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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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Gallopaden zu ergötzen, zu mustern und zu kritisiren. Es ist unausstehlich! sagen die Tänzerinnen und reißen die noch unreifen Jünglinge, die erst kürzlich die Lektionen des Tanzmeisters verlassen haben, mit sich hin und her, rechts und links, wie es die Touren vorschreiben.

Es geht durch die Sitten unsres Jahrhunderts ein merkwürdig prüder Zug, der von den Frauen auf die Männer übergegangen ist. Diese Erscheinung ist so auffallend, daß man sich wohl erklären kann, wie närrische aber wohlmeinende Philosophen aufstanden und die Frauen, wie sie sagten, emanzipiren wollten. Diese Herren hätten bedenken sollen, daß die Reformation mit ihnen beginnen mußte, daß die Frauen sich verändert genug vorkommen würden, wenn die Männer nur dahin gebracht werden könnten, ihr Benehmen zu ändern. Es ist die Täuschung des Fahrenden, daß er glaubt, die Bäume der Landstraße flögen an ihm vorüber. Ebenso in dieser Rücksicht. Die Prüderie der Männer scheint ein Erbübel unsrer Tage werden zu wollen. Woher kömmt sie? Was bezweckt sie?

Wir glauben, daß sich hier ebenso viel moralische, wie materielle Veranlassungen darbieten. Der Ernst unsrer Zeit theilt sich den Männern, die für die Zeit berufen sind, mit. Der Krieg kann nicht mürrischer stimmen, als ein Friede, der eine Menge Jnteressen, die Geist und Leib berühren, unaufhörlich in Frage und hitzige Abrede stellt. Jm Kriege, in den finstersten

Gallopaden zu ergötzen, zu mustern und zu kritisiren. Es ist unausstehlich! sagen die Tänzerinnen und reißen die noch unreifen Jünglinge, die erst kürzlich die Lektionen des Tanzmeisters verlassen haben, mit sich hin und her, rechts und links, wie es die Touren vorschreiben.

Es geht durch die Sitten unsres Jahrhunderts ein merkwürdig prüder Zug, der von den Frauen auf die Männer übergegangen ist. Diese Erscheinung ist so auffallend, daß man sich wohl erklären kann, wie närrische aber wohlmeinende Philosophen aufstanden und die Frauen, wie sie sagten, emanzipiren wollten. Diese Herren hätten bedenken sollen, daß die Reformation mit ihnen beginnen mußte, daß die Frauen sich verändert genug vorkommen würden, wenn die Männer nur dahin gebracht werden könnten, ihr Benehmen zu ändern. Es ist die Täuschung des Fahrenden, daß er glaubt, die Bäume der Landstraße flögen an ihm vorüber. Ebenso in dieser Rücksicht. Die Prüderie der Männer scheint ein Erbübel unsrer Tage werden zu wollen. Woher kömmt sie? Was bezweckt sie?

Wir glauben, daß sich hier ebenso viel moralische, wie materielle Veranlassungen darbieten. Der Ernst unsrer Zeit theilt sich den Männern, die für die Zeit berufen sind, mit. Der Krieg kann nicht mürrischer stimmen, als ein Friede, der eine Menge Jnteressen, die Geist und Leib berühren, unaufhörlich in Frage und hitzige Abrede stellt. Jm Kriege, in den finstersten

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Gallopaden zu ergötzen, zu mustern und zu kritisiren. Es ist unausstehlich! sagen die Tänzerinnen und reißen die noch unreifen Jünglinge, die erst kürzlich die Lektionen des Tanzmeisters verlassen haben, mit sich hin und her, rechts und links, wie es die Touren vorschreiben.</p>
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[33/0061] Gallopaden zu ergötzen, zu mustern und zu kritisiren. Es ist unausstehlich! sagen die Tänzerinnen und reißen die noch unreifen Jünglinge, die erst kürzlich die Lektionen des Tanzmeisters verlassen haben, mit sich hin und her, rechts und links, wie es die Touren vorschreiben. Es geht durch die Sitten unsres Jahrhunderts ein merkwürdig prüder Zug, der von den Frauen auf die Männer übergegangen ist. Diese Erscheinung ist so auffallend, daß man sich wohl erklären kann, wie närrische aber wohlmeinende Philosophen aufstanden und die Frauen, wie sie sagten, emanzipiren wollten. Diese Herren hätten bedenken sollen, daß die Reformation mit ihnen beginnen mußte, daß die Frauen sich verändert genug vorkommen würden, wenn die Männer nur dahin gebracht werden könnten, ihr Benehmen zu ändern. Es ist die Täuschung des Fahrenden, daß er glaubt, die Bäume der Landstraße flögen an ihm vorüber. Ebenso in dieser Rücksicht. Die Prüderie der Männer scheint ein Erbübel unsrer Tage werden zu wollen. Woher kömmt sie? Was bezweckt sie? Wir glauben, daß sich hier ebenso viel moralische, wie materielle Veranlassungen darbieten. Der Ernst unsrer Zeit theilt sich den Männern, die für die Zeit berufen sind, mit. Der Krieg kann nicht mürrischer stimmen, als ein Friede, der eine Menge Jnteressen, die Geist und Leib berühren, unaufhörlich in Frage und hitzige Abrede stellt. Jm Kriege, in den finstersten

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/61>, abgerufen am 22.11.2024.