kommener und höher als die interradiale erscheint. Es ist nämlich thatsächlich die radiale Eutetrapleuren-Form meist aus drei verschiedenen Arten von Antimeren zusammengesetzt, einer dorsalen, einer ventralen und einer lateralen Form (letztere die beiden seitlichen Gegenstücke bildend). Dagegen finden wir die interradiale Eutetrapleuren-Form stets aus zwei verschiedenen Arten von Antimeren zusammengesetzt, einer dorsalen und einer ventralen Form, von denen jede zwei seitliche Gegenstücke bildet.
Zweite Unterart der Tetrapleuren: Ungleichhälftige Zweipaarige. Dystetrapleura. (Tetrapleura heteropleura.) Stereometrische Grundform: Doppeltgleichschenkelige Pyramide mit zwei un- gleichen Seitenhälften (oder ungleich-vierseitige Pyramide). Realer Typus: Abyla.
Weit seltener als die Tetrapleuren mit symmetrisch-gleichen Seitenhälften oder die (homopleuren) Eutetrapleuren sind diejenigen mit ungleichen (oder negativ ähnlichen) Seitenhälften, die hetero- pleuren, welche wir als Dystetrapleuren bezeichnen wollen. Es ist diese Form in sehr ausgezeichneter Weise durch mehrere Sipho- nophoren repräsentirt.
Bei den Dystetrapleuren finden wir, wie bei den Dysdipleuren (Pleuronectiden, spiraligen Gasteropoden etc.), drei ungleiche und ungleichpolige auf einander senkrechte ideale Axen. Dem entsprechend sind auch die sämmtlichen realen Kreuzaxen, radiale sowohl als inter- radiale, ungleich und ungleichpolig. Die vier Antimeren, durch welche sich die Dystetrapleuren von den aus zwei Antimeren gebauten Dys- dipleuren unterscheiden, sind oft so sehr verschieden, dass es kaum noch möglich erscheint, sie als Antimeren zu erkennen, während sie andererseits oft so wenig verschieden sind, dass die Dystetrapleuren- Form sich der Eutetrapleuren- oder selbst der Tetraphragmen- und Tetractinoten-Form nähert. Oft sind an einem einzigen Siphonophoren- Stock alle Uebergänge zwischen diesen verschiedenen Grundformen nachzuweisen. Die Siphonophoren-Individuen, in denen die Dystetra- pleuren-Form zur höchsten Entwickelung gelangt, sind meistens Schwimmglocken, namentlich aus den Familien der Physophoriden und Diphyiden. Die ausgezeichnetsten Formen der Art liefern die Abyliden, bei denen die vier Antimeren oft so ungleich werden, dass der Körper aus drei, fünf oder mehr Stücken zusammengesetzt er- scheint. Als typische Repräsentanten dieser am meisten differenzirten von allen tetrameren Formen mögen hier namentlich die hinteren Schwimmstücke von Abyla trigona und von Abyla pentagona hervor- gehoben werden.
System der organischen Grundformen.
kommener und höher als die interradiale erscheint. Es ist nämlich thatsächlich die radiale Eutetrapleuren-Form meist aus drei verschiedenen Arten von Antimeren zusammengesetzt, einer dorsalen, einer ventralen und einer lateralen Form (letztere die beiden seitlichen Gegenstücke bildend). Dagegen finden wir die interradiale Eutetrapleuren-Form stets aus zwei verschiedenen Arten von Antimeren zusammengesetzt, einer dorsalen und einer ventralen Form, von denen jede zwei seitliche Gegenstücke bildet.
Zweite Unterart der Tetrapleuren: Ungleichhälftige Zweipaarige. Dystetrapleura. (Tetrapleura heteropleura.) Stereometrische Grundform: Doppeltgleichschenkelige Pyramide mit zwei un- gleichen Seitenhälften (oder ungleich-vierseitige Pyramide). Realer Typus: Abyla.
Weit seltener als die Tetrapleuren mit symmetrisch-gleichen Seitenhälften oder die (homopleuren) Eutetrapleuren sind diejenigen mit ungleichen (oder negativ ähnlichen) Seitenhälften, die hetero- pleuren, welche wir als Dystetrapleuren bezeichnen wollen. Es ist diese Form in sehr ausgezeichneter Weise durch mehrere Sipho- nophoren repräsentirt.
Bei den Dystetrapleuren finden wir, wie bei den Dysdipleuren (Pleuronectiden, spiraligen Gasteropoden etc.), drei ungleiche und ungleichpolige auf einander senkrechte ideale Axen. Dem entsprechend sind auch die sämmtlichen realen Kreuzaxen, radiale sowohl als inter- radiale, ungleich und ungleichpolig. Die vier Antimeren, durch welche sich die Dystetrapleuren von den aus zwei Antimeren gebauten Dys- dipleuren unterscheiden, sind oft so sehr verschieden, dass es kaum noch möglich erscheint, sie als Antimeren zu erkennen, während sie andererseits oft so wenig verschieden sind, dass die Dystetrapleuren- Form sich der Eutetrapleuren- oder selbst der Tetraphragmen- und Tetractinoten-Form nähert. Oft sind an einem einzigen Siphonophoren- Stock alle Uebergänge zwischen diesen verschiedenen Grundformen nachzuweisen. Die Siphonophoren-Individuen, in denen die Dystetra- pleuren-Form zur höchsten Entwickelung gelangt, sind meistens Schwimmglocken, namentlich aus den Familien der Physophoriden und Diphyiden. Die ausgezeichnetsten Formen der Art liefern die Abyliden, bei denen die vier Antimeren oft so ungleich werden, dass der Körper aus drei, fünf oder mehr Stücken zusammengesetzt er- scheint. Als typische Repräsentanten dieser am meisten differenzirten von allen tetrameren Formen mögen hier namentlich die hinteren Schwimmstücke von Abyla trigona und von Abyla pentagona hervor- gehoben werden.
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System der organischen Grundformen.
kommener und höher als die interradiale erscheint. Es ist nämlich
thatsächlich die radiale Eutetrapleuren-Form meist aus drei
verschiedenen Arten von Antimeren zusammengesetzt, einer
dorsalen, einer ventralen und einer lateralen Form (letztere die beiden
seitlichen Gegenstücke bildend). Dagegen finden wir die interradiale
Eutetrapleuren-Form stets aus zwei verschiedenen Arten
von Antimeren zusammengesetzt, einer dorsalen und einer
ventralen Form, von denen jede zwei seitliche Gegenstücke bildet.
Zweite Unterart der Tetrapleuren:
Ungleichhälftige Zweipaarige. Dystetrapleura.
(Tetrapleura heteropleura.)
Stereometrische Grundform: Doppeltgleichschenkelige Pyramide mit zwei un-
gleichen Seitenhälften (oder ungleich-vierseitige Pyramide).
Realer Typus: Abyla.
Weit seltener als die Tetrapleuren mit symmetrisch-gleichen
Seitenhälften oder die (homopleuren) Eutetrapleuren sind diejenigen
mit ungleichen (oder negativ ähnlichen) Seitenhälften, die hetero-
pleuren, welche wir als Dystetrapleuren bezeichnen wollen. Es
ist diese Form in sehr ausgezeichneter Weise durch mehrere Sipho-
nophoren repräsentirt.
Bei den Dystetrapleuren finden wir, wie bei den Dysdipleuren
(Pleuronectiden, spiraligen Gasteropoden etc.), drei ungleiche und
ungleichpolige auf einander senkrechte ideale Axen. Dem entsprechend
sind auch die sämmtlichen realen Kreuzaxen, radiale sowohl als inter-
radiale, ungleich und ungleichpolig. Die vier Antimeren, durch welche
sich die Dystetrapleuren von den aus zwei Antimeren gebauten Dys-
dipleuren unterscheiden, sind oft so sehr verschieden, dass es kaum
noch möglich erscheint, sie als Antimeren zu erkennen, während sie
andererseits oft so wenig verschieden sind, dass die Dystetrapleuren-
Form sich der Eutetrapleuren- oder selbst der Tetraphragmen- und
Tetractinoten-Form nähert. Oft sind an einem einzigen Siphonophoren-
Stock alle Uebergänge zwischen diesen verschiedenen Grundformen
nachzuweisen. Die Siphonophoren-Individuen, in denen die Dystetra-
pleuren-Form zur höchsten Entwickelung gelangt, sind meistens
Schwimmglocken, namentlich aus den Familien der Physophoriden
und Diphyiden. Die ausgezeichnetsten Formen der Art liefern die
Abyliden, bei denen die vier Antimeren oft so ungleich werden, dass
der Körper aus drei, fünf oder mehr Stücken zusammengesetzt er-
scheint. Als typische Repräsentanten dieser am meisten differenzirten
von allen tetrameren Formen mögen hier namentlich die hinteren
Schwimmstücke von Abyla trigona und von Abyla pentagona hervor-
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Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/557>, abgerufen am 28.11.2024.
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