Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868.Hauptklasse der Farne oder Filicinen. gleichartigen, wenig oder nicht differenzirten Zellen zusammengesetzt ist,entwickeln sich im Gewebe der Farne bereits jene eigenthümlich diffe- renzirten Zellenstränge, welche man als Pflanzengefäße und Gefäß- bündel bezeichnet, und welche auch bei den Blumenpflanzen allgemein vorkommen. Daher vereinigt man wohl auch die Farne als "Ge- fäßkryptogamen" mit den Phanerogamen, und stellt diese "Gefäß- pflanzen" den "Zellenpflanzen" gegenüber, d. h. den "Zellenkrypto- gamen" (Mosen und Thalluspflanzen). Dieser hochwichtige Fort- schritt in der Pflanzenorganisation, die Bildung der Gefäße und Ge- fäßbündel, fand demnach erst in der antedevonischen Zeit statt, also im Beginn der zweiten und kleineren Hälfte der organischen Erd- geschichte. Die Hauptklasse der Farne oder Filicinen wird allgemein in vier Wahrscheinlich sind alle vier Farnklassen als vier getrennte Aeste Hauptklaſſe der Farne oder Filicinen. gleichartigen, wenig oder nicht differenzirten Zellen zuſammengeſetzt iſt,entwickeln ſich im Gewebe der Farne bereits jene eigenthuͤmlich diffe- renzirten Zellenſtraͤnge, welche man als Pflanzengefaͤße und Gefaͤß- buͤndel bezeichnet, und welche auch bei den Blumenpflanzen allgemein vorkommen. Daher vereinigt man wohl auch die Farne als „Ge- faͤßkryptogamen“ mit den Phanerogamen, und ſtellt dieſe „Gefaͤß- pflanzen“ den „Zellenpflanzen“ gegenuͤber, d. h. den „Zellenkrypto- gamen“ (Moſen und Thalluspflanzen). Dieſer hochwichtige Fort- ſchritt in der Pflanzenorganiſation, die Bildung der Gefaͤße und Ge- faͤßbuͤndel, fand demnach erſt in der antedevoniſchen Zeit ſtatt, alſo im Beginn der zweiten und kleineren Haͤlfte der organiſchen Erd- geſchichte. Die Hauptklaſſe der Farne oder Filicinen wird allgemein in vier Wahrſcheinlich ſind alle vier Farnklaſſen als vier getrennte Aeſte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0393" n="368"/><fw place="top" type="header">Hauptklaſſe der Farne oder Filicinen.</fw><lb/> gleichartigen, wenig oder nicht differenzirten Zellen zuſammengeſetzt iſt,<lb/> entwickeln ſich im Gewebe der Farne bereits jene eigenthuͤmlich diffe-<lb/> renzirten Zellenſtraͤnge, welche man als Pflanzengefaͤße und Gefaͤß-<lb/> buͤndel bezeichnet, und welche auch bei den Blumenpflanzen allgemein<lb/> vorkommen. Daher vereinigt man wohl auch die Farne als „Ge-<lb/> faͤßkryptogamen“ mit den Phanerogamen, und ſtellt dieſe „Gefaͤß-<lb/> pflanzen“ den „Zellenpflanzen“ gegenuͤber, d. h. den „Zellenkrypto-<lb/> gamen“ (Moſen und Thalluspflanzen). Dieſer hochwichtige Fort-<lb/> ſchritt in der Pflanzenorganiſation, die Bildung der Gefaͤße und Ge-<lb/> faͤßbuͤndel, fand demnach erſt in der antedevoniſchen Zeit ſtatt, alſo<lb/> im Beginn der zweiten und kleineren Haͤlfte der organiſchen Erd-<lb/> geſchichte.</p><lb/> <p>Die Hauptklaſſe der Farne oder Filicinen wird allgemein in vier<lb/> verſchiedene Klaſſen eingetheilt, naͤmlich 1. die Schaftfarne oder<lb/> Calamophyten, 2. die Laubfarne oder Geopteriden, 3. die Waſſer-<lb/> farne oder Hydropteriden, und 4. die Schuppenfarne oder Lepido-<lb/> phyten. Die bei weitem wichtigſte und formenreichſte von dieſen vier<lb/> Klaſſen, welche den Hauptbeſtandtheil der palaͤolithiſchen Waͤlder<lb/> bildete, waren die Laubfarne, und demnaͤchſt die Schuppenfarne.<lb/> Dagegen traten die Schaftfarne ſchon damals mehr zuruͤck und von<lb/> den Waſſerfarnen wiſſen wir nicht einmal mit Beſtimmtheit, ob ſie da-<lb/> mals ſchon lebten. Es muß uns ſchwer fallen, uns eine Vorſtellung<lb/> von dem ganz eigenthuͤmlichen Charakter jener duͤſteren palaͤolithiſchen<lb/> Farnwaͤlder zu bilden, in denen der ganze bunte Blumenreichthum<lb/> unſerer gegenwaͤrtigen Flora noch voͤllig fehlte, und welche noch von<lb/> keinem Vogel belebt wurden Von Blumenpflanzen exiſtirten damals<lb/> nur die beiden niederſten Klaſſen, die nacktſamigen Nadelhoͤlzer und<lb/> Palmfarne, deren einfache und unſcheinbare Bluͤthen kaum den Namen<lb/> der Blumen verdienen.</p><lb/> <p>Wahrſcheinlich ſind alle vier Farnklaſſen als vier getrennte Aeſte<lb/> des Stammbaums zu betrachten, die aus einem gemeinſamen Haupt-<lb/> aſte in der Antedevonzeit ihren Urſprung nahmen. Jedoch ſind einer-<lb/> ſeits die niederen Schaftfarne naͤher mit den Laubfarnen, andrer-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [368/0393]
Hauptklaſſe der Farne oder Filicinen.
gleichartigen, wenig oder nicht differenzirten Zellen zuſammengeſetzt iſt,
entwickeln ſich im Gewebe der Farne bereits jene eigenthuͤmlich diffe-
renzirten Zellenſtraͤnge, welche man als Pflanzengefaͤße und Gefaͤß-
buͤndel bezeichnet, und welche auch bei den Blumenpflanzen allgemein
vorkommen. Daher vereinigt man wohl auch die Farne als „Ge-
faͤßkryptogamen“ mit den Phanerogamen, und ſtellt dieſe „Gefaͤß-
pflanzen“ den „Zellenpflanzen“ gegenuͤber, d. h. den „Zellenkrypto-
gamen“ (Moſen und Thalluspflanzen). Dieſer hochwichtige Fort-
ſchritt in der Pflanzenorganiſation, die Bildung der Gefaͤße und Ge-
faͤßbuͤndel, fand demnach erſt in der antedevoniſchen Zeit ſtatt, alſo
im Beginn der zweiten und kleineren Haͤlfte der organiſchen Erd-
geſchichte.
Die Hauptklaſſe der Farne oder Filicinen wird allgemein in vier
verſchiedene Klaſſen eingetheilt, naͤmlich 1. die Schaftfarne oder
Calamophyten, 2. die Laubfarne oder Geopteriden, 3. die Waſſer-
farne oder Hydropteriden, und 4. die Schuppenfarne oder Lepido-
phyten. Die bei weitem wichtigſte und formenreichſte von dieſen vier
Klaſſen, welche den Hauptbeſtandtheil der palaͤolithiſchen Waͤlder
bildete, waren die Laubfarne, und demnaͤchſt die Schuppenfarne.
Dagegen traten die Schaftfarne ſchon damals mehr zuruͤck und von
den Waſſerfarnen wiſſen wir nicht einmal mit Beſtimmtheit, ob ſie da-
mals ſchon lebten. Es muß uns ſchwer fallen, uns eine Vorſtellung
von dem ganz eigenthuͤmlichen Charakter jener duͤſteren palaͤolithiſchen
Farnwaͤlder zu bilden, in denen der ganze bunte Blumenreichthum
unſerer gegenwaͤrtigen Flora noch voͤllig fehlte, und welche noch von
keinem Vogel belebt wurden Von Blumenpflanzen exiſtirten damals
nur die beiden niederſten Klaſſen, die nacktſamigen Nadelhoͤlzer und
Palmfarne, deren einfache und unſcheinbare Bluͤthen kaum den Namen
der Blumen verdienen.
Wahrſcheinlich ſind alle vier Farnklaſſen als vier getrennte Aeſte
des Stammbaums zu betrachten, die aus einem gemeinſamen Haupt-
aſte in der Antedevonzeit ihren Urſprung nahmen. Jedoch ſind einer-
ſeits die niederen Schaftfarne naͤher mit den Laubfarnen, andrer-
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