Würmer nur von Bronn kurz beachtet worden. Auch in den hierher gehörigen Pflanzen, den Blüthensprossen der Cruciferen nämlich und einiger anderer Phanerogamen, ist die stereometrische Grundform nicht erkannt worden.
Die Grundform der autopolen Heterostauren ist die amphithecte Pyramide, deren Character wir im Vorhergehenden (p. 434) genügend festgestellt und erörtert haben. Als das sicherste Kriterium derselben, welches sie in allen Fällen characterisirt und sie von allen übrigen Pyramiden bestimmt unterscheidet, soll hier nur nochmals hervorgehoben werden, dass die amphithecte Pyramide durch zwei auf einander senkrechte ungleiche Ebenen (Richtebenen), deren Schnittlinie die Pyramidenaxe (Haupt- axe) ist (und nur durch diese beiden Ebenen!) in vier recht- winkelige Pyramiden zerlegt wird, von denen je zwei an- stossende symmetrisch-gleich, je zwei gegenständige aber congruent sind. Diese Eigenschaft ist dadurch bedingt, dass die beiden, in jenen Richtebenen liegenden Richtaxen (Euthynen oder idealen Kreuzaxen), welche sich gegenseitig und die ungleichpolige Hauptaxe unter rechten Winkeln halbiren, ungleich sind, während die beiden Pole (und Polflächen) jeder Richtaxe gleich sind.
Die autopolen Heterostauren unterscheiden sich einerseits von allen bisher untersuchten heteropolen Stauraxonien, also von den Homostauren, durch die ungleiche Länge und Beschaffenheit der radialen Kreuzaxen, während sie durch die gleiche Beschaffenheit der beiden Pole jeder Kreuzaxe mit denselben übereinstimmen. Anderer- seits sind sie von den allopolen Heterostauren, mit denen sie die Ungleichheit der Kreuzaxen gemein haben, durch die Gleichheit ihrer Pole verschieden. Wie sie durch diese Eigenschaften zwischen den beiden genannten Gruppen in der Mitte stehen, so ist es auch der Fall mit Bezug auf die Körpermitte (Centrum). Während diese bei den allopolen Heterostauren zur Ebene wird (Centrepipeden), so bleibt sie bei den autopolen noch eine Linie, wie bei den Homostauren; allein durch die Differenzirung der beiden Richtebenen, die bei den letzteren stets gleich, also als solche eigentlich nicht vorhanden sind, tritt den- noch eine Annäherung der Autopolen an die Allopolen ein, indem gewissermaassen zwei Medianebenen durch die beiden Richtebenen gegeben sind. Da aber jede derselben durch die andere in zwei gleiche Hälften getheilt wird, so fehlt wiederum der wesentliche Cha- racter der allopolen Medianebene, die Zusammensetzung aus zwei ungleichen Hälften, Rücken- und Bauch-Hälfte. Daher können wir an der Autopolen-Form an und für sich, ohne Vergleichung mit ver- wandten Allopolen, niemals bestimmen, welche der beiden ungleichen Richtaxen und Richtebenen die dorsoventrale, welche die laterale ist.
System der organischen Grundformen.
Würmer nur von Bronn kurz beachtet worden. Auch in den hierher gehörigen Pflanzen, den Blüthensprossen der Cruciferen nämlich und einiger anderer Phanerogamen, ist die stereometrische Grundform nicht erkannt worden.
Die Grundform der autopolen Heterostauren ist die amphithecte Pyramide, deren Character wir im Vorhergehenden (p. 434) genügend festgestellt und erörtert haben. Als das sicherste Kriterium derselben, welches sie in allen Fällen characterisirt und sie von allen übrigen Pyramiden bestimmt unterscheidet, soll hier nur nochmals hervorgehoben werden, dass die amphithecte Pyramide durch zwei auf einander senkrechte ungleiche Ebenen (Richtebenen), deren Schnittlinie die Pyramidenaxe (Haupt- axe) ist (und nur durch diese beiden Ebenen!) in vier recht- winkelige Pyramiden zerlegt wird, von denen je zwei an- stossende symmetrisch-gleich, je zwei gegenständige aber congruent sind. Diese Eigenschaft ist dadurch bedingt, dass die beiden, in jenen Richtebenen liegenden Richtaxen (Euthynen oder idealen Kreuzaxen), welche sich gegenseitig und die ungleichpolige Hauptaxe unter rechten Winkeln halbiren, ungleich sind, während die beiden Pole (und Polflächen) jeder Richtaxe gleich sind.
Die autopolen Heterostauren unterscheiden sich einerseits von allen bisher untersuchten heteropolen Stauraxonien, also von den Homostauren, durch die ungleiche Länge und Beschaffenheit der radialen Kreuzaxen, während sie durch die gleiche Beschaffenheit der beiden Pole jeder Kreuzaxe mit denselben übereinstimmen. Anderer- seits sind sie von den allopolen Heterostauren, mit denen sie die Ungleichheit der Kreuzaxen gemein haben, durch die Gleichheit ihrer Pole verschieden. Wie sie durch diese Eigenschaften zwischen den beiden genannten Gruppen in der Mitte stehen, so ist es auch der Fall mit Bezug auf die Körpermitte (Centrum). Während diese bei den allopolen Heterostauren zur Ebene wird (Centrepipeden), so bleibt sie bei den autopolen noch eine Linie, wie bei den Homostauren; allein durch die Differenzirung der beiden Richtebenen, die bei den letzteren stets gleich, also als solche eigentlich nicht vorhanden sind, tritt den- noch eine Annäherung der Autopolen an die Allopolen ein, indem gewissermaassen zwei Medianebenen durch die beiden Richtebenen gegeben sind. Da aber jede derselben durch die andere in zwei gleiche Hälften getheilt wird, so fehlt wiederum der wesentliche Cha- racter der allopolen Medianebene, die Zusammensetzung aus zwei ungleichen Hälften, Rücken- und Bauch-Hälfte. Daher können wir an der Autopolen-Form an und für sich, ohne Vergleichung mit ver- wandten Allopolen, niemals bestimmen, welche der beiden ungleichen Richtaxen und Richtebenen die dorsoventrale, welche die laterale ist.
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System der organischen Grundformen.
Würmer nur von Bronn kurz beachtet worden. Auch in den hierher
gehörigen Pflanzen, den Blüthensprossen der Cruciferen nämlich und
einiger anderer Phanerogamen, ist die stereometrische Grundform
nicht erkannt worden.
Die Grundform der autopolen Heterostauren ist die
amphithecte Pyramide, deren Character wir im Vorhergehenden
(p. 434) genügend festgestellt und erörtert haben. Als das sicherste
Kriterium derselben, welches sie in allen Fällen characterisirt und
sie von allen übrigen Pyramiden bestimmt unterscheidet, soll
hier nur nochmals hervorgehoben werden, dass die amphithecte
Pyramide durch zwei auf einander senkrechte ungleiche
Ebenen (Richtebenen), deren Schnittlinie die Pyramidenaxe (Haupt-
axe) ist (und nur durch diese beiden Ebenen!) in vier recht-
winkelige Pyramiden zerlegt wird, von denen je zwei an-
stossende symmetrisch-gleich, je zwei gegenständige aber
congruent sind. Diese Eigenschaft ist dadurch bedingt, dass die
beiden, in jenen Richtebenen liegenden Richtaxen (Euthynen oder
idealen Kreuzaxen), welche sich gegenseitig und die ungleichpolige
Hauptaxe unter rechten Winkeln halbiren, ungleich sind, während
die beiden Pole (und Polflächen) jeder Richtaxe gleich sind.
Die autopolen Heterostauren unterscheiden sich einerseits von
allen bisher untersuchten heteropolen Stauraxonien, also von den
Homostauren, durch die ungleiche Länge und Beschaffenheit der
radialen Kreuzaxen, während sie durch die gleiche Beschaffenheit der
beiden Pole jeder Kreuzaxe mit denselben übereinstimmen. Anderer-
seits sind sie von den allopolen Heterostauren, mit denen sie die
Ungleichheit der Kreuzaxen gemein haben, durch die Gleichheit ihrer
Pole verschieden. Wie sie durch diese Eigenschaften zwischen den
beiden genannten Gruppen in der Mitte stehen, so ist es auch der
Fall mit Bezug auf die Körpermitte (Centrum). Während diese bei den
allopolen Heterostauren zur Ebene wird (Centrepipeden), so bleibt sie
bei den autopolen noch eine Linie, wie bei den Homostauren; allein
durch die Differenzirung der beiden Richtebenen, die bei den letzteren
stets gleich, also als solche eigentlich nicht vorhanden sind, tritt den-
noch eine Annäherung der Autopolen an die Allopolen ein, indem
gewissermaassen zwei Medianebenen durch die beiden Richtebenen
gegeben sind. Da aber jede derselben durch die andere in zwei
gleiche Hälften getheilt wird, so fehlt wiederum der wesentliche Cha-
racter der allopolen Medianebene, die Zusammensetzung aus zwei
ungleichen Hälften, Rücken- und Bauch-Hälfte. Daher können wir
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wandten Allopolen, niemals bestimmen, welche der beiden ungleichen
Richtaxen und Richtebenen die dorsoventrale, welche die laterale ist.
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Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/519>, abgerufen am 23.11.2024.
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