III. Grundformen der Antimeren. Promorphen der morphologischen Individuen dritter Ordnung.
Die Antimeren oder Gegenstücke, als die Form-Individuen dritter Ordnung, zeigen hinsichtlich ihrer Grundform einen sehr auffallenden Gegensatz zu denjenigen erster und zweiter Ordnung. Gegenüber der unbeschränkten promorphologischen Mannichfaltigkeit der Organe und Plastiden findet sich bei den Antimeren (und ebenso auch bei den Parameren) nur eine sehr geringe Anzahl von stereometrischen Grundformen realisirt. Dieser Umstand ist unmittelbar bedingt durch die bestimmten Beziehungen, welche die Form-Individuen dritter Ord- nung stets zu denjenigen vierter Ordnung, und ganz besonders zu ihres gleichen haben. Da der Körper aller höheren Form-Individuen (vierter und fünfter Ordnung) aus zwei oder mehr Antimeren zusammengesetzt ist, da die specifische Zahl derselben (die homotypische Grundzahl), und ebenso ihre Verbindung, in den einzelnen Species eine sehr con- stante ist, und da durch diese Verbindung die Grundform des Meta- meres und der Person bestimmt wird, so muss nothwendig auch die Grundform des Antimeres selbst eine sehr bestimmte und kann nur eine sehr einförmige sein. Alle Antimeren, welche ein Metamer oder eine Person zusammensetzen, müssen sich in bestimmten Ebenen berühren, und sie müssen ferner bestimmte gemeinsame Lagerungs-Beziehungen zu dem Centrum haben, welches ihnen allen gemeinsam ist. Je nach- dem dieses Centrum ein Punkt, eine Linie oder eine Ebene ist, wird die stereometrische Grundform der Antimeren wesentliche Verschieden- heiten darbieten und werden dem entsprechend allgemeine Differenzen der Grundform bei den Antimeren der Centrostigmen, Centraxonien und Centrepipeden sich vorfinden. Wegen der hervorragenden Bedeutung, welche die Antimeren als die wichtigsten Factoren der Grundformen der Individuen vierter und fünfter Ordnung besitzen, ist es von In- teresse, diese drei Fälle näher zu betrachten. (Vergl. Taf. I und II).
A. Die Formengruppe der Centrostigmen, ausgezeichnet da- durch, dass die Mitte des Körpers ein Punkt ist, zerfällt in die beiden Abtheilungen der Homaxonien (Kugeln) und der Polyaxonien (endosphärische Polyeder). Da bei den Kugeln keine Antimeren zu unterscheiden sind, so kommen hier ausschliesslich die endosphaeri- schen Polyeder in Betracht. Bei diesen ist allgemein jedes Antimer eine Pyramide, und zwar bei den rhythmischen eine reguläre, bei den arrhythmen entweder eine reguläre oder eine irreguläre Pyramide. Wenn das Polygon der Polyeder-Oberfläche, welches die Basis des Antimeres bildet, ein Dreieck ist, so ist die Grundform des letzteren die dreiseitige Pyramide, wenn das Polygon vier oder fünf Seiten hat, eine vierseitige oder fünfseitige Pyramide u. s. w. Die Grundform
III. Grundformen der Antimeren.
III. Grundformen der Antimeren. Promorphen der morphologischen Individuen dritter Ordnung.
Die Antimeren oder Gegenstücke, als die Form-Individuen dritter Ordnung, zeigen hinsichtlich ihrer Grundform einen sehr auffallenden Gegensatz zu denjenigen erster und zweiter Ordnung. Gegenüber der unbeschränkten promorphologischen Mannichfaltigkeit der Organe und Plastiden findet sich bei den Antimeren (und ebenso auch bei den Parameren) nur eine sehr geringe Anzahl von stereometrischen Grundformen realisirt. Dieser Umstand ist unmittelbar bedingt durch die bestimmten Beziehungen, welche die Form-Individuen dritter Ord- nung stets zu denjenigen vierter Ordnung, und ganz besonders zu ihres gleichen haben. Da der Körper aller höheren Form-Individuen (vierter und fünfter Ordnung) aus zwei oder mehr Antimeren zusammengesetzt ist, da die specifische Zahl derselben (die homotypische Grundzahl), und ebenso ihre Verbindung, in den einzelnen Species eine sehr con- stante ist, und da durch diese Verbindung die Grundform des Meta- meres und der Person bestimmt wird, so muss nothwendig auch die Grundform des Antimeres selbst eine sehr bestimmte und kann nur eine sehr einförmige sein. Alle Antimeren, welche ein Metamer oder eine Person zusammensetzen, müssen sich in bestimmten Ebenen berühren, und sie müssen ferner bestimmte gemeinsame Lagerungs-Beziehungen zu dem Centrum haben, welches ihnen allen gemeinsam ist. Je nach- dem dieses Centrum ein Punkt, eine Linie oder eine Ebene ist, wird die stereometrische Grundform der Antimeren wesentliche Verschieden- heiten darbieten und werden dem entsprechend allgemeine Differenzen der Grundform bei den Antimeren der Centrostigmen, Centraxonien und Centrepipeden sich vorfinden. Wegen der hervorragenden Bedeutung, welche die Antimeren als die wichtigsten Factoren der Grundformen der Individuen vierter und fünfter Ordnung besitzen, ist es von In- teresse, diese drei Fälle näher zu betrachten. (Vergl. Taf. I und II).
