Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.Buchdruckern, daß es noch immer Werke gibt, welche ihre Bestimmung nicht verfehlen, und doch nicht nöthig haben, mit Dampf gedruckt zu werden. Jm Alterthum war die Wirkung des Dampfes die der Begeisterung. Pythia, umnebelt von den aus einem unsichtbaren Ofen heraufströmenden Weihrauchwolken, sprach über Griechenland hin ihre räthselhaften Distichen, wo hölzerne Mauern Schiffe bedeuteten, und die Ungewißheit des Schicksals in der ungewissen Stellung einer negativen Partikel lag. Jm Mittelalter wüßte ich nicht, daß man vom Dampfe Nutzen oder Aufklärung gezogen hätte. Erst die neue Zeit brachte es heraus, daß Dämpfe die Aetherisirung der Flüssigkeiten und eben so viel Expansivkraft, wie diese selbst, haben. Der Gedanke, Lasten durch die konzentrirte Kraft des Dampfes fortzutreiben, gehört, wie andere großartige Gedanken, der Mitte des vorigen Jahrhunderts an. Bis zur Vollkommenheit wurden jedoch Dampfwagen erst in neuerer Zeit gebracht. Dampfpferde sind jetzt Maschinen, die kein Heu oder Hafer fressen, sondern Steinkohlen, und denen man sogar die Kraft nahm, in ihrer Art auszuschlagen oder durchzugehen, durch die Erfindung der Sicherheitsventile. Mit den Dampfwagen verbanden sich die Eisenbahnen, welche gleichfalls, ihrer Jdee nach, schon älter als ein Jahrhundert sind. Man wußte längst, daß, je ebener die Bahn, desto größer die Zugkraft der Pferde ist. Die Kunststraßen aus Quadersteinen gingen den Eisenbahnen voran. England baute zuerst gußeiserne Schienenwege, Buchdruckern, daß es noch immer Werke gibt, welche ihre Bestimmung nicht verfehlen, und doch nicht nöthig haben, mit Dampf gedruckt zu werden. Jm Alterthum war die Wirkung des Dampfes die der Begeisterung. Pythia, umnebelt von den aus einem unsichtbaren Ofen heraufströmenden Weihrauchwolken, sprach über Griechenland hin ihre räthselhaften Distichen, wo hölzerne Mauern Schiffe bedeuteten, und die Ungewißheit des Schicksals in der ungewissen Stellung einer negativen Partikel lag. Jm Mittelalter wüßte ich nicht, daß man vom Dampfe Nutzen oder Aufklärung gezogen hätte. Erst die neue Zeit brachte es heraus, daß Dämpfe die Aetherisirung der Flüssigkeiten und eben so viel Expansivkraft, wie diese selbst, haben. Der Gedanke, Lasten durch die konzentrirte Kraft des Dampfes fortzutreiben, gehört, wie andere großartige Gedanken, der Mitte des vorigen Jahrhunderts an. Bis zur Vollkommenheit wurden jedoch Dampfwagen erst in neuerer Zeit gebracht. Dampfpferde sind jetzt Maschinen, die kein Heu oder Hafer fressen, sondern Steinkohlen, und denen man sogar die Kraft nahm, in ihrer Art auszuschlagen oder durchzugehen, durch die Erfindung der Sicherheitsventile. Mit den Dampfwagen verbanden sich die Eisenbahnen, welche gleichfalls, ihrer Jdee nach, schon älter als ein Jahrhundert sind. Man wußte längst, daß, je ebener die Bahn, desto größer die Zugkraft der Pferde ist. Die Kunststraßen aus Quadersteinen gingen den Eisenbahnen voran. England baute zuerst gußeiserne Schienenwege, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0290" n="262"/> Buchdruckern, daß es noch immer Werke gibt, welche ihre Bestimmung nicht verfehlen, und doch nicht nöthig haben, mit Dampf gedruckt zu werden.</p> <p>Jm Alterthum war die Wirkung des Dampfes die der Begeisterung. Pythia, umnebelt von den aus einem unsichtbaren Ofen heraufströmenden Weihrauchwolken, sprach über Griechenland hin ihre räthselhaften Distichen, wo hölzerne Mauern Schiffe bedeuteten, und die Ungewißheit des Schicksals in der ungewissen Stellung einer negativen Partikel lag. Jm Mittelalter wüßte ich nicht, daß man vom Dampfe Nutzen oder Aufklärung gezogen hätte. Erst die neue Zeit brachte es heraus, daß Dämpfe die Aetherisirung der Flüssigkeiten und eben so viel Expansivkraft, wie diese selbst, haben. Der Gedanke, Lasten durch die konzentrirte Kraft des Dampfes fortzutreiben, gehört, wie andere großartige Gedanken, der Mitte des vorigen Jahrhunderts an. Bis zur Vollkommenheit wurden jedoch Dampfwagen erst in neuerer Zeit gebracht. Dampfpferde sind jetzt Maschinen, die kein Heu oder Hafer fressen, sondern Steinkohlen, und denen man sogar die Kraft nahm, in ihrer Art auszuschlagen oder durchzugehen, durch die Erfindung der Sicherheitsventile. Mit den Dampfwagen verbanden sich die Eisenbahnen, welche gleichfalls, ihrer Jdee nach, schon älter als ein Jahrhundert sind. Man wußte längst, daß, je ebener die Bahn, desto größer die Zugkraft der Pferde ist. Die Kunststraßen aus Quadersteinen gingen den Eisenbahnen voran. England baute zuerst gußeiserne Schienenwege, </p> </div> </body> </text> </TEI> [262/0290]
Buchdruckern, daß es noch immer Werke gibt, welche ihre Bestimmung nicht verfehlen, und doch nicht nöthig haben, mit Dampf gedruckt zu werden.
Jm Alterthum war die Wirkung des Dampfes die der Begeisterung. Pythia, umnebelt von den aus einem unsichtbaren Ofen heraufströmenden Weihrauchwolken, sprach über Griechenland hin ihre räthselhaften Distichen, wo hölzerne Mauern Schiffe bedeuteten, und die Ungewißheit des Schicksals in der ungewissen Stellung einer negativen Partikel lag. Jm Mittelalter wüßte ich nicht, daß man vom Dampfe Nutzen oder Aufklärung gezogen hätte. Erst die neue Zeit brachte es heraus, daß Dämpfe die Aetherisirung der Flüssigkeiten und eben so viel Expansivkraft, wie diese selbst, haben. Der Gedanke, Lasten durch die konzentrirte Kraft des Dampfes fortzutreiben, gehört, wie andere großartige Gedanken, der Mitte des vorigen Jahrhunderts an. Bis zur Vollkommenheit wurden jedoch Dampfwagen erst in neuerer Zeit gebracht. Dampfpferde sind jetzt Maschinen, die kein Heu oder Hafer fressen, sondern Steinkohlen, und denen man sogar die Kraft nahm, in ihrer Art auszuschlagen oder durchzugehen, durch die Erfindung der Sicherheitsventile. Mit den Dampfwagen verbanden sich die Eisenbahnen, welche gleichfalls, ihrer Jdee nach, schon älter als ein Jahrhundert sind. Man wußte längst, daß, je ebener die Bahn, desto größer die Zugkraft der Pferde ist. Die Kunststraßen aus Quadersteinen gingen den Eisenbahnen voran. England baute zuerst gußeiserne Schienenwege,
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/290>, abgerufen am 16.02.2025. |