Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.Bades einzusaugen. Jch kann unter diesen Umständen mich sehr lang im Wasser aufhalten und bedarf nur einer mäßigen Bewegung, um vor jeder Gefahr einer Erkältung sicher zu seyn. Die Abtrocknung muß schnell erfolgen, auch der Körper schnell wieder bekleidet seyn, weil die londoner Luft für die Hydropathie im Allgemeinen nicht günstig ist. Jetzt erst eß' ich mit Vergnügen zwei Eier, welche man in der Schwimmanstalt immer zu billigem Preise haben kann. Wie du mich jetzt siehst, liebe Schwester, bin ich im dritten Stadium meiner Kur; ich komme so eben aus dem Bade, habe meine Eier verzehrt und beschäftige mich nun mit einem methodischen innerlichen Wassergenuß. Jn Zwischenräumen von Viertelstunde zu Viertelstunde trinke ich ein Viertel Quart und stelle dabei eine mäßige Bewegung in meinen Zimmern an. Freilich wär' es besser, diese Bewegung in der freien Natur vorzunehmen, allein noch hat meine Kurmethode nicht die Anerkennung gefunden, daß man, wie die so verderblichen Bier- und Weinschenken, auch wenigstens von Viertelstunde zu Viertelstunde eine Wasserschenke in den Straßen von London etablirt fände. Jch esse früh, weil ich nicht nur späterhin verdauen will, sondern auch nach vollendeter Verdauung meiner allgemeinen Kur obliege. Nachdem ich vor und nach dem Essen mich einfach gewaschen habe, beginn' ich etwa vier Stunden nach der Mittagsmahlzeit ein erneuertes Wassertrinken, treibe es aber mit einer so außerordentlichen Vehemenz, daß ich in kurzer Zeit einen von Wasser Bades einzusaugen. Jch kann unter diesen Umständen mich sehr lang im Wasser aufhalten und bedarf nur einer mäßigen Bewegung, um vor jeder Gefahr einer Erkältung sicher zu seyn. Die Abtrocknung muß schnell erfolgen, auch der Körper schnell wieder bekleidet seyn, weil die londoner Luft für die Hydropathie im Allgemeinen nicht günstig ist. Jetzt erst eß’ ich mit Vergnügen zwei Eier, welche man in der Schwimmanstalt immer zu billigem Preise haben kann. Wie du mich jetzt siehst, liebe Schwester, bin ich im dritten Stadium meiner Kur; ich komme so eben aus dem Bade, habe meine Eier verzehrt und beschäftige mich nun mit einem methodischen innerlichen Wassergenuß. Jn Zwischenräumen von Viertelstunde zu Viertelstunde trinke ich ein Viertel Quart und stelle dabei eine mäßige Bewegung in meinen Zimmern an. Freilich wär’ es besser, diese Bewegung in der freien Natur vorzunehmen, allein noch hat meine Kurmethode nicht die Anerkennung gefunden, daß man, wie die so verderblichen Bier- und Weinschenken, auch wenigstens von Viertelstunde zu Viertelstunde eine Wasserschenke in den Straßen von London etablirt fände. Jch esse früh, weil ich nicht nur späterhin verdauen will, sondern auch nach vollendeter Verdauung meiner allgemeinen Kur obliege. Nachdem ich vor und nach dem Essen mich einfach gewaschen habe, beginn’ ich etwa vier Stunden nach der Mittagsmahlzeit ein erneuertes Wassertrinken, treibe es aber mit einer so außerordentlichen Vehemenz, daß ich in kurzer Zeit einen von Wasser <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0479" n="451"/> Bades einzusaugen. Jch kann unter diesen Umständen mich sehr lang im Wasser aufhalten und bedarf nur einer mäßigen Bewegung, um vor jeder Gefahr einer Erkältung sicher zu seyn. Die Abtrocknung muß schnell erfolgen, auch der Körper schnell wieder bekleidet seyn, weil die londoner Luft für die Hydropathie im Allgemeinen nicht günstig ist. Jetzt erst eß’ ich mit Vergnügen zwei Eier, welche man in der Schwimmanstalt immer zu billigem Preise haben kann. Wie du mich jetzt siehst, liebe Schwester, bin ich im dritten Stadium meiner Kur; ich komme so eben aus dem Bade, habe meine Eier verzehrt und beschäftige mich nun mit einem methodischen innerlichen Wassergenuß. Jn Zwischenräumen von Viertelstunde zu Viertelstunde trinke ich ein Viertel Quart und stelle dabei eine mäßige Bewegung in meinen Zimmern an. Freilich wär’ es besser, diese Bewegung in der freien Natur vorzunehmen, allein noch hat meine Kurmethode nicht die Anerkennung gefunden, daß man, wie die so verderblichen Bier- und Weinschenken, auch wenigstens von Viertelstunde zu Viertelstunde eine Wasserschenke in den Straßen von London etablirt fände. Jch esse früh, weil ich nicht nur späterhin verdauen will, sondern auch nach vollendeter Verdauung meiner allgemeinen Kur obliege. Nachdem ich vor und nach dem Essen mich einfach gewaschen habe, beginn’ ich etwa vier Stunden nach der Mittagsmahlzeit ein erneuertes Wassertrinken, treibe es aber mit einer so außerordentlichen Vehemenz, daß ich in kurzer Zeit einen von Wasser </p> </div> </body> </text> </TEI> [451/0479]
Bades einzusaugen. Jch kann unter diesen Umständen mich sehr lang im Wasser aufhalten und bedarf nur einer mäßigen Bewegung, um vor jeder Gefahr einer Erkältung sicher zu seyn. Die Abtrocknung muß schnell erfolgen, auch der Körper schnell wieder bekleidet seyn, weil die londoner Luft für die Hydropathie im Allgemeinen nicht günstig ist. Jetzt erst eß’ ich mit Vergnügen zwei Eier, welche man in der Schwimmanstalt immer zu billigem Preise haben kann. Wie du mich jetzt siehst, liebe Schwester, bin ich im dritten Stadium meiner Kur; ich komme so eben aus dem Bade, habe meine Eier verzehrt und beschäftige mich nun mit einem methodischen innerlichen Wassergenuß. Jn Zwischenräumen von Viertelstunde zu Viertelstunde trinke ich ein Viertel Quart und stelle dabei eine mäßige Bewegung in meinen Zimmern an. Freilich wär’ es besser, diese Bewegung in der freien Natur vorzunehmen, allein noch hat meine Kurmethode nicht die Anerkennung gefunden, daß man, wie die so verderblichen Bier- und Weinschenken, auch wenigstens von Viertelstunde zu Viertelstunde eine Wasserschenke in den Straßen von London etablirt fände. Jch esse früh, weil ich nicht nur späterhin verdauen will, sondern auch nach vollendeter Verdauung meiner allgemeinen Kur obliege. Nachdem ich vor und nach dem Essen mich einfach gewaschen habe, beginn’ ich etwa vier Stunden nach der Mittagsmahlzeit ein erneuertes Wassertrinken, treibe es aber mit einer so außerordentlichen Vehemenz, daß ich in kurzer Zeit einen von Wasser
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/479>, abgerufen am 28.07.2024. |