wesen wäre, von Hoffmann bearbeitet zu wer¬ den. Sie kennen die nassauischen Soldaten, Wally! Sie haben über Brust und Schulter gelbe Bandeliere, was für ein preußisches Auge kurios läßt. Die Artillerie ist schöner, aber hören Sie von einem Tambour bei jener In¬ fanterie. Der junge Mensch stand in Wiesba¬ den, und soll ein Meister auf seinem Instru¬ mente gewesen sein. Niemand in der nassauischen Armee schlug wie er die Reveille mit solcher Fertigkeit. Seine Wirbel sollen den Turbillons geglichen haben, welche bei Feuerwerken auf¬ steigen, nur daß er im Stande war, eine Vier¬ telstunde lang die Schlägel in dieser tremulan¬ ten Bewegung zu erhalten. Namentlich aber gelang ihm jenes hübsche Stakkato auf der Trommel, das mit Wirbeln untermischt die Er¬ schütterung des Kalbfells plötzlich hemmt und einen ganz abbrechenden Ton, einen Ton ohne alles Echo hervorbringen muß. Sie sehen, welch
weſen wäre, von Hoffmann bearbeitet zu wer¬ den. Sie kennen die naſſauiſchen Soldaten, Wally! Sie haben über Bruſt und Schulter gelbe Bandeliere, was für ein preußiſches Auge kurios läßt. Die Artillerie iſt ſchöner, aber hören Sie von einem Tambour bei jener In¬ fanterie. Der junge Menſch ſtand in Wiesba¬ den, und ſoll ein Meiſter auf ſeinem Inſtru¬ mente geweſen ſein. Niemand in der naſſauiſchen Armee ſchlug wie er die Reveille mit ſolcher Fertigkeit. Seine Wirbel ſollen den Turbillons geglichen haben, welche bei Feuerwerken auf¬ ſteigen, nur daß er im Stande war, eine Vier¬ telſtunde lang die Schlägel in dieſer tremulan¬ ten Bewegung zu erhalten. Namentlich aber gelang ihm jenes hübſche Stakkato auf der Trommel, das mit Wirbeln untermiſcht die Er¬ ſchütterung des Kalbfells plötzlich hemmt und einen ganz abbrechenden Ton, einen Ton ohne alles Echo hervorbringen muß. Sie ſehen, welch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0069"n="60"/>
weſen wäre, von Hoffmann bearbeitet zu wer¬<lb/>
den. Sie kennen die naſſauiſchen Soldaten,<lb/>
Wally! Sie haben über Bruſt und Schulter<lb/>
gelbe Bandeliere, was für ein preußiſches Auge<lb/>
kurios läßt. Die Artillerie iſt ſchöner, aber<lb/>
hören Sie von einem Tambour bei jener In¬<lb/>
fanterie. Der junge Menſch ſtand in Wiesba¬<lb/>
den, und ſoll ein Meiſter auf ſeinem Inſtru¬<lb/>
mente geweſen ſein. Niemand in der naſſauiſchen<lb/>
Armee ſchlug wie er die Reveille mit ſolcher<lb/>
Fertigkeit. Seine Wirbel ſollen den Turbillons<lb/>
geglichen haben, welche bei Feuerwerken auf¬<lb/>ſteigen, nur daß er im Stande war, eine Vier¬<lb/>
telſtunde lang die Schlägel in dieſer tremulan¬<lb/>
ten Bewegung zu erhalten. Namentlich aber<lb/>
gelang ihm jenes hübſche Stakkato auf der<lb/>
Trommel, das mit Wirbeln untermiſcht die Er¬<lb/>ſchütterung des Kalbfells plötzlich hemmt und<lb/>
einen ganz abbrechenden Ton, einen Ton ohne<lb/>
alles Echo hervorbringen muß. Sie ſehen, welch<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[60/0069]
weſen wäre, von Hoffmann bearbeitet zu wer¬
den. Sie kennen die naſſauiſchen Soldaten,
Wally! Sie haben über Bruſt und Schulter
gelbe Bandeliere, was für ein preußiſches Auge
kurios läßt. Die Artillerie iſt ſchöner, aber
hören Sie von einem Tambour bei jener In¬
fanterie. Der junge Menſch ſtand in Wiesba¬
den, und ſoll ein Meiſter auf ſeinem Inſtru¬
mente geweſen ſein. Niemand in der naſſauiſchen
Armee ſchlug wie er die Reveille mit ſolcher
Fertigkeit. Seine Wirbel ſollen den Turbillons
geglichen haben, welche bei Feuerwