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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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hwo u. s. w. Sie will Unterricht geben, die Stunde zu einem Schilling; sie bietet sich erst den Französinnen an, welche Englisch lernen wollen. Sie ist so billig und so gründlich! Sie wartet lange. Endlich klopft es. Es war ein Stutzer, der mit verlegenem Lächeln hereintrat. Er hatte sich eingebildet, daß jene Annonce von jungen Mädchen, die Unterricht und Gesellschaft leisten wollen, nur Winke und Gelegenheitsmachereien wären. Miß Sylvia erschrickt über seine forschenden Mienen. Sie ist nicht durch die Welt, aber durch Bücher klug genug, um die Absicht des jungen Mannes zu errathen. Dennoch mochte sie nicht entfliehen. Einmal, weil sie nur ein Zimmer hatte, und zweitens, weil sie sich später mit Schaamröthe die kleine Eitelkeit gestehen mußte, die sie verhindert hätte, die Thüre zu suchen und ihre zweideutige Schulter zu zeigen. Sie ergriff das letzte Mittel, das ich Frauen für Fälle dieser Art anrathe. Sie schrie nicht, sie drohte nicht, sie spielte keine Komödie. Sie bat den jungen Mann, sich niederzulassen und führte ihn durch die Gegenwart ihres Geistes allmählig von seinem irrthümlichen Gedanken ab, verwickelte ihn in ein so feines und gedankenreiches Gespräch, daß dieser sich zusammennehmen mußte, um zu antworten. Er wurde besonnen, und besann sich auf seine Thorheit. Staunend über die Kenntnisse und Würde Miß Sylviens verließ er sie. Sie behandelte ihn artig und ließ ihn eine Demüthigung nicht entgelten. Eine Stunde darauf meldeten sich drei Damen, um bei Miß Sylvien Unterricht

hwo u. s. w. Sie will Unterricht geben, die Stunde zu einem Schilling; sie bietet sich erst den Französinnen an, welche Englisch lernen wollen. Sie ist so billig und so gründlich! Sie wartet lange. Endlich klopft es. Es war ein Stutzer, der mit verlegenem Lächeln hereintrat. Er hatte sich eingebildet, daß jene Annonce von jungen Mädchen, die Unterricht und Gesellschaft leisten wollen, nur Winke und Gelegenheitsmachereien wären. Miß Sylvia erschrickt über seine forschenden Mienen. Sie ist nicht durch die Welt, aber durch Bücher klug genug, um die Absicht des jungen Mannes zu errathen. Dennoch mochte sie nicht entfliehen. Einmal, weil sie nur ein Zimmer hatte, und zweitens, weil sie sich später mit Schaamröthe die kleine Eitelkeit gestehen mußte, die sie verhindert hätte, die Thüre zu suchen und ihre zweideutige Schulter zu zeigen. Sie ergriff das letzte Mittel, das ich Frauen für Fälle dieser Art anrathe. Sie schrie nicht, sie drohte nicht, sie spielte keine Komödie. Sie bat den jungen Mann, sich niederzulassen und führte ihn durch die Gegenwart ihres Geistes allmählig von seinem irrthümlichen Gedanken ab, verwickelte ihn in ein so feines und gedankenreiches Gespräch, daß dieser sich zusammennehmen mußte, um zu antworten. Er wurde besonnen, und besann sich auf seine Thorheit. Staunend über die Kenntnisse und Würde Miß Sylviens verließ er sie. Sie behandelte ihn artig und ließ ihn eine Demüthigung nicht entgelten. Eine Stunde darauf meldeten sich drei Damen, um bei Miß Sylvien Unterricht

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[369/0397] hwo u. s. w. Sie will Unterricht geben, die Stunde zu einem Schilling; sie bietet sich erst den Französinnen an, welche Englisch lernen wollen. Sie ist so billig und so gründlich! Sie wartet lange. Endlich klopft es. Es war ein Stutzer, der mit verlegenem Lächeln hereintrat. Er hatte sich eingebildet, daß jene Annonce von jungen Mädchen, die Unterricht und Gesellschaft leisten wollen, nur Winke und Gelegenheitsmachereien wären. Miß Sylvia erschrickt über seine forschenden Mienen. Sie ist nicht durch die Welt, aber durch Bücher klug genug, um die Absicht des jungen Mannes zu errathen. Dennoch mochte sie nicht entfliehen. Einmal, weil sie nur ein Zimmer hatte, und zweitens, weil sie sich später mit Schaamröthe die kleine Eitelkeit gestehen mußte, die sie verhindert hätte, die Thüre zu suchen und ihre zweideutige Schulter zu zeigen. Sie ergriff das letzte Mittel, das ich Frauen für Fälle dieser Art anrathe. Sie schrie nicht, sie drohte nicht, sie spielte keine Komödie. Sie bat den jungen Mann, sich niederzulassen und führte ihn durch die Gegenwart ihres Geistes allmählig von seinem irrthümlichen Gedanken ab, verwickelte ihn in ein so feines und gedankenreiches Gespräch, daß dieser sich zusammennehmen mußte, um zu antworten. Er wurde besonnen, und besann sich auf seine Thorheit. Staunend über die Kenntnisse und Würde Miß Sylviens verließ er sie. Sie behandelte ihn artig und ließ ihn eine Demüthigung nicht entgelten. Eine Stunde darauf meldeten sich drei Damen, um bei Miß Sylvien Unterricht

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Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-09-13T12:39:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/397>, abgerufen am 22.11.2024.