Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

Bild:
<< vorherige Seite

zwingt, Etwas zu sagen, und der doch nicht täglich gezwungen seyn will, es sagen zu müssen. Möglich, daß meine Zeitgenossen, nachdem sie ein Buch gewesen sind, sich zuletzt in eine Monatsschrift verwandeln.

Sie aber, mein hochgeehrter Herr, müssen mir verzeihen, daß ich Sie in diesen Strudel von Ungewißheit und interimistischen Plänen hinabziehe. Jch kenne Jhren Abscheu vor aller Politik, ich kenne auch die Grundsätze, welche Sie aufstellen, wenn Sie einmal gezwungen sind, sich mit ihr zu beschäftigen. Sie sind der erste Leser dieses Buches: wie werd' ich mich also anstrengen müssen, daß Sie auch der letzte bleiben! Jch werde dieß nicht anders erreichen können, als daß ich suche, in der Politik so viel wie möglich Dichter zu seyn. Für den Stoff kann ich es nicht versprechen; denn meinen Pfeilen kann ich doch die Spitze nicht abbiegen? Für die Form aber, hoff' ich, wird mich meine Art, die Dinge anzuschauen, da am wenigsten verlassen, wo ich für die Dinge, für die Gegenstände nicht verant-

zwingt, Etwas zu sagen, und der doch nicht täglich gezwungen seyn will, es sagen zu müssen. Möglich, daß meine Zeitgenossen, nachdem sie ein Buch gewesen sind, sich zuletzt in eine Monatsschrift verwandeln.

Sie aber, mein hochgeehrter Herr, müssen mir verzeihen, daß ich Sie in diesen Strudel von Ungewißheit und interimistischen Plänen hinabziehe. Jch kenne Jhren Abscheu vor aller Politik, ich kenne auch die Grundsätze, welche Sie aufstellen, wenn Sie einmal gezwungen sind, sich mit ihr zu beschäftigen. Sie sind der erste Leser dieses Buches: wie werd’ ich mich also anstrengen müssen, daß Sie auch der letzte bleiben! Jch werde dieß nicht anders erreichen können, als daß ich suche, in der Politik so viel wie möglich Dichter zu seyn. Für den Stoff kann ich es nicht versprechen; denn meinen Pfeilen kann ich doch die Spitze nicht abbiegen? Für die Form aber, hoff’ ich, wird mich meine Art, die Dinge anzuschauen, da am wenigsten verlassen, wo ich für die Dinge, für die Gegenstände nicht verant-

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="dedication">
        <p><pb facs="#f0027" n="XXIII"/>
zwingt, Etwas zu sagen, und der doch nicht täglich gezwungen seyn will, es sagen zu <hi rendition="#g">müssen</hi>. Möglich, <ref xml:id="TEXTdassmeineBISMonatsschriftverwandeln" type="editorialNote" target="ZgZuE.htm#ERLdassmeineBISMonatsschriftverwandeln">daß meine <hi rendition="#g">Zeitgenossen</hi>, nachdem sie ein Buch gewesen sind, sich zuletzt in eine Monatsschrift verwandeln</ref>.</p>
        <p>Sie aber, mein hochgeehrter Herr, müssen mir verzeihen, daß ich Sie in diesen Strudel von Ungewißheit und interimistischen Plänen hinabziehe. Jch kenne Jhren Abscheu vor aller Politik, ich kenne auch die Grundsätze, welche Sie aufstellen, wenn Sie einmal gezwungen sind, sich mit ihr zu beschäftigen. Sie sind der erste Leser dieses Buches: wie werd&#x2019; ich mich also anstrengen müssen, daß Sie auch der letzte bleiben! Jch werde dieß nicht anders erreichen können, als daß ich suche, in der Politik so viel wie möglich Dichter zu seyn. <ref xml:id="TEXTFuerdenStoffBISverantwortlichbin" type="editorialNote" target="ZgZuE.htm#ERLFuerdenStoffBISverantwortlichbin">Für den Stoff kann ich es nicht versprechen; denn meinen Pfeilen kann ich doch die Spitze nicht abbiegen? Für die Form aber, hoff&#x2019; ich, wird mich meine Art, die Dinge anzuschauen, da am wenigsten verlassen, wo ich für die Dinge, für die Gegenstände nicht verant-
</ref></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XXIII/0027] zwingt, Etwas zu sagen, und der doch nicht täglich gezwungen seyn will, es sagen zu müssen. Möglich, daß meine Zeitgenossen, nachdem sie ein Buch gewesen sind, sich zuletzt in eine Monatsschrift verwandeln. Sie aber, mein hochgeehrter Herr, müssen mir verzeihen, daß ich Sie in diesen Strudel von Ungewißheit und interimistischen Plänen hinabziehe. Jch kenne Jhren Abscheu vor aller Politik, ich kenne auch die Grundsätze, welche Sie aufstellen, wenn Sie einmal gezwungen sind, sich mit ihr zu beschäftigen. Sie sind der erste Leser dieses Buches: wie werd’ ich mich also anstrengen müssen, daß Sie auch der letzte bleiben! Jch werde dieß nicht anders erreichen können, als daß ich suche, in der Politik so viel wie möglich Dichter zu seyn. Für den Stoff kann ich es nicht versprechen; denn meinen Pfeilen kann ich doch die Spitze nicht abbiegen? Für die Form aber, hoff’ ich, wird mich meine Art, die Dinge anzuschauen, da am wenigsten verlassen, wo ich für die Dinge, für die Gegenstände nicht verant-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-09-13T12:39:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-09-13T12:39:16Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-09-13T12:39:16Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/27
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. XXIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/27>, abgerufen am 24.11.2024.