Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Armeecorps, der Husarenoffizier aber nach Formgara, wo der Feldmarschall Radetzky sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte. Vier Jahre waren vergangen, seit der junge Husarenoffizier nicht mehr zu diese Gegend gekommen war. Nachdem er seine große Tour nach Rom, Neapel, Paris und Wien beendigt, war er dort als Oberleutnant zu einem andern Husarenregiment versetzt worden und da verblieben, bis in der Lombardei der Krieg ausbrach, worauf er sich zur Armee nach Italien meldete und als guter Offizier und gewandter Reiter gern zum Ordonnanzoffizier ernannt wurde. Der Abend war bereits hereingebrochen, als er Formigara, ein kleines Dörfchen erreichte. Auf der Straße bewegten sich dichte Colonnen Artillerie und Fuhrwerk und ließen ihn nur im Schritt vorwärts kommen. In der Nähe des Orts mehrte sich das militärische Getümmel. Auf den Feldern rechts und links lagerte Infanterie und Cavallerie; Holz wurde herbeigeschleppt, und hie und da stieg dichter Dampf auf von den Lagerfeuern, die man im Begriffe war anzuzünden. Auf der Straße in Formigara drängte und wogte es durcheinander. Dort hielten lange Reihen Ochsenkarren mit Weinfässern beladen, und in großen hölzernen Kannen wurden die Portionen für die Soldaten ausgetheilt. Das Haus, in welchem der Feldmarschall wohnte, ein kleines, unscheinbares Gebäude, bot ein ganz bewegtes Bild des Hauptquartiers. An allen Fenstern Armeecorps, der Husarenoffizier aber nach Formgara, wo der Feldmarschall Radetzky sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte. Vier Jahre waren vergangen, seit der junge Husarenoffizier nicht mehr zu diese Gegend gekommen war. Nachdem er seine große Tour nach Rom, Neapel, Paris und Wien beendigt, war er dort als Oberleutnant zu einem andern Husarenregiment versetzt worden und da verblieben, bis in der Lombardei der Krieg ausbrach, worauf er sich zur Armee nach Italien meldete und als guter Offizier und gewandter Reiter gern zum Ordonnanzoffizier ernannt wurde. Der Abend war bereits hereingebrochen, als er Formigara, ein kleines Dörfchen erreichte. Auf der Straße bewegten sich dichte Colonnen Artillerie und Fuhrwerk und ließen ihn nur im Schritt vorwärts kommen. In der Nähe des Orts mehrte sich das militärische Getümmel. Auf den Feldern rechts und links lagerte Infanterie und Cavallerie; Holz wurde herbeigeschleppt, und hie und da stieg dichter Dampf auf von den Lagerfeuern, die man im Begriffe war anzuzünden. Auf der Straße in Formigara drängte und wogte es durcheinander. Dort hielten lange Reihen Ochsenkarren mit Weinfässern beladen, und in großen hölzernen Kannen wurden die Portionen für die Soldaten ausgetheilt. Das Haus, in welchem der Feldmarschall wohnte, ein kleines, unscheinbares Gebäude, bot ein ganz bewegtes Bild des Hauptquartiers. An allen Fenstern <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="2"> <p><pb facs="#f0047"/> Armeecorps, der Husarenoffizier aber nach Formgara, wo der Feldmarschall Radetzky sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte.</p><lb/> <p>Vier Jahre waren vergangen, seit der junge Husarenoffizier nicht mehr zu diese Gegend gekommen war. Nachdem er seine große Tour nach Rom, Neapel, Paris und Wien beendigt, war er dort als Oberleutnant zu einem andern Husarenregiment versetzt worden und da verblieben, bis in der Lombardei der Krieg ausbrach, worauf er sich zur Armee nach Italien meldete und als guter Offizier und gewandter Reiter gern zum Ordonnanzoffizier ernannt wurde.</p><lb/> <p>Der Abend war bereits hereingebrochen, als er Formigara, ein kleines Dörfchen erreichte. Auf der Straße bewegten sich dichte Colonnen Artillerie und Fuhrwerk und ließen ihn nur im Schritt vorwärts kommen. In der Nähe des Orts mehrte sich das militärische Getümmel. Auf den Feldern rechts und links lagerte Infanterie und Cavallerie; Holz wurde herbeigeschleppt, und hie und da stieg dichter Dampf auf von den Lagerfeuern, die man im Begriffe war anzuzünden. Auf der Straße in Formigara drängte und wogte es durcheinander. Dort hielten lange Reihen Ochsenkarren mit Weinfässern beladen, und in großen hölzernen Kannen wurden die Portionen für die Soldaten ausgetheilt.</p><lb/> <p>Das Haus, in welchem der Feldmarschall wohnte, ein kleines, unscheinbares Gebäude, bot ein ganz bewegtes Bild des Hauptquartiers. An allen Fenstern<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0047]
Armeecorps, der Husarenoffizier aber nach Formgara, wo der Feldmarschall Radetzky sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte.
Vier Jahre waren vergangen, seit der junge Husarenoffizier nicht mehr zu diese Gegend gekommen war. Nachdem er seine große Tour nach Rom, Neapel, Paris und Wien beendigt, war er dort als Oberleutnant zu einem andern Husarenregiment versetzt worden und da verblieben, bis in der Lombardei der Krieg ausbrach, worauf er sich zur Armee nach Italien meldete und als guter Offizier und gewandter Reiter gern zum Ordonnanzoffizier ernannt wurde.
Der Abend war bereits hereingebrochen, als er Formigara, ein kleines Dörfchen erreichte. Auf der Straße bewegten sich dichte Colonnen Artillerie und Fuhrwerk und ließen ihn nur im Schritt vorwärts kommen. In der Nähe des Orts mehrte sich das militärische Getümmel. Auf den Feldern rechts und links lagerte Infanterie und Cavallerie; Holz wurde herbeigeschleppt, und hie und da stieg dichter Dampf auf von den Lagerfeuern, die man im Begriffe war anzuzünden. Auf der Straße in Formigara drängte und wogte es durcheinander. Dort hielten lange Reihen Ochsenkarren mit Weinfässern beladen, und in großen hölzernen Kannen wurden die Portionen für die Soldaten ausgetheilt.
Das Haus, in welchem der Feldmarschall wohnte, ein kleines, unscheinbares Gebäude, bot ein ganz bewegtes Bild des Hauptquartiers. An allen Fenstern
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T10:37:05Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T10:37:05Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |