Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.Adam Smith seine unsterblichen Nationalreichthumsmaximen auf, welche die Grundlage einer neuen Wissenschaft, weil einer neuen Methode, geworden sind und so kam Gutes und Böses zusammen, um die Wissenschaften zu heben und sie zu den eigentlichen Herrscherinnen der Welt zu machen. Fassen wir alle Thätigkeiten im Schooße der Wissenschaften und namentlich die spekulative Beförderung derselben unter dem Namen der Literatur zusammen, so ist dies freilich ein Begriff, der formell zu eng ist für jenen Jnhalt, den er umfassen soll. Literatur schließt einen formellen Endzweck mit ein, eben so die literarische Aeußerung der Kunst und sagt weit weniger, als das, was sich Alles als wissenschaftliche Leistung, wenn auch nur durch das Mittel der Schrift bewährt. Hier kommen wir namentlich, wenn wir das Verhältniß der Literatur zur Gesellschaft und zur Ordnung derselben bedenken, gleich zu einer zeitgenössischen Erfahrung. Die Wissenschaften sind in aller Munde, die Literatur wird nur von wenigen ausgesprochen; den Wissenschaften gesteht man weltbezwingende Wirkungen zu, und als Prinzip die größtmöglichste Unabhängigkeit; die Literatur aber ist ein trübes, schwankendes, verlockendes Meer, und ihr soll kaum der Schatten von jener Sonne der Freiheit, die den Wissenschaften leuchtet, gestattet werden. Jn der That, beide Begriffe sind nicht mehr dieselben, ebenso wie auch der Begriff der Presse weit umfangreicher Adam Smith seine unsterblichen Nationalreichthumsmaximen auf, welche die Grundlage einer neuen Wissenschaft, weil einer neuen Methode, geworden sind und so kam Gutes und Böses zusammen, um die Wissenschaften zu heben und sie zu den eigentlichen Herrscherinnen der Welt zu machen. Fassen wir alle Thätigkeiten im Schooße der Wissenschaften und namentlich die spekulative Beförderung derselben unter dem Namen der Literatur zusammen, so ist dies freilich ein Begriff, der formell zu eng ist für jenen Jnhalt, den er umfassen soll. Literatur schließt einen formellen Endzweck mit ein, eben so die literarische Aeußerung der Kunst und sagt weit weniger, als das, was sich Alles als wissenschaftliche Leistung, wenn auch nur durch das Mittel der Schrift bewährt. Hier kommen wir namentlich, wenn wir das Verhältniß der Literatur zur Gesellschaft und zur Ordnung derselben bedenken, gleich zu einer zeitgenössischen Erfahrung. Die Wissenschaften sind in aller Munde, die Literatur wird nur von wenigen ausgesprochen; den Wissenschaften gesteht man weltbezwingende Wirkungen zu, und als Prinzip die größtmöglichste Unabhängigkeit; die Literatur aber ist ein trübes, schwankendes, verlockendes Meer, und ihr soll kaum der Schatten von jener Sonne der Freiheit, die den Wissenschaften leuchtet, gestattet werden. Jn der That, beide Begriffe sind nicht mehr dieselben, ebenso wie auch der Begriff der Presse weit umfangreicher <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0300" n="298"/><hi rendition="#g">Adam Smith</hi> seine unsterblichen Nationalreichthumsmaximen auf, welche die Grundlage einer neuen Wissenschaft, weil einer neuen Methode, geworden sind und so kam Gutes und Böses zusammen, um die Wissenschaften zu heben und sie zu den eigentlichen Herrscherinnen der Welt zu machen.</p> <p>Fassen wir alle Thätigkeiten im Schooße der Wissenschaften und namentlich die spekulative Beförderung derselben unter dem Namen der Literatur zusammen, so ist dies freilich ein Begriff, der <hi rendition="#g">formell</hi> zu eng ist für jenen Jnhalt, den er umfassen soll. Literatur schließt einen formellen Endzweck mit ein, eben so die literarische Aeußerung der Kunst und sagt weit weniger, als das, was sich Alles als wissenschaftliche Leistung, wenn auch nur durch das Mittel der Schrift bewährt. Hier kommen wir namentlich, wenn wir das Verhältniß der Literatur zur Gesellschaft und zur Ordnung derselben bedenken, gleich zu einer zeitgenössischen Erfahrung. Die Wissenschaften sind in aller Munde, die Literatur wird nur von wenigen ausgesprochen; den Wissenschaften gesteht man weltbezwingende Wirkungen zu, und als Prinzip die größtmöglichste Unabhängigkeit; die Literatur aber ist ein trübes, schwankendes, verlockendes Meer, und ihr soll kaum der Schatten von jener Sonne der Freiheit, die den Wissenschaften leuchtet, gestattet werden. Jn der That, beide Begriffe sind nicht mehr dieselben, ebenso wie auch der Begriff der Presse weit umfangreicher </p> </div> </body> </text> </TEI> [298/0300]
Adam Smith seine unsterblichen Nationalreichthumsmaximen auf, welche die Grundlage einer neuen Wissenschaft, weil einer neuen Methode, geworden sind und so kam Gutes und Böses zusammen, um die Wissenschaften zu heben und sie zu den eigentlichen Herrscherinnen der Welt zu machen.
Fassen wir alle Thätigkeiten im Schooße der Wissenschaften und namentlich die spekulative Beförderung derselben unter dem Namen der Literatur zusammen, so ist dies freilich ein Begriff, der formell zu eng ist für jenen Jnhalt, den er umfassen soll. Literatur schließt einen formellen Endzweck mit ein, eben so die literarische Aeußerung der Kunst und sagt weit weniger, als das, was sich Alles als wissenschaftliche Leistung, wenn auch nur durch das Mittel der Schrift bewährt. Hier kommen wir namentlich, wenn wir das Verhältniß der Literatur zur Gesellschaft und zur Ordnung derselben bedenken, gleich zu einer zeitgenössischen Erfahrung. Die Wissenschaften sind in aller Munde, die Literatur wird nur von wenigen ausgesprochen; den Wissenschaften gesteht man weltbezwingende Wirkungen zu, und als Prinzip die größtmöglichste Unabhängigkeit; die Literatur aber ist ein trübes, schwankendes, verlockendes Meer, und ihr soll kaum der Schatten von jener Sonne der Freiheit, die den Wissenschaften leuchtet, gestattet werden. Jn der That, beide Begriffe sind nicht mehr dieselben, ebenso wie auch der Begriff der Presse weit umfangreicher
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/300>, abgerufen am 16.07.2024. |