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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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sprüche, in welchen jetzt die Jdeen- und die Sinnenwelt stehen, werden abgeschliffen haben. Was die europäische Staats- und gesellschaftliche Gemeinschaft noch in ihrer jetzigen Schwebe erhält und vielleicht noch fünfzig Jahre hin so forttragen wird, das ist die Differenz der beiden Pole, das geistige und leibliche Jnteresse; aber selbst aus dem Schooße der Mittelmäßigkeit, aus dem Gleichgewichte der beiden Wagschalen unsres Geschicks wird sich die Bewegung erzeugen müssen, da einmal Ruhe, das Gesetz der Trägheit für unser Jahrhundert, und mag man es noch so versinnlichen, als etwas Absolutes und auf sich selbst Begründetes unmöglich ist. Und sollte Europa jedes Lüftchen von sich abhalten, damit keine seiner Jnstitutionen, die verkohlt und als Aschengestalten, den in Pompeji begrabenen gleichend, dasitzen, auseinanderstiebe; sollte es möglich seyn, daß die moralische und physische Revolution unseres Erdtheils sich verständigt und alle Leidenschaften von sich wirft, so muß es im Plane der Weltregierung liegen, auch die übrigen Erdtheile mit der Zeit an der Zeit Theil nehmen zu lassen und sie an die Gränzen Europa's zu führen, mit stampfenden Rossen, mit drohenden Geberden, mit Rache oder Neugier, wie wir es verdienen werden. Ach, welch ein leichtes Athmen meiner Seele, wenn die Sklaverei unsrer Existenz, unsrer Vorurtheile und Privilegien einst mit einer Opposition enden sollte, die nichts von dem achtet, was ich achten muß, und die mich immerhin! dann auch selbst auf die Schlachtbank führen mag! Mißver-

sprüche, in welchen jetzt die Jdeen- und die Sinnenwelt stehen, werden abgeschliffen haben. Was die europäische Staats- und gesellschaftliche Gemeinschaft noch in ihrer jetzigen Schwebe erhält und vielleicht noch fünfzig Jahre hin so forttragen wird, das ist die Differenz der beiden Pole, das geistige und leibliche Jnteresse; aber selbst aus dem Schooße der Mittelmäßigkeit, aus dem Gleichgewichte der beiden Wagschalen unsres Geschicks wird sich die Bewegung erzeugen müssen, da einmal Ruhe, das Gesetz der Trägheit für unser Jahrhundert, und mag man es noch so versinnlichen, als etwas Absolutes und auf sich selbst Begründetes unmöglich ist. Und sollte Europa jedes Lüftchen von sich abhalten, damit keine seiner Jnstitutionen, die verkohlt und als Aschengestalten, den in Pompeji begrabenen gleichend, dasitzen, auseinanderstiebe; sollte es möglich seyn, daß die moralische und physische Revolution unseres Erdtheils sich verständigt und alle Leidenschaften von sich wirft, so muß es im Plane der Weltregierung liegen, auch die übrigen Erdtheile mit der Zeit an der Zeit Theil nehmen zu lassen und sie an die Gränzen Europa’s zu führen, mit stampfenden Rossen, mit drohenden Geberden, mit Rache oder Neugier, wie wir es verdienen werden. Ach, welch ein leichtes Athmen meiner Seele, wenn die Sklaverei unsrer Existenz, unsrer Vorurtheile und Privilegien einst mit einer Opposition enden sollte, die nichts von dem achtet, was ich achten muß, und die mich immerhin! dann auch selbst auf die Schlachtbank führen mag! Mißver-

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[116/0144] sprüche, in welchen jetzt die Jdeen- und die Sinnenwelt stehen, werden abgeschliffen haben. Was die europäische Staats- und gesellschaftliche Gemeinschaft noch in ihrer jetzigen Schwebe erhält und vielleicht noch fünfzig Jahre hin so forttragen wird, das ist die Differenz der beiden Pole, das geistige und leibliche Jnteresse; aber selbst aus dem Schooße der Mittelmäßigkeit, aus dem Gleichgewichte der beiden Wagschalen unsres Geschicks wird sich die Bewegung erzeugen müssen, da einmal Ruhe, das Gesetz der Trägheit für unser Jahrhundert, und mag man es noch so versinnlichen, als etwas Absolutes und auf sich selbst Begründetes unmöglich ist. Und sollte Europa jedes Lüftchen von sich abhalten, damit keine seiner Jnstitutionen, die verkohlt und als Aschengestalten, den in Pompeji begrabenen gleichend, dasitzen, auseinanderstiebe; sollte es möglich seyn, daß die moralische und physische Revolution unseres Erdtheils sich verständigt und alle Leidenschaften von sich wirft, so muß es im Plane der Weltregierung liegen, auch die übrigen Erdtheile mit der Zeit an der Zeit Theil nehmen zu lassen und sie an die Gränzen Europa’s zu führen, mit stampfenden Rossen, mit drohenden Geberden, mit Rache oder Neugier, wie wir es verdienen werden. Ach, welch ein leichtes Athmen meiner Seele, wenn die Sklaverei unsrer Existenz, unsrer Vorurtheile und Privilegien einst mit einer Opposition enden sollte, die nichts von dem achtet, was ich achten muß, und die mich immerhin! dann auch selbst auf die Schlachtbank führen mag! Mißver-

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Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-09-13T12:39:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-09-13T12:39:16Z)
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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/144>, abgerufen am 24.11.2024.