigen (Monocotylen und Apetalen) zu den Kronen- bluͤthigen (Diapetalen und Gamopetalen) wird zu klar durch das uͤber- einſtimmende Zeugniß der vergleichenden Anatomie, Ontogenie und Palaͤontologie bewieſen, als daß man an einer Blutsverwandtſchaft aller dieſer Cormophyten zweifeln koͤnnte. Dagegen iſt es wohl moͤg- lich, daß die verſchiedenen Gruppen der Thallophyten von mehreren (und vielleicht von zahlreichen) verſchiedenen Moneren, die durch wiederholte Urzeugungsakte entſtanden, abſtammen. Als ein ganz ſelbſtſtaͤndiges Phylum ließe ſich z. B. auffaſſen die Klaſſe der Fucoi- deen, als ein zweites die Klaſſe der Florideen, als ein drittes die Klaſſe der Flechten. Die drei Klaſſen der Pilze, Gruͤntange und Ur- tange ſind vielleicht aus zahlreichen, ganz unabhaͤngigen Phylen zu- ſammengeſetzt, und dann wuͤrde ein einzelnes Phylum der Gruͤntange den ganzen Stamm der Cormophyten erzeugt haben. Es iſt moͤg- lich, daß zukuͤnftige Unterſuchungen uns uͤber dieſe ſehr dunkle und ſchwierige Frage noch etwas aufklaͤren werden. Uebrigens iſt dieſelbe nur von ſehr untergeordnetem Jntereſſe, da unſere monophyletiſche Anſchauung von dem einheitlichen Urſprunge der bei weitem groͤßten und wichtigſten Pflanzengruppe, der Cormophyten, dadurch gar nicht beruͤhrt wird. (Vergl. Gen. Morph. II, Taf. II, S. XXXI und 406). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0406" n="381"/><fw place="top" type="header">Polyphyletiſcher Stammbaum des Pflanzenreichs.</fw><lb/> den Deckſamigen, ebenſo innerhalb der letzten Gruppe die Stufenleiter<lb/> von den Kelchbluͤthigen (Monocotylen und Apetalen) zu den Kronen-<lb/> bluͤthigen (Diapetalen und Gamopetalen) wird zu klar durch das uͤber-<lb/> einſtimmende Zeugniß der vergleichenden Anatomie, Ontogenie und<lb/> Palaͤontologie bewieſen, als daß man an einer Blutsverwandtſchaft<lb/> aller dieſer Cormophyten zweifeln koͤnnte. Dagegen iſt es wohl moͤg-<lb/> lich, daß die verſchiedenen Gruppen der Thallophyten von mehreren<lb/> (und vielleicht von zahlreichen) verſchiedenen Moneren, die durch<lb/> wiederholte Urzeugungsakte entſtanden, abſtammen. Als ein ganz<lb/> ſelbſtſtaͤndiges Phylum ließe ſich z. B. auffaſſen die Klaſſe der Fucoi-<lb/> deen, als ein zweites die Klaſſe der Florideen, als ein drittes die<lb/> Klaſſe der Flechten. Die drei Klaſſen der Pilze, Gruͤntange und Ur-<lb/> tange ſind vielleicht aus zahlreichen, ganz unabhaͤngigen Phylen zu-<lb/> ſammengeſetzt, und dann wuͤrde ein einzelnes Phylum der Gruͤntange<lb/> den ganzen Stamm der Cormophyten erzeugt haben. Es iſt moͤg-<lb/> lich, daß zukuͤnftige Unterſuchungen uns uͤber dieſe ſehr dunkle und<lb/> ſchwierige Frage noch etwas aufklaͤren werden. Uebrigens iſt dieſelbe<lb/> nur von ſehr untergeordnetem Jntereſſe, da unſere monophyletiſche<lb/> Anſchauung von dem einheitlichen Urſprunge der bei weitem groͤßten<lb/> und wichtigſten Pflanzengruppe, der Cormophyten, dadurch gar nicht<lb/> beruͤhrt wird. (Vergl. Gen. Morph. <hi rendition="#aq">II,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">II,</hi> S. <hi rendition="#aq">XXXI</hi> und 406).</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [381/0406]
Polyphyletiſcher Stammbaum des Pflanzenreichs.
den Deckſamigen, ebenſo innerhalb der letzten Gruppe die Stufenleiter
von den Kelchbluͤthigen (Monocotylen und Apetalen) zu den Kronen-
bluͤthigen (Diapetalen und Gamopetalen) wird zu klar durch das uͤber-
einſtimmende Zeugniß der vergleichenden Anatomie, Ontogenie und
Palaͤontologie bewieſen, als daß man an einer Blutsverwandtſchaft
aller dieſer Cormophyten zweifeln koͤnnte. Dagegen iſt es wohl moͤg-
lich, daß die verſchiedenen Gruppen der Thallophyten von mehreren
(und vielleicht von zahlreichen) verſchiedenen Moneren, die durch
wiederholte Urzeugungsakte entſtanden, abſtammen. Als ein ganz
ſelbſtſtaͤndiges Phylum ließe ſich z. B. auffaſſen die Klaſſe der Fucoi-
deen, als ein zweites die Klaſſe der Florideen, als ein drittes die
Klaſſe der Flechten. Die drei Klaſſen der Pilze, Gruͤntange und Ur-
tange ſind vielleicht aus zahlreichen, ganz unabhaͤngigen Phylen zu-
ſammengeſetzt, und dann wuͤrde ein einzelnes Phylum der Gruͤntange
den ganzen Stamm der Cormophyten erzeugt haben. Es iſt moͤg-
lich, daß zukuͤnftige Unterſuchungen uns uͤber dieſe ſehr dunkle und
ſchwierige Frage noch etwas aufklaͤren werden. Uebrigens iſt dieſelbe
nur von ſehr untergeordnetem Jntereſſe, da unſere monophyletiſche
Anſchauung von dem einheitlichen Urſprunge der bei weitem groͤßten
und wichtigſten Pflanzengruppe, der Cormophyten, dadurch gar nicht
beruͤhrt wird. (Vergl. Gen. Morph. II, Taf. II, S. XXXI und 406).
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