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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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vor uns, über die Gewohnheiten unsrer heutigen Gesellschaft und das Moralprinzip, welches ihnen zum Grunde liegt, einen gründlicheren Aufschluß zu geben.

Schon in dem Kapitel über das Moderne suchte der Autor nach jener allgemeinen Formel, mit welcher sich vielleicht das Räthsel unsrer heutigen Eigenthümlichkeiten lösen ließe. Allein wurde er dabei nicht wie auf einem dunklen, gefahrvollen Meere ohne Steuerruder und Segel hin- und hergeworfen! Mußte er sich nicht begnügen, aus dem, was das Moderne nicht ist, auf seine Beschaffenheit zu schließen, aus den Verstößen gegen die Mode die Mode selbst zu erklären? Der Autor gab die Möglichkeit preis, jene Mittelstraße zu entdecken, wo das Moderne lächerlich zu seyn aufhört und bedeutend zu werden anfängt, und konnte damit schließen, daß vielleicht diese Ungewißheit selbst, über die Formen unsres gegenwärtigen bürgerlichen und geselligen Lebens, über die Fragen der Kunst und Wissenschaft ins Reine zu kommen, den eigenthümlichen Charakter des Modernen ausdrücken möge.

Sitte und Sitten schließen sich einer ähnlichen Betrachtung an. Auch hier wird man an der Auffindung eines allgemeinen Prinzips verzweifeln müssen und sich nur über die vereinzelten Pulsschläge eines neuen Lebens aufklären können, welches sich scheint in den Zeitgenossen Durchbruch schaffen zu wollen. Wie viel Begriffe haben sich nicht seit den lezten fünfzig Jahren verändert, und wie viel Gewohnheiten sind nicht

vor uns, über die Gewohnheiten unsrer heutigen Gesellschaft und das Moralprinzip, welches ihnen zum Grunde liegt, einen gründlicheren Aufschluß zu geben.

Schon in dem Kapitel über das Moderne suchte der Autor nach jener allgemeinen Formel, mit welcher sich vielleicht das Räthsel unsrer heutigen Eigenthümlichkeiten lösen ließe. Allein wurde er dabei nicht wie auf einem dunklen, gefahrvollen Meere ohne Steuerruder und Segel hin- und hergeworfen! Mußte er sich nicht begnügen, aus dem, was das Moderne nicht ist, auf seine Beschaffenheit zu schließen, aus den Verstößen gegen die Mode die Mode selbst zu erklären? Der Autor gab die Möglichkeit preis, jene Mittelstraße zu entdecken, wo das Moderne lächerlich zu seyn aufhört und bedeutend zu werden anfängt, und konnte damit schließen, daß vielleicht diese Ungewißheit selbst, über die Formen unsres gegenwärtigen bürgerlichen und geselligen Lebens, über die Fragen der Kunst und Wissenschaft ins Reine zu kommen, den eigenthümlichen Charakter des Modernen ausdrücken möge.

Sitte und Sitten schließen sich einer ähnlichen Betrachtung an. Auch hier wird man an der Auffindung eines allgemeinen Prinzips verzweifeln müssen und sich nur über die vereinzelten Pulsschläge eines neuen Lebens aufklären können, welches sich scheint in den Zeitgenossen Durchbruch schaffen zu wollen. Wie viel Begriffe haben sich nicht seit den lezten fünfzig Jahren verändert, und wie viel Gewohnheiten sind nicht

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[6/0008] vor uns, über die Gewohnheiten unsrer heutigen Gesellschaft und das Moralprinzip, welches ihnen zum Grunde liegt, einen gründlicheren Aufschluß zu geben. Schon in dem Kapitel über das Moderne suchte der Autor nach jener allgemeinen Formel, mit welcher sich vielleicht das Räthsel unsrer heutigen Eigenthümlichkeiten lösen ließe. Allein wurde er dabei nicht wie auf einem dunklen, gefahrvollen Meere ohne Steuerruder und Segel hin- und hergeworfen! Mußte er sich nicht begnügen, aus dem, was das Moderne nicht ist, auf seine Beschaffenheit zu schließen, aus den Verstößen gegen die Mode die Mode selbst zu erklären? Der Autor gab die Möglichkeit preis, jene Mittelstraße zu entdecken, wo das Moderne lächerlich zu seyn aufhört und bedeutend zu werden anfängt, und konnte damit schließen, daß vielleicht diese Ungewißheit selbst, über die Formen unsres gegenwärtigen bürgerlichen und geselligen Lebens, über die Fragen der Kunst und Wissenschaft ins Reine zu kommen, den eigenthümlichen Charakter des Modernen ausdrücken möge. Sitte und Sitten schließen sich einer ähnlichen Betrachtung an. Auch hier wird man an der Auffindung eines allgemeinen Prinzips verzweifeln müssen und sich nur über die vereinzelten Pulsschläge eines neuen Lebens aufklären können, welches sich scheint in den Zeitgenossen Durchbruch schaffen zu wollen. Wie viel Begriffe haben sich nicht seit den lezten fünfzig Jahren verändert, und wie viel Gewohnheiten sind nicht

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/8>, abgerufen am 23.11.2024.