Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.geben kann, und das Unerläßliche, was sie dafür zurückfordert. Wäre der Katholizismus eine Religion mit Glaubenssätzen, die sich das Ansehen gäben, die Blüthen der menschlichen Vernunft zu seyn, dann würde auf das Licht, welches wir kaum vor unsern Augen strahlen sahen, ein trüber, dunkler Schatten fallen. Nein, der Katholizismus als Kirche, als Hierarchie, vom Pabst bis zum untersten Kleriker hinunter, ist gerade nur noch ein so feudaler Rest, wie all die Aristokratien, an denen wir leiden, wie all die morschen, uns umgebenden Jnstitutionen, auf welche das historische Recht seinen trotzigen Fuß gestellt hat, um sie gegen eine Wendung des Zeitgeistes zu vertheidigen, an dessen Sieg wir nicht zweifeln. Der Katholizismus, als Religion, ist bei den Gebildeten Gleichgültigkeit, bei den Ungebildeten ein Aberglaube, den, wie dies in Spanien und Jtalien der Fall ist, noch lange keine Vernunft aufklären kann und der, da ohnedies noch altes Heidenthum mit ihm verbunden ist, bei der Abwägung unseres Plus und Minus an Fortschritten kaum groß in Rechnung kommen kann. Einige zähe Völker, wie die Jrländer und Spanier, würden für ihren Glauben noch auftreten können, auch ein Theil Frankreichs, allein Jtalien erhübe sich nicht, wenn man ihm eine andere Lehre predigte, Oestreich nicht, Deutschland nicht und selbst der größte Theil von Frankreich nicht. Und dort, wo allenfalls die Hartnäckigkeit im Festhalten an die geben kann, und das Unerläßliche, was sie dafür zurückfordert. Wäre der Katholizismus eine Religion mit Glaubenssätzen, die sich das Ansehen gäben, die Blüthen der menschlichen Vernunft zu seyn, dann würde auf das Licht, welches wir kaum vor unsern Augen strahlen sahen, ein trüber, dunkler Schatten fallen. Nein, der Katholizismus als Kirche, als Hierarchie, vom Pabst bis zum untersten Kleriker hinunter, ist gerade nur noch ein so feudaler Rest, wie all die Aristokratien, an denen wir leiden, wie all die morschen, uns umgebenden Jnstitutionen, auf welche das historische Recht seinen trotzigen Fuß gestellt hat, um sie gegen eine Wendung des Zeitgeistes zu vertheidigen, an dessen Sieg wir nicht zweifeln. Der Katholizismus, als Religion, ist bei den Gebildeten Gleichgültigkeit, bei den Ungebildeten ein Aberglaube, den, wie dies in Spanien und Jtalien der Fall ist, noch lange keine Vernunft aufklären kann und der, da ohnedies noch altes Heidenthum mit ihm verbunden ist, bei der Abwägung unseres Plus und Minus an Fortschritten kaum groß in Rechnung kommen kann. Einige zähe Völker, wie die Jrländer und Spanier, würden für ihren Glauben noch auftreten können, auch ein Theil Frankreichs, allein Jtalien erhübe sich nicht, wenn man ihm eine andere Lehre predigte, Oestreich nicht, Deutschland nicht und selbst der größte Theil von Frankreich nicht. Und dort, wo allenfalls die Hartnäckigkeit im Festhalten an die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0182" n="180"/> geben kann, und das Unerläßliche, was sie dafür zurückfordert.</p> <p>Wäre der Katholizismus eine Religion mit Glaubenssätzen, die sich das Ansehen gäben, die Blüthen der menschlichen Vernunft zu seyn, dann würde auf das Licht, welches wir kaum vor unsern Augen strahlen sahen, ein trüber, dunkler Schatten fallen. Nein, der Katholizismus als Kirche, als Hierarchie, vom Pabst bis zum untersten Kleriker hinunter, ist gerade nur noch ein so feudaler Rest, wie all die Aristokratien, an denen wir leiden, wie all die morschen, uns umgebenden Jnstitutionen, auf welche das historische Recht seinen trotzigen Fuß gestellt hat, um sie gegen eine Wendung des Zeitgeistes zu vertheidigen, an dessen Sieg wir nicht zweifeln. Der Katholizismus, als Religion, ist bei den Gebildeten Gleichgültigkeit, bei den Ungebildeten ein Aberglaube, den, wie dies in Spanien und Jtalien der Fall ist, noch lange keine Vernunft aufklären kann und der, da ohnedies noch altes Heidenthum mit ihm verbunden ist, bei der Abwägung unseres <hi rendition="#aq">Plus</hi> und <hi rendition="#aq">Minus</hi> an Fortschritten kaum groß in Rechnung kommen kann. Einige zähe Völker, wie die Jrländer und Spanier, würden für ihren Glauben noch auftreten können, auch ein Theil Frankreichs, allein Jtalien erhübe sich nicht, wenn man ihm eine andere Lehre predigte, Oestreich nicht, Deutschland nicht und selbst der größte Theil von Frankreich nicht. Und dort, wo allenfalls die Hartnäckigkeit im Festhalten an die </p> </div> </body> </text> </TEI> [180/0182]
geben kann, und das Unerläßliche, was sie dafür zurückfordert.
Wäre der Katholizismus eine Religion mit Glaubenssätzen, die sich das Ansehen gäben, die Blüthen der menschlichen Vernunft zu seyn, dann würde auf das Licht, welches wir kaum vor unsern Augen strahlen sahen, ein trüber, dunkler Schatten fallen. Nein, der Katholizismus als Kirche, als Hierarchie, vom Pabst bis zum untersten Kleriker hinunter, ist gerade nur noch ein so feudaler Rest, wie all die Aristokratien, an denen wir leiden, wie all die morschen, uns umgebenden Jnstitutionen, auf welche das historische Recht seinen trotzigen Fuß gestellt hat, um sie gegen eine Wendung des Zeitgeistes zu vertheidigen, an dessen Sieg wir nicht zweifeln. Der Katholizismus, als Religion, ist bei den Gebildeten Gleichgültigkeit, bei den Ungebildeten ein Aberglaube, den, wie dies in Spanien und Jtalien der Fall ist, noch lange keine Vernunft aufklären kann und der, da ohnedies noch altes Heidenthum mit ihm verbunden ist, bei der Abwägung unseres Plus und Minus an Fortschritten kaum groß in Rechnung kommen kann. Einige zähe Völker, wie die Jrländer und Spanier, würden für ihren Glauben noch auftreten können, auch ein Theil Frankreichs, allein Jtalien erhübe sich nicht, wenn man ihm eine andere Lehre predigte, Oestreich nicht, Deutschland nicht und selbst der größte Theil von Frankreich nicht. Und dort, wo allenfalls die Hartnäckigkeit im Festhalten an die
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/182>, abgerufen am 27.07.2024. |