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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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die Phantasie noch nicht auf, der Vernunft als der Richtschnur ihrer Aeußerung unterthan zu seyn, wie frei sie sich auch sonst bewegen kann und wie spezifisch verschieden sie auch sonst von der Vernunft ist. Hätte das Gefühl solche Umrisse, wie die Anschauung sie haben muß, so würde die Vergleichung der Religion mit der Phantasie und Kunst noch schlagender seyn. Daß Phantasie und Vernunft etwas ganz verschiedenes und doch dasselbe sind, sehen wir ohne weiteres ein; allein wir würden es auch von der Religion und Vernunft einsehen, wenn nicht das Wesen der Erstern im Gefühle läge und wenn das Gefühl sich so begrenzen ließe, wie phantastische Visionen im Jnteresse der Kunst. So sollte denn auch der Ausdruck: Vernunftreligion nie etwas Anderes bedeuten, als daß man sich zu einer Religion bekennt, die der Vernunft nicht widerspricht; nimmer aber soll man glauben, daß Vernunft Quelle der Religion seyn könne, welches eine eben so unverständige Zusammenstellung wäre, als wenn man von einem Gemälde Wunder etwas zu sagen glaubte, wenn man sagte, daß es von der Vernunft eingegeben wäre!

Ja die Vernunft ist nicht selten weit mehr ein Hinderniß als eine Förderung der Religion, in dem Sinne nämlich, wie auch der Künstler wohl zagt und verzweifelt beim späteren Anblick einer ihm durch den Moment ohne viel Ueberlegens eingegeb'nen Schöpfung. Die Vernunft selbst, im thätigen Zustande gedacht,

die Phantasie noch nicht auf, der Vernunft als der Richtschnur ihrer Aeußerung unterthan zu seyn, wie frei sie sich auch sonst bewegen kann und wie spezifisch verschieden sie auch sonst von der Vernunft ist. Hätte das Gefühl solche Umrisse, wie die Anschauung sie haben muß, so würde die Vergleichung der Religion mit der Phantasie und Kunst noch schlagender seyn. Daß Phantasie und Vernunft etwas ganz verschiedenes und doch dasselbe sind, sehen wir ohne weiteres ein; allein wir würden es auch von der Religion und Vernunft einsehen, wenn nicht das Wesen der Erstern im Gefühle läge und wenn das Gefühl sich so begrenzen ließe, wie phantastische Visionen im Jnteresse der Kunst. So sollte denn auch der Ausdruck: Vernunftreligion nie etwas Anderes bedeuten, als daß man sich zu einer Religion bekennt, die der Vernunft nicht widerspricht; nimmer aber soll man glauben, daß Vernunft Quelle der Religion seyn könne, welches eine eben so unverständige Zusammenstellung wäre, als wenn man von einem Gemälde Wunder etwas zu sagen glaubte, wenn man sagte, daß es von der Vernunft eingegeben wäre!

Ja die Vernunft ist nicht selten weit mehr ein Hinderniß als eine Förderung der Religion, in dem Sinne nämlich, wie auch der Künstler wohl zagt und verzweifelt beim späteren Anblick einer ihm durch den Moment ohne viel Ueberlegens eingegeb’nen Schöpfung. Die Vernunft selbst, im thätigen Zustande gedacht,

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[163/0165] die Phantasie noch nicht auf, der Vernunft als der Richtschnur ihrer Aeußerung unterthan zu seyn, wie frei sie sich auch sonst bewegen kann und wie spezifisch verschieden sie auch sonst von der Vernunft ist. Hätte das Gefühl solche Umrisse, wie die Anschauung sie haben muß, so würde die Vergleichung der Religion mit der Phantasie und Kunst noch schlagender seyn. Daß Phantasie und Vernunft etwas ganz verschiedenes und doch dasselbe sind, sehen wir ohne weiteres ein; allein wir würden es auch von der Religion und Vernunft einsehen, wenn nicht das Wesen der Erstern im Gefühle läge und wenn das Gefühl sich so begrenzen ließe, wie phantastische Visionen im Jnteresse der Kunst. So sollte denn auch der Ausdruck: Vernunftreligion nie etwas Anderes bedeuten, als daß man sich zu einer Religion bekennt, die der Vernunft nicht widerspricht; nimmer aber soll man glauben, daß Vernunft Quelle der Religion seyn könne, welches eine eben so unverständige Zusammenstellung wäre, als wenn man von einem Gemälde Wunder etwas zu sagen glaubte, wenn man sagte, daß es von der Vernunft eingegeben wäre! Ja die Vernunft ist nicht selten weit mehr ein Hinderniß als eine Förderung der Religion, in dem Sinne nämlich, wie auch der Künstler wohl zagt und verzweifelt beim späteren Anblick einer ihm durch den Moment ohne viel Ueberlegens eingegeb’nen Schöpfung. Die Vernunft selbst, im thätigen Zustande gedacht,

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/165>, abgerufen am 22.11.2024.