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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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Zeitperioden in der Historie schon Jdeen, die in das verworrene Gewühl von Namen und Jahreszahlen erhellende Schlaglichter warfen; sollten da nicht die Philosophen so viel Blitzesstrahlen in ihre verewigte Hand gefaßt haben, als sie bewältigen konnten, um in die schwüle Zeit ihre elektrischen Luftreinigungen zu donnern?

Wenn die Geschichte der Menschheit ein sinniger Bau ist, dann ist es auch die Geschichte der Philosophie, das sehen wir mit klaren Augen, das entnehmen wir aus der Achtung, die wir dem Scharfsinn aller dahin gegangenen Denker zollen müssen, das entnehmen wir aus den Grundlagen, die befestigt, aus den Jrrthümern, die begangen seyn mußten, daß wir selbst einen Bau aufführten und die Wahrheit, unsere Wahrheit, unsere Ueberzeugung als Kuppel darauf sezten. Wenn die jezt herrschenden Philosophien durch die Gegenwart nicht gebunden werden, so bindet sie die Vergangenheit.

Das zweite Resultat der modernen Philosophie, unabhängig von der Wissenschaft, möge ihrer positiven und historischen Stellung gelten. Die Geschichte beweist, daß die Philosophie nicht immer in die Fugen der Zeit, welche sie gebar, passen wollte. Sokrates galt für den Weisesten, aber nicht für den Besten der Griechen, er mußte den Giftbecher trinken; die Philosophie des Heilandes wurde an das Kreuz geschlagen; die Philosopheme späterer Jahrhunderte

Zeitperioden in der Historie schon Jdeen, die in das verworrene Gewühl von Namen und Jahreszahlen erhellende Schlaglichter warfen; sollten da nicht die Philosophen so viel Blitzesstrahlen in ihre verewigte Hand gefaßt haben, als sie bewältigen konnten, um in die schwüle Zeit ihre elektrischen Luftreinigungen zu donnern?

Wenn die Geschichte der Menschheit ein sinniger Bau ist, dann ist es auch die Geschichte der Philosophie, das sehen wir mit klaren Augen, das entnehmen wir aus der Achtung, die wir dem Scharfsinn aller dahin gegangenen Denker zollen müssen, das entnehmen wir aus den Grundlagen, die befestigt, aus den Jrrthümern, die begangen seyn mußten, daß wir selbst einen Bau aufführten und die Wahrheit, unsere Wahrheit, unsere Ueberzeugung als Kuppel darauf sezten. Wenn die jezt herrschenden Philosophien durch die Gegenwart nicht gebunden werden, so bindet sie die Vergangenheit.

Das zweite Resultat der modernen Philosophie, unabhängig von der Wissenschaft, möge ihrer positiven und historischen Stellung gelten. Die Geschichte beweist, daß die Philosophie nicht immer in die Fugen der Zeit, welche sie gebar, passen wollte. Sokrates galt für den Weisesten, aber nicht für den Besten der Griechen, er mußte den Giftbecher trinken; die Philosophie des Heilandes wurde an das Kreuz geschlagen; die Philosopheme späterer Jahrhunderte

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[357/0359] Zeitperioden in der Historie schon Jdeen, die in das verworrene Gewühl von Namen und Jahreszahlen erhellende Schlaglichter warfen; sollten da nicht die Philosophen so viel Blitzesstrahlen in ihre verewigte Hand gefaßt haben, als sie bewältigen konnten, um in die schwüle Zeit ihre elektrischen Luftreinigungen zu donnern? Wenn die Geschichte der Menschheit ein sinniger Bau ist, dann ist es auch die Geschichte der Philosophie, das sehen wir mit klaren Augen, das entnehmen wir aus der Achtung, die wir dem Scharfsinn aller dahin gegangenen Denker zollen müssen, das entnehmen wir aus den Grundlagen, die befestigt, aus den Jrrthümern, die begangen seyn mußten, daß wir selbst einen Bau aufführten und die Wahrheit, unsere Wahrheit, unsere Ueberzeugung als Kuppel darauf sezten. Wenn die jezt herrschenden Philosophien durch die Gegenwart nicht gebunden werden, so bindet sie die Vergangenheit. Das zweite Resultat der modernen Philosophie, unabhängig von der Wissenschaft, möge ihrer positiven und historischen Stellung gelten. Die Geschichte beweist, daß die Philosophie nicht immer in die Fugen der Zeit, welche sie gebar, passen wollte. Sokrates galt für den Weisesten, aber nicht für den Besten der Griechen, er mußte den Giftbecher trinken; die Philosophie des Heilandes wurde an das Kreuz geschlagen; die Philosopheme späterer Jahrhunderte

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/359>, abgerufen am 22.11.2024.