Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.mus ordentlich wahrsagen. Sie frug, wie viel die Uhr wäre, und weidete sich an meinem Erstaunen, als die Figur mit feierlichem Pathos und beständiger Vorsicht, eines ihrer Glieder zu zerbrechen, in die Westentasche griff, die Uhr langsam gegen das Auge brachte und nach einem dumpfen Röcheln im Jnnern der vermeintlichen Brust mit einer gegen die feierliche Bewegung unheimlich kontrastirenden Schnelligkeit das Resultat aussprach. Jndem hatte die mechanische Schriftstellerin schon ihre eigne Uhr gezogen und zeigte mir mit triumphirendem Lächeln, wie richtig unser Gegenüber die Zeit angegeben hätte. Bei einem unangenehmen Zufall, der uns darauf betraf, schien es mir nun bald auch gänzlich außer Zweifel gesetzt zu seyn, daß die mechanische Schriftstellerin recht gesehen. Auf der Chaussee war nämlich eine Strecke Weges in Reparatur begriffen. Das Steinpflaster war aufgerissen und lag auf eine allerdings unverzeihliche Weise so zerstreut im Wege herum, daß wir Gefahr laufen konnten, umgeworfen zu werden. Jndem nun der Wagen plötzlich von einem großen Steine, über welchen die Fahrt ging, abglitt, und die mechanische Schriftstellerin mit dem ganzen Gewichte ihres Körpers auf mich fiel, setzte sich auch die unheimliche Figur uns gegenüber in Bewegung und stürzte mitten zwischen uns hinein. Aus vollem Halse schreiend, fuhren wir beide auseinander. Das Automat rückte und rührte sich nicht, sondern blieb ganz in der Lage, in welcher es gefallen war. Der Kopf desselben lag auf mus ordentlich wahrsagen. Sie frug, wie viel die Uhr wäre, und weidete sich an meinem Erstaunen, als die Figur mit feierlichem Pathos und beständiger Vorsicht, eines ihrer Glieder zu zerbrechen, in die Westentasche griff, die Uhr langsam gegen das Auge brachte und nach einem dumpfen Röcheln im Jnnern der vermeintlichen Brust mit einer gegen die feierliche Bewegung unheimlich kontrastirenden Schnelligkeit das Resultat aussprach. Jndem hatte die mechanische Schriftstellerin schon ihre eigne Uhr gezogen und zeigte mir mit triumphirendem Lächeln, wie richtig unser Gegenüber die Zeit angegeben hätte. Bei einem unangenehmen Zufall, der uns darauf betraf, schien es mir nun bald auch gänzlich außer Zweifel gesetzt zu seyn, daß die mechanische Schriftstellerin recht gesehen. Auf der Chaussee war nämlich eine Strecke Weges in Reparatur begriffen. Das Steinpflaster war aufgerissen und lag auf eine allerdings unverzeihliche Weise so zerstreut im Wege herum, daß wir Gefahr laufen konnten, umgeworfen zu werden. Jndem nun der Wagen plötzlich von einem großen Steine, über welchen die Fahrt ging, abglitt, und die mechanische Schriftstellerin mit dem ganzen Gewichte ihres Körpers auf mich fiel, setzte sich auch die unheimliche Figur uns gegenüber in Bewegung und stürzte mitten zwischen uns hinein. Aus vollem Halse schreiend, fuhren wir beide auseinander. Das Automat rückte und rührte sich nicht, sondern blieb ganz in der Lage, in welcher es gefallen war. Der Kopf desselben lag auf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0454" n="426"/> mus ordentlich wahrsagen. Sie frug, wie viel die Uhr wäre, und weidete sich an meinem Erstaunen, als die Figur mit feierlichem Pathos und beständiger Vorsicht, eines ihrer Glieder zu zerbrechen, in die Westentasche griff, die Uhr langsam gegen das Auge brachte und nach einem dumpfen Röcheln im Jnnern der vermeintlichen Brust mit einer gegen die feierliche Bewegung unheimlich kontrastirenden Schnelligkeit das Resultat aussprach. Jndem hatte die mechanische Schriftstellerin schon ihre eigne Uhr gezogen und zeigte mir mit triumphirendem Lächeln, wie richtig unser Gegenüber die Zeit angegeben hätte. Bei einem unangenehmen Zufall, der uns darauf betraf, schien es mir nun bald auch gänzlich außer Zweifel gesetzt zu seyn, daß die mechanische Schriftstellerin recht gesehen. Auf der Chaussee war nämlich eine Strecke Weges in Reparatur begriffen. Das Steinpflaster war aufgerissen und lag auf eine allerdings unverzeihliche Weise so zerstreut im Wege herum, daß wir Gefahr laufen konnten, umgeworfen zu werden. Jndem nun der Wagen plötzlich von einem großen Steine, über welchen die Fahrt ging, abglitt, und die mechanische Schriftstellerin mit dem ganzen Gewichte ihres Körpers auf mich fiel, setzte sich auch die unheimliche Figur uns gegenüber in Bewegung und stürzte mitten zwischen uns hinein. Aus vollem Halse schreiend, fuhren wir beide auseinander. Das Automat rückte und rührte sich nicht, sondern blieb ganz in der Lage, in welcher es gefallen war. Der Kopf desselben lag auf </p> </div> </body> </text> </TEI> [426/0454]
mus ordentlich wahrsagen. Sie frug, wie viel die Uhr wäre, und weidete sich an meinem Erstaunen, als die Figur mit feierlichem Pathos und beständiger Vorsicht, eines ihrer Glieder zu zerbrechen, in die Westentasche griff, die Uhr langsam gegen das Auge brachte und nach einem dumpfen Röcheln im Jnnern der vermeintlichen Brust mit einer gegen die feierliche Bewegung unheimlich kontrastirenden Schnelligkeit das Resultat aussprach. Jndem hatte die mechanische Schriftstellerin schon ihre eigne Uhr gezogen und zeigte mir mit triumphirendem Lächeln, wie richtig unser Gegenüber die Zeit angegeben hätte. Bei einem unangenehmen Zufall, der uns darauf betraf, schien es mir nun bald auch gänzlich außer Zweifel gesetzt zu seyn, daß die mechanische Schriftstellerin recht gesehen. Auf der Chaussee war nämlich eine Strecke Weges in Reparatur begriffen. Das Steinpflaster war aufgerissen und lag auf eine allerdings unverzeihliche Weise so zerstreut im Wege herum, daß wir Gefahr laufen konnten, umgeworfen zu werden. Jndem nun der Wagen plötzlich von einem großen Steine, über welchen die Fahrt ging, abglitt, und die mechanische Schriftstellerin mit dem ganzen Gewichte ihres Körpers auf mich fiel, setzte sich auch die unheimliche Figur uns gegenüber in Bewegung und stürzte mitten zwischen uns hinein. Aus vollem Halse schreiend, fuhren wir beide auseinander. Das Automat rückte und rührte sich nicht, sondern blieb ganz in der Lage, in welcher es gefallen war. Der Kopf desselben lag auf
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/454>, abgerufen am 25.06.2024. |