A. Die Formengruppe der Centrostigmen, ausgezeichnet da- durch, dass die Mitte des Körpers ein Punkt ist, zerfällt in die beiden Abtheilungen der Homaxonien (Kugeln) und der Polyaxonien (endosphärische Polyeder). Da bei den Kugeln keine Antimeren zu unterscheiden sind, so kommen hier ausschliesslich die endosphaeri- schen Polyeder in Betracht. Bei diesen ist allgemein jedes Antimer eine Pyramide, und zwar bei den rhythmischen eine reguläre, bei den arrhythmen entweder eine reguläre oder eine irreguläre Pyramide. Wenn das Polygon der Polyeder-Oberfläche, welches die Basis des Antimeres bildet, ein Dreieck ist, so ist die Grundform des letzteren die dreiseitige Pyramide, wenn das Polygon vier oder fünf Seiten hat, eine vierseitige oder fünfseitige Pyramide u. s. w. Die Grundform
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III. Grundformen der Antimeren.
III. Grundformen der Antimeren.
Promorphen der morphologischen Individuen dritter Ordnung.
Die Antimeren oder Gegenstücke, als die Form-Individuen dritter
Ordnung, zeigen hinsichtlich ihrer Grundform einen sehr auffallenden
Gegensatz zu denjenigen erster und zweiter Ordnung. Gegenüber
der unbeschränkten promorphologischen Mannichfaltigkeit der Organe
und Plastiden findet sich bei den Antimeren (und ebenso auch bei
den Parameren) nur eine sehr geringe Anzahl von stereometrischen
Grundformen realisirt. Dieser Umstand ist unmittelbar bedingt durch
die bestimmten Beziehungen, welche die Form-Individuen dritter Ord-
nung stets zu denjenigen vierter Ordnung, und ganz besonders zu ihres
gleichen haben. Da der Körper aller höheren Form-Individuen (vierter und
fünfter Ordnung) aus zwei oder mehr Antimeren zusammengesetzt ist,
da die specifische Zahl derselben (die homotypische Grundzahl), und
ebenso ihre Verbindung, in den einzelnen Species eine sehr con-
stante ist, und da durch diese Verbindung die Grundform des Meta-
meres und der Person bestimmt wird, so muss nothwendig auch die
Grundform des Antimeres selbst eine sehr bestimmte und kann nur
eine sehr einförmige sein. Alle Antimeren, welche ein Metamer oder eine
Person zusammensetzen, müssen sich in bestimmten Ebenen berühren,
und sie müssen ferner bestimmte gemeinsame Lagerungs-Beziehungen
zu dem Centrum haben, welches ihnen allen gemeinsam ist. Je nach-
dem dieses Centrum ein Punkt, eine Linie oder eine Ebene ist, wird
die stereometrische Grundform der Antimeren wesentliche Verschieden-
heiten darbieten und werden dem entsprechend allgemeine Differenzen
der Grundform bei den Antimeren der Centrostigmen, Centraxonien und
Centrepipeden sich vorfinden. Wegen der hervorragenden Bedeutung,
welche die Antimeren als die wichtigsten Factoren der Grundformen
der Individuen vierter und fünfter Ordnung besitzen, ist es von In-
teresse, diese drei Fälle näher zu betrachten. (Vergl. Taf. I und II).
A. Die Formengruppe der Centrostigmen, ausgezeichnet da-
durch, dass die Mitte des Körpers ein Punkt ist, zerfällt in die
beiden Abtheilungen der Homaxonien (Kugeln) und der Polyaxonien
(endosphärische Polyeder). Da bei den Kugeln keine Antimeren zu
unterscheiden sind, so kommen hier ausschliesslich die endosphaeri-
schen Polyeder in Betracht. Bei diesen ist allgemein jedes Antimer
eine Pyramide, und zwar bei den rhythmischen eine reguläre, bei den
arrhythmen entweder eine reguläre oder eine irreguläre Pyramide.
Wenn das Polygon der Polyeder-Oberfläche, welches die Basis des
Antimeres bildet, ein Dreieck ist, so ist die Grundform des letzteren
die dreiseitige Pyramide, wenn das Polygon vier oder fünf Seiten hat,
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Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/572>, abgerufen am 25.11.2024.
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