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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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Weit klarer noch wird diese neue, so geistreiche und so gefühllose Dialektik werden, wenn wir hier einige Stellen aus einem Angriffe gegen die neuen Besserungsanstalten für Verbrecher, gegen diese herrlichen Blüthen der Philanthropie, hersetzen. Sie rühren von einem Franzosen her, der noch dazu das Christenthum beschwört, um seine grausame Theorie als religiös hinzustellen. Wer sollte dies von einem Franzosen erwarten! Aber die Dinge und die Menschen haben seit dreißig Jahren in Europa einen gewaltigen Umschwung bekommen. Die frommen Deutschen werden frivol und die frivolen Franzosen andächtig.

"Die Sträflinge, schreibt Granier von Cassagnac, ein französischer Autor von heute, welche im Allgemeinen ein Gegenstand der Furcht und des Schreckens für alle Völker waren, sehen sich auf einmal von Mitleiden und Großmuth umgeben. Statt der hergebrachten, alten und allgemein verbreiteten Ansicht, welche sie als Verdammte behandelte und sie in Schande und Elend sterben ließ, hat sich eine andere neue, erbarmungsreiche, philanthropische gebildet, welche sie beinahe wie Leute betrachtet, die bloß an Kopf und Herz leiden, deren Krankheit aber nicht unheilbar ist und die sie vermittelst eines Systems moralischer Heilkunde wieder herzustellen gedenkt. Aus dieser Pathologie der Empfindungen und Jdeen der Sträflinge bestehen die jetzigen Strafsysteme. Schon

Weit klarer noch wird diese neue, so geistreiche und so gefühllose Dialektik werden, wenn wir hier einige Stellen aus einem Angriffe gegen die neuen Besserungsanstalten für Verbrecher, gegen diese herrlichen Blüthen der Philanthropie, hersetzen. Sie rühren von einem Franzosen her, der noch dazu das Christenthum beschwört, um seine grausame Theorie als religiös hinzustellen. Wer sollte dies von einem Franzosen erwarten! Aber die Dinge und die Menschen haben seit dreißig Jahren in Europa einen gewaltigen Umschwung bekommen. Die frommen Deutschen werden frivol und die frivolen Franzosen andächtig.

"Die Sträflinge, schreibt Granier von Cassagnac, ein französischer Autor von heute, welche im Allgemeinen ein Gegenstand der Furcht und des Schreckens für alle Völker waren, sehen sich auf einmal von Mitleiden und Großmuth umgeben. Statt der hergebrachten, alten und allgemein verbreiteten Ansicht, welche sie als Verdammte behandelte und sie in Schande und Elend sterben ließ, hat sich eine andere neue, erbarmungsreiche, philanthropische gebildet, welche sie beinahe wie Leute betrachtet, die bloß an Kopf und Herz leiden, deren Krankheit aber nicht unheilbar ist und die sie vermittelst eines Systems moralischer Heilkunde wieder herzustellen gedenkt. Aus dieser Pathologie der Empfindungen und Jdeen der Sträflinge bestehen die jetzigen Strafsysteme. Schon

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[65/0067] Weit klarer noch wird diese neue, so geistreiche und so gefühllose Dialektik werden, wenn wir hier einige Stellen aus einem Angriffe gegen die neuen Besserungsanstalten für Verbrecher, gegen diese herrlichen Blüthen der Philanthropie, hersetzen. Sie rühren von einem Franzosen her, der noch dazu das Christenthum beschwört, um seine grausame Theorie als religiös hinzustellen. Wer sollte dies von einem Franzosen erwarten! Aber die Dinge und die Menschen haben seit dreißig Jahren in Europa einen gewaltigen Umschwung bekommen. Die frommen Deutschen werden frivol und die frivolen Franzosen andächtig. "Die Sträflinge, schreibt Granier von Cassagnac, ein französischer Autor von heute, welche im Allgemeinen ein Gegenstand der Furcht und des Schreckens für alle Völker waren, sehen sich auf einmal von Mitleiden und Großmuth umgeben. Statt der hergebrachten, alten und allgemein verbreiteten Ansicht, welche sie als Verdammte behandelte und sie in Schande und Elend sterben ließ, hat sich eine andere neue, erbarmungsreiche, philanthropische gebildet, welche sie beinahe wie Leute betrachtet, die bloß an Kopf und Herz leiden, deren Krankheit aber nicht unheilbar ist und die sie vermittelst eines Systems moralischer Heilkunde wieder herzustellen gedenkt. Aus dieser Pathologie der Empfindungen und Jdeen der Sträflinge bestehen die jetzigen Strafsysteme. Schon

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/67>, abgerufen am 24.11.2024.