Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Die erste Nacht. 1844. In dem Hotel Reichmann zu Mailand unter den geöffneten Thüren des Speisesaals, welche in den kleinen, zierlichen Garten hinausführen, saß eine Gesellschaft junger Offiziere -- es waren ihrer sechs -- gerade die Zahl, welche für ein kleines, feines Diner die richtige ist, und hatten dies angenehme und wichtige Geschäft so eben beendigt. Der reich servirte Tisch prangte in jener malerischen Unordnung des Silbers und Krystalls, zerstörter Frucht-Pyramiden, entkorkter Champagnerflaschen in Eiskübeln, jener Unordnung, über welche das befriedigte Auge so gern hinschweift, den duftigen Kaffee vor sich und die wohlriechende Havannah im Munde. Es war ein Nachmittag im Mai, die warme Sonne hatte sich aus dem engen Gärtchen emporgehoben, einer erfrischenden Kühle Platz machend, die durch Saalthüren Die erste Nacht. 1844. In dem Hotel Reichmann zu Mailand unter den geöffneten Thüren des Speisesaals, welche in den kleinen, zierlichen Garten hinausführen, saß eine Gesellschaft junger Offiziere — es waren ihrer sechs — gerade die Zahl, welche für ein kleines, feines Diner die richtige ist, und hatten dies angenehme und wichtige Geschäft so eben beendigt. Der reich servirte Tisch prangte in jener malerischen Unordnung des Silbers und Krystalls, zerstörter Frucht-Pyramiden, entkorkter Champagnerflaschen in Eiskübeln, jener Unordnung, über welche das befriedigte Auge so gern hinschweift, den duftigen Kaffee vor sich und die wohlriechende Havannah im Munde. Es war ein Nachmittag im Mai, die warme Sonne hatte sich aus dem engen Gärtchen emporgehoben, einer erfrischenden Kühle Platz machend, die durch Saalthüren <TEI> <text> <pb facs="#f0007"/> <body> <div type="chapter" n="1"> <head>Die erste Nacht. 1844.</head> <p>In dem Hotel Reichmann zu Mailand unter den geöffneten Thüren des Speisesaals, welche in den kleinen, zierlichen Garten hinausführen, saß eine Gesellschaft junger Offiziere — es waren ihrer sechs — gerade die Zahl, welche für ein kleines, feines Diner die richtige ist, und hatten dies angenehme und wichtige Geschäft so eben beendigt. Der reich servirte Tisch prangte in jener malerischen Unordnung des Silbers und Krystalls, zerstörter Frucht-Pyramiden, entkorkter Champagnerflaschen in Eiskübeln, jener Unordnung, über welche das befriedigte Auge so gern hinschweift, den duftigen Kaffee vor sich und die wohlriechende Havannah im Munde.</p><lb/> <p>Es war ein Nachmittag im Mai, die warme Sonne hatte sich aus dem engen Gärtchen emporgehoben, einer erfrischenden Kühle Platz machend, die durch Saalthüren<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0007]
Die erste Nacht. 1844. In dem Hotel Reichmann zu Mailand unter den geöffneten Thüren des Speisesaals, welche in den kleinen, zierlichen Garten hinausführen, saß eine Gesellschaft junger Offiziere — es waren ihrer sechs — gerade die Zahl, welche für ein kleines, feines Diner die richtige ist, und hatten dies angenehme und wichtige Geschäft so eben beendigt. Der reich servirte Tisch prangte in jener malerischen Unordnung des Silbers und Krystalls, zerstörter Frucht-Pyramiden, entkorkter Champagnerflaschen in Eiskübeln, jener Unordnung, über welche das befriedigte Auge so gern hinschweift, den duftigen Kaffee vor sich und die wohlriechende Havannah im Munde.
Es war ein Nachmittag im Mai, die warme Sonne hatte sich aus dem engen Gärtchen emporgehoben, einer erfrischenden Kühle Platz machend, die durch Saalthüren
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