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Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866.

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Thiere und Pflanzen.
häufung von Spannkräften mehr entfernen. Andererseits fehlen den
Protisten allgemein diejenigen complicirteren Molekularbewegungen,
welche bei den Thieren als die besonderen Leistungen der Muskeln
und Nerven auftreten, und ebenso fehlen natürlich alle diejenigen
höheren Functionen des Nervensystems, welche sich in dem Nerven-
centrum der höheren Thiere zu Vorstellungen (Empfinden, Wollen,
Denken) differenziren. Dagegen sind Bewegungen, welche den Re-
flexbewegungen
der Thiere und der höheren Pflanzen (Mimosen etc.)
vollkommen entsprechen, bei den Protisten sehr allgemein verbreitet,
ohne an differenzirte Muskeln und Nerven-Organe geknüpft zu sein,
und treten zum Theil in sehr eigenthümlicher Form auf (Spongien,
Rhizopoden, Protoplasten etc.). Die meisten dieser mechanischen
Arbeitsleistungen
und die anderen besonderen Bewegungen der
Protisten (z. B. die sehr eigenthümlichen Bewegungen der Diatomeen,
Vibrioniden, vieler Flagellaten, Protoplasten etc.) sind aber noch sehr
wenig bekannt. Zwar ist von den meisten derselben anzunehmen, dass
sie auf Freiwerden lebendiger Kräfte beruhen; doch könnte von einigen
auch behauptet werden, dass sie umgekehrt die Wirkungen der Bin-
dung von Spannkräften sind. In diesen, wie in vielen anderen physio-
logischen und morphologischen Beziehungen haben wir eine befriedi-
gende Erkenntniss der Protisten erst von ausgedehnteren zukünftigen
Untersuchungen zu erwarten.

VIII. Character des Pflanzenreiches.

Vier Stämme des Pftanzenreiches: 1. Phycophyta (Algae pro parte).
2. Characeae. 3. Nematophyta (Fungi et Lichenes). 4. Cormophyta
(Phanerogamae omnes et Cryptogamae exclusis Nematophytis, Characeis et
Phycophytis).

VIII. A. Chemischer Character der Pflanzenreiches.
Aa. Character der chemischen Substrate der Pflanzen.

Die wichtigsten Substanzen des Pflanzenkörpers (vor Allen das
Plasma oder Protoplasma der Plastiden) sind Eiweiss-Verbindungen
(Albuminate),
durch deren Thätigkeit die meisten anderen Verbin-
dungen des Pflanzenleibes mittelbar oder unmittelbar erzeugt werden.
Die Eiweisskörper der Pflanzen treten in zahlreichen noch sehr unbe-
kannten Modificationen auf, von denen die wichtigsten das Pflanzen-
eiweiss (in sehr vielen Pflanzensäften gelöst), der Pflanzenfaserstoff
(Fibrin, der in Alkohol unlösliche Theil des Getreideklebers etc.) und
der Pflanzenkäsestoff (Casein der Leguminosenfrüchte, Legumin) sind.
Aus den Eiweiss-Verbindungen der Pflanzenkörper gehen sehr selten,
vielleicht nie, solche stickstoffhaltige Eiweiss-Derivate hervor, wie
sie im Körper der Thiere und vieler Protisten als Zellhäute, Cuticular-

Thiere und Pflanzen.
häufung von Spannkräften mehr entfernen. Andererseits fehlen den
Protisten allgemein diejenigen complicirteren Molekularbewegungen,
welche bei den Thieren als die besonderen Leistungen der Muskeln
und Nerven auftreten, und ebenso fehlen natürlich alle diejenigen
höheren Functionen des Nervensystems, welche sich in dem Nerven-
centrum der höheren Thiere zu Vorstellungen (Empfinden, Wollen,
Denken) differenziren. Dagegen sind Bewegungen, welche den Re-
flexbewegungen
der Thiere und der höheren Pflanzen (Mimosen etc.)
vollkommen entsprechen, bei den Protisten sehr allgemein verbreitet,
ohne an differenzirte Muskeln und Nerven-Organe geknüpft zu sein,
und treten zum Theil in sehr eigenthümlicher Form auf (Spongien,
Rhizopoden, Protoplasten etc.). Die meisten dieser mechanischen
Arbeitsleistungen
und die anderen besonderen Bewegungen der
Protisten (z. B. die sehr eigenthümlichen Bewegungen der Diatomeen,
Vibrioniden, vieler Flagellaten, Protoplasten etc.) sind aber noch sehr
wenig bekannt. Zwar ist von den meisten derselben anzunehmen, dass
sie auf Freiwerden lebendiger Kräfte beruhen; doch könnte von einigen
auch behauptet werden, dass sie umgekehrt die Wirkungen der Bin-
dung von Spannkräften sind. In diesen, wie in vielen anderen physio-
logischen und morphologischen Beziehungen haben wir eine befriedi-
gende Erkenntniss der Protisten erst von ausgedehnteren zukünftigen
Untersuchungen zu erwarten.

VIII. Character des Pflanzenreiches.

Vier Stämme des Pftanzenreiches: 1. Phycophyta (Algae pro parte).
2. Characeae. 3. Nematophyta (Fungi et Lichenes). 4. Cormophyta
(Phanerogamae omnes et Cryptogamae exclusis Nematophytis, Characeis et
Phycophytis).

VIII. A. Chemischer Character der Pflanzenreiches.
Aa. Character der chemischen Substrate der Pflanzen.

Die wichtigsten Substanzen des Pflanzenkörpers (vor Allen das
Plasma oder Protoplasma der Plastiden) sind Eiweiss-Verbindungen
(Albuminate),
durch deren Thätigkeit die meisten anderen Verbin-
dungen des Pflanzenleibes mittelbar oder unmittelbar erzeugt werden.
Die Eiweisskörper der Pflanzen treten in zahlreichen noch sehr unbe-
kannten Modificationen auf, von denen die wichtigsten das Pflanzen-
eiweiss (in sehr vielen Pflanzensäften gelöst), der Pflanzenfaserstoff
(Fibrin, der in Alkohol unlösliche Theil des Getreideklebers etc.) und
der Pflanzenkäsestoff (Casein der Leguminosenfrüchte, Legumin) sind.
Aus den Eiweiss-Verbindungen der Pflanzenkörper gehen sehr selten,
vielleicht nie, solche stickstoffhaltige Eiweiss-Derivate hervor, wie
sie im Körper der Thiere und vieler Protisten als Zellhäute, Cuticular-

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[220/0259] Thiere und Pflanzen. häufung von Spannkräften mehr entfernen. Andererseits fehlen den Protisten allgemein diejenigen complicirteren Molekularbewegungen, welche bei den Thieren als die besonderen Leistungen der Muskeln und Nerven auftreten, und ebenso fehlen natürlich alle diejenigen höheren Functionen des Nervensystems, welche sich in dem Nerven- centrum der höheren Thiere zu Vorstellungen (Empfinden, Wollen, Denken) differenziren. Dagegen sind Bewegungen, welche den Re- flexbewegungen der Thiere und der höheren Pflanzen (Mimosen etc.) vollkommen entsprechen, bei den Protisten sehr allgemein verbreitet, ohne an differenzirte Muskeln und Nerven-Organe geknüpft zu sein, und treten zum Theil in sehr eigenthümlicher Form auf (Spongien, Rhizopoden, Protoplasten etc.). Die meisten dieser mechanischen Arbeitsleistungen und die anderen besonderen Bewegungen der Protisten (z. B. die sehr eigenthümlichen Bewegungen der Diatomeen, Vibrioniden, vieler Flagellaten, Protoplasten etc.) sind aber noch sehr wenig bekannt. Zwar ist von den meisten derselben anzunehmen, dass sie auf Freiwerden lebendiger Kräfte beruhen; doch könnte von einigen auch behauptet werden, dass sie umgekehrt die Wirkungen der Bin- dung von Spannkräften sind. In diesen, wie in vielen anderen physio- logischen und morphologischen Beziehungen haben wir eine befriedi- gende Erkenntniss der Protisten erst von ausgedehnteren zukünftigen Untersuchungen zu erwarten. VIII. Character des Pflanzenreiches. Vier Stämme des Pftanzenreiches: 1. Phycophyta (Algae pro parte). 2. Characeae. 3. Nematophyta (Fungi et Lichenes). 4. Cormophyta (Phanerogamae omnes et Cryptogamae exclusis Nematophytis, Characeis et Phycophytis). VIII. A. Chemischer Character der Pflanzenreiches. Aa. Character der chemischen Substrate der Pflanzen. Die wichtigsten Substanzen des Pflanzenkörpers (vor Allen das Plasma oder Protoplasma der Plastiden) sind Eiweiss-Verbindungen (Albuminate), durch deren Thätigkeit die meisten anderen Verbin- dungen des Pflanzenleibes mittelbar oder unmittelbar erzeugt werden. Die Eiweisskörper der Pflanzen treten in zahlreichen noch sehr unbe- kannten Modificationen auf, von denen die wichtigsten das Pflanzen- eiweiss (in sehr vielen Pflanzensäften gelöst), der Pflanzenfaserstoff (Fibrin, der in Alkohol unlösliche Theil des Getreideklebers etc.) und der Pflanzenkäsestoff (Casein der Leguminosenfrüchte, Legumin) sind. Aus den Eiweiss-Verbindungen der Pflanzenkörper gehen sehr selten, vielleicht nie, solche stickstoffhaltige Eiweiss-Derivate hervor, wie sie im Körper der Thiere und vieler Protisten als Zellhäute, Cuticular-

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Zitationshilfe: Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/259>, abgerufen am 24.11.2024.