Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

Bild:
<< vorherige Seite

die doch von der Spottlust der vergangenen so weit entfernt ist und gerade, durch mancherlei Umstände bewogen, den besten Willen zeigte, das Christenthum wieder in seine alte ehrwürdige Geltung einzusetzen, es doch nicht mehr bis zu einem glänzenden Siege desselben, bis zu einer aus ihm selbst hervorstrahlenden Entfaltung seiner göttlichen Glorie zu bringen wußte; möchte man da nicht auch annehmen, daß das Ziel, welches vom Christenthum ferner erreicht werden kann, nun wohl deutlich und klar genug vor Augen liegt? Jezt, wo Niemand mehr für die Frivolität eines Voltaire einstehen will, wo Jedermann den Atheismus für Renommisterei ansieht und die biblische Geschichte sicher ist, gegen jede Zerlegung ihres naiv-erhab'nen Jnhaltes allgemeinen Schutz zu finden; ist es doch auffallend genug und mit einer außerordentlichen Belehrung für uns und alle Zeiten verbunden, daß wir in der Stufenleiter von Entzückung und Gottandächtigkeit, die das Christenthum schon erlebt hat, doch nur eine der mittelsten Sprossen wieder einnehmen und beim besten Willen, die Göttlichkeit der Offenbarung anzuerkennen, doch nicht höher gekommen sind, als das Niveau unsres gegenwärtigen religiösen Bewußtseyns ist. Jedermann, selbst der vernunftgläubigste Rationalist verwirft die Behandlung, welche das achtzehnte Jahrhundert dem Christenthum widerfahren ließ und dennoch hat sich dasselbe nicht wieder von seiner Erniedrigung bis zu dem alten Glanze erheben

die doch von der Spottlust der vergangenen so weit entfernt ist und gerade, durch mancherlei Umstände bewogen, den besten Willen zeigte, das Christenthum wieder in seine alte ehrwürdige Geltung einzusetzen, es doch nicht mehr bis zu einem glänzenden Siege desselben, bis zu einer aus ihm selbst hervorstrahlenden Entfaltung seiner göttlichen Glorie zu bringen wußte; möchte man da nicht auch annehmen, daß das Ziel, welches vom Christenthum ferner erreicht werden kann, nun wohl deutlich und klar genug vor Augen liegt? Jezt, wo Niemand mehr für die Frivolität eines Voltaire einstehen will, wo Jedermann den Atheismus für Renommisterei ansieht und die biblische Geschichte sicher ist, gegen jede Zerlegung ihres naiv-erhab’nen Jnhaltes allgemeinen Schutz zu finden; ist es doch auffallend genug und mit einer außerordentlichen Belehrung für uns und alle Zeiten verbunden, daß wir in der Stufenleiter von Entzückung und Gottandächtigkeit, die das Christenthum schon erlebt hat, doch nur eine der mittelsten Sprossen wieder einnehmen und beim besten Willen, die Göttlichkeit der Offenbarung anzuerkennen, doch nicht höher gekommen sind, als das Niveau unsres gegenwärtigen religiösen Bewußtseyns ist. Jedermann, selbst der vernunftgläubigste Rationalist verwirft die Behandlung, welche das achtzehnte Jahrhundert dem Christenthum widerfahren ließ und dennoch hat sich dasselbe nicht wieder von seiner Erniedrigung bis zu dem alten Glanze erheben

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0145" n="143"/>
die doch von der Spottlust der vergangenen so weit entfernt ist und gerade, durch mancherlei Umstände bewogen, den besten Willen zeigte, das Christenthum wieder in seine alte ehrwürdige Geltung einzusetzen, es doch nicht mehr bis zu einem glänzenden Siege desselben, bis zu einer aus ihm selbst hervorstrahlenden Entfaltung seiner göttlichen Glorie zu bringen wußte; möchte man da nicht auch annehmen, daß das Ziel, welches vom Christenthum ferner erreicht werden kann, nun wohl deutlich und klar genug vor Augen liegt? Jezt, wo Niemand mehr für die Frivolität eines <hi rendition="#g">Voltaire</hi> einstehen will, wo Jedermann den Atheismus für Renommisterei ansieht und die biblische Geschichte sicher ist, gegen jede Zerlegung ihres naiv-erhab&#x2019;nen Jnhaltes allgemeinen Schutz zu finden; ist es doch auffallend genug und mit einer außerordentlichen Belehrung für uns und alle Zeiten verbunden, daß wir in der Stufenleiter von Entzückung und Gottandächtigkeit, die das Christenthum schon erlebt hat, doch nur eine der mittelsten Sprossen wieder einnehmen und beim besten Willen, die Göttlichkeit der Offenbarung anzuerkennen, doch nicht höher gekommen sind, als das Niveau unsres gegenwärtigen religiösen Bewußtseyns ist. Jedermann, selbst der vernunftgläubigste Rationalist verwirft die Behandlung, welche das achtzehnte Jahrhundert dem Christenthum widerfahren ließ und dennoch hat sich dasselbe nicht wieder von seiner Erniedrigung bis zu dem alten Glanze erheben
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0145] die doch von der Spottlust der vergangenen so weit entfernt ist und gerade, durch mancherlei Umstände bewogen, den besten Willen zeigte, das Christenthum wieder in seine alte ehrwürdige Geltung einzusetzen, es doch nicht mehr bis zu einem glänzenden Siege desselben, bis zu einer aus ihm selbst hervorstrahlenden Entfaltung seiner göttlichen Glorie zu bringen wußte; möchte man da nicht auch annehmen, daß das Ziel, welches vom Christenthum ferner erreicht werden kann, nun wohl deutlich und klar genug vor Augen liegt? Jezt, wo Niemand mehr für die Frivolität eines Voltaire einstehen will, wo Jedermann den Atheismus für Renommisterei ansieht und die biblische Geschichte sicher ist, gegen jede Zerlegung ihres naiv-erhab’nen Jnhaltes allgemeinen Schutz zu finden; ist es doch auffallend genug und mit einer außerordentlichen Belehrung für uns und alle Zeiten verbunden, daß wir in der Stufenleiter von Entzückung und Gottandächtigkeit, die das Christenthum schon erlebt hat, doch nur eine der mittelsten Sprossen wieder einnehmen und beim besten Willen, die Göttlichkeit der Offenbarung anzuerkennen, doch nicht höher gekommen sind, als das Niveau unsres gegenwärtigen religiösen Bewußtseyns ist. Jedermann, selbst der vernunftgläubigste Rationalist verwirft die Behandlung, welche das achtzehnte Jahrhundert dem Christenthum widerfahren ließ und dennoch hat sich dasselbe nicht wieder von seiner Erniedrigung bis zu dem alten Glanze erheben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-09-13T12:39:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-09-13T12:39:16Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-09-13T12:39:16Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/145
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/145>, abgerufen am 22.11.2024.