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Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866.

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I. Entstehung der ersten Organismen.
Sechstes Capitel.
Schöpfung und Selbstzeugung.
"Was wär' ein Gott, der nur von aussen stiesse,
Im Kreis das All am Finger laufen liesse!
Ihm ziemt's, die Welt im Innern zu bewegen,
Natur in Sich, Sich in Natur zu hegen,
So dass was in Ihm lebt und webt und ist,
Nie Seine Kraft, nie Seinen Geist vermisst."
Goethe.



I. Entstehung der ersten Organismen.

Alle grossen Erscheinungsreihen der organischen Natur, alle all-
gemeinen Resultate der zoologischen und botanischen, morphologischen
und physiologischen Forschungen, führen uns übereinstimmend mit
zwingender Gewalt zu dem gesetzlichen Schlusse, dass sämmtliche
Organismen, welche heutzutage die Erde beleben, und welche sie zu
irgend einer Zeit belebt haben, durch allmählige Umgestaltung und
langsame Vervollkommnung sich aus einer verhältnissmässig geringen
Anzahl von höchst einfachen Urwesen (Protorganismen) entwickelt
haben. Diese Entwickelung geschah und geschieht auf dem Wege der
materiellen Fortpflanzung, der elterlichen Zeugung, nach den Gesetzen
der Erblichkeit und der die Erblichkeit modificirenden Variabilität und
Anpassung. Alle, auch die höchsten und complicirtesten Organismen
können nur auf diesem Wege, durch allmählige Differenzirung und
Transmutation von einfachsten und niedrigsten Lebewesen enstan-
den sein.

Dieses äusserst wichtige Entwickelungs-Gesetz bildet den Kern
derjenigen Theorie, welche wir ein für alle Mal kurz als die Ab-
stammungslehre
oder Descendenz-Theorie bezeichnen wollen,
und deren Begründung wir vor Allen Lamarck, Goethe und Dar-
win
verdanken. Sie zeigt uns, in Uebereinstimmung mit allen fest-

I. Entstehung der ersten Organismen.
Sechstes Capitel.
Schöpfung und Selbstzeugung.
„Was wär’ ein Gott, der nur von aussen stiesse,
Im Kreis das All am Finger laufen liesse!
Ihm ziemt’s, die Welt im Innern zu bewegen,
Natur in Sich, Sich in Natur zu hegen,
So dass was in Ihm lebt und webt und ist,
Nie Seine Kraft, nie Seinen Geist vermisst.“
Goethe.



I. Entstehung der ersten Organismen.

Alle grossen Erscheinungsreihen der organischen Natur, alle all-
gemeinen Resultate der zoologischen und botanischen, morphologischen
und physiologischen Forschungen, führen uns übereinstimmend mit
zwingender Gewalt zu dem gesetzlichen Schlusse, dass sämmtliche
Organismen, welche heutzutage die Erde beleben, und welche sie zu
irgend einer Zeit belebt haben, durch allmählige Umgestaltung und
langsame Vervollkommnung sich aus einer verhältnissmässig geringen
Anzahl von höchst einfachen Urwesen (Protorganismen) entwickelt
haben. Diese Entwickelung geschah und geschieht auf dem Wege der
materiellen Fortpflanzung, der elterlichen Zeugung, nach den Gesetzen
der Erblichkeit und der die Erblichkeit modificirenden Variabilität und
Anpassung. Alle, auch die höchsten und complicirtesten Organismen
können nur auf diesem Wege, durch allmählige Differenzirung und
Transmutation von einfachsten und niedrigsten Lebewesen enstan-
den sein.

Dieses äusserst wichtige Entwickelungs-Gesetz bildet den Kern
derjenigen Theorie, welche wir ein für alle Mal kurz als die Ab-
stammungslehre
oder Descendenz-Theorie bezeichnen wollen,
und deren Begründung wir vor Allen Lamarck, Goethe und Dar-
win
verdanken. Sie zeigt uns, in Uebereinstimmung mit allen fest-

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[167/0206] I. Entstehung der ersten Organismen. Sechstes Capitel. Schöpfung und Selbstzeugung. „Was wär’ ein Gott, der nur von aussen stiesse, Im Kreis das All am Finger laufen liesse! Ihm ziemt’s, die Welt im Innern zu bewegen, Natur in Sich, Sich in Natur zu hegen, So dass was in Ihm lebt und webt und ist, Nie Seine Kraft, nie Seinen Geist vermisst.“ Goethe. I. Entstehung der ersten Organismen. Alle grossen Erscheinungsreihen der organischen Natur, alle all- gemeinen Resultate der zoologischen und botanischen, morphologischen und physiologischen Forschungen, führen uns übereinstimmend mit zwingender Gewalt zu dem gesetzlichen Schlusse, dass sämmtliche Organismen, welche heutzutage die Erde beleben, und welche sie zu irgend einer Zeit belebt haben, durch allmählige Umgestaltung und langsame Vervollkommnung sich aus einer verhältnissmässig geringen Anzahl von höchst einfachen Urwesen (Protorganismen) entwickelt haben. Diese Entwickelung geschah und geschieht auf dem Wege der materiellen Fortpflanzung, der elterlichen Zeugung, nach den Gesetzen der Erblichkeit und der die Erblichkeit modificirenden Variabilität und Anpassung. Alle, auch die höchsten und complicirtesten Organismen können nur auf diesem Wege, durch allmählige Differenzirung und Transmutation von einfachsten und niedrigsten Lebewesen enstan- den sein. Dieses äusserst wichtige Entwickelungs-Gesetz bildet den Kern derjenigen Theorie, welche wir ein für alle Mal kurz als die Ab- stammungslehre oder Descendenz-Theorie bezeichnen wollen, und deren Begründung wir vor Allen Lamarck, Goethe und Dar- win verdanken. Sie zeigt uns, in Uebereinstimmung mit allen fest-

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Zitationshilfe: Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/206>, abgerufen am 28.11.2024.