Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.Erkundigungen einzuziehen. An mehrere Freunde auf dem Lande ist geschrieben und um Gotteswillen um Stillschweigen gebeten worden, wenn ihnen die Flüchtlinge begegnen sollten. Was wissen Frauen von politischen Maßregeln? Mein Bruder ist ein Unthier. Er könnte uns retten. Allein er muß Wasser trinken. Einen Tag darauf. - Es sind Briefe angekommen von Lettice und Felicia. Beide sind in der Umgegend Londons, aber untröstlich. Sie sind entführt worden; von wem? verschweigen sie. Reue find' ich keine in ihren Briefen; im Gegentheil jammern sie, daß die Sache mißlungen ist. Sie flehen uns um Hülfe an und nennen doch Niemanden, gegen den wir einschreiten dürften. Felicia klagt, daß sie den Brief heimlich schreiben müsse, und fleht um Rettung. Was sollen wir thun? Dürfen wir die Polizei um Hülfe angehen? Und nirgends ein Freund! Nirgends Beistand! Meine Schwester muthet mir eine Reise nach dem Dorfe zu, von wo aus Felicia geschrieben hat. Jch will sie gern unternehmen. Jch verliere die Besinnung. Am Abend. - Mit einbrechendem Dunkel ward es endlich lichter für unsre Hoffnungen. Lettice ist ja zurück und mit Niemand anders, als Macready. Es klärt sich auf, daß bei dem tragischen Vorfall sehr komische Nebenumstände obgewaltet haben. Lettice gestand mit Scham, daß sie von ihrem Lehrer in der Situationenmalerei überredet worden wäre, sich entführen zu lassen. Macready, der nicht selbst zu Erkundigungen einzuziehen. An mehrere Freunde auf dem Lande ist geschrieben und um Gotteswillen um Stillschweigen gebeten worden, wenn ihnen die Flüchtlinge begegnen sollten. Was wissen Frauen von politischen Maßregeln? Mein Bruder ist ein Unthier. Er könnte uns retten. Allein er muß Wasser trinken. Einen Tag darauf. - Es sind Briefe angekommen von Lettice und Felicia. Beide sind in der Umgegend Londons, aber untröstlich. Sie sind entführt worden; von wem? verschweigen sie. Reue find’ ich keine in ihren Briefen; im Gegentheil jammern sie, daß die Sache mißlungen ist. Sie flehen uns um Hülfe an und nennen doch Niemanden, gegen den wir einschreiten dürften. Felicia klagt, daß sie den Brief heimlich schreiben müsse, und fleht um Rettung. Was sollen wir thun? Dürfen wir die Polizei um Hülfe angehen? Und nirgends ein Freund! Nirgends Beistand! Meine Schwester muthet mir eine Reise nach dem Dorfe zu, von wo aus Felicia geschrieben hat. Jch will sie gern unternehmen. Jch verliere die Besinnung. Am Abend. - Mit einbrechendem Dunkel ward es endlich lichter für unsre Hoffnungen. Lettice ist ja zurück und mit Niemand anders, als Macready. Es klärt sich auf, daß bei dem tragischen Vorfall sehr komische Nebenumstände obgewaltet haben. Lettice gestand mit Scham, daß sie von ihrem Lehrer in der Situationenmalerei überredet worden wäre, sich entführen zu lassen. Macready, der nicht selbst zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0497" n="469"/> Erkundigungen einzuziehen. An mehrere Freunde auf dem Lande ist geschrieben und um Gotteswillen um Stillschweigen gebeten worden, wenn ihnen die Flüchtlinge begegnen sollten. Was wissen Frauen von politischen Maßregeln? Mein Bruder ist ein Unthier. Er könnte uns retten. Allein er muß Wasser trinken.</p> <p rendition="#right"> <hi rendition="#g">Einen Tag darauf.</hi> </p> <p>- Es sind Briefe angekommen von Lettice und Felicia. Beide sind in der Umgegend Londons, aber untröstlich. Sie sind entführt worden; von wem? verschweigen sie. Reue find’ ich keine in ihren Briefen; im Gegentheil jammern sie, daß die Sache mißlungen ist. Sie flehen uns um Hülfe an und nennen doch Niemanden, gegen den wir einschreiten dürften. Felicia klagt, daß sie den Brief heimlich schreiben müsse, und fleht um Rettung. Was sollen wir thun? Dürfen wir die Polizei um Hülfe angehen? Und nirgends ein Freund! Nirgends Beistand! Meine Schwester muthet mir eine Reise nach dem Dorfe zu, von wo aus Felicia geschrieben hat. Jch will sie gern unternehmen. Jch verliere die Besinnung.</p> <p rendition="#right"> <hi rendition="#g">Am Abend.</hi> </p> <p>- Mit einbrechendem Dunkel ward es endlich lichter für unsre Hoffnungen. Lettice ist ja zurück und mit Niemand anders, als Macready. Es klärt sich auf, daß bei dem tragischen Vorfall sehr komische Nebenumstände obgewaltet haben. Lettice gestand mit Scham, daß sie von ihrem Lehrer in der Situationenmalerei überredet worden wäre, sich entführen zu lassen. Macready, der nicht selbst zu </p> </div> </body> </text> </TEI> [469/0497]
Erkundigungen einzuziehen. An mehrere Freunde auf dem Lande ist geschrieben und um Gotteswillen um Stillschweigen gebeten worden, wenn ihnen die Flüchtlinge begegnen sollten. Was wissen Frauen von politischen Maßregeln? Mein Bruder ist ein Unthier. Er könnte uns retten. Allein er muß Wasser trinken.
Einen Tag darauf.
- Es sind Briefe angekommen von Lettice und Felicia. Beide sind in der Umgegend Londons, aber untröstlich. Sie sind entführt worden; von wem? verschweigen sie. Reue find’ ich keine in ihren Briefen; im Gegentheil jammern sie, daß die Sache mißlungen ist. Sie flehen uns um Hülfe an und nennen doch Niemanden, gegen den wir einschreiten dürften. Felicia klagt, daß sie den Brief heimlich schreiben müsse, und fleht um Rettung. Was sollen wir thun? Dürfen wir die Polizei um Hülfe angehen? Und nirgends ein Freund! Nirgends Beistand! Meine Schwester muthet mir eine Reise nach dem Dorfe zu, von wo aus Felicia geschrieben hat. Jch will sie gern unternehmen. Jch verliere die Besinnung.
Am Abend.
- Mit einbrechendem Dunkel ward es endlich lichter für unsre Hoffnungen. Lettice ist ja zurück und mit Niemand anders, als Macready. Es klärt sich auf, daß bei dem tragischen Vorfall sehr komische Nebenumstände obgewaltet haben. Lettice gestand mit Scham, daß sie von ihrem Lehrer in der Situationenmalerei überredet worden wäre, sich entführen zu lassen. Macready, der nicht selbst zu
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-09-13T12:39:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-09-13T12:39:16Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-09-13T12:39:16Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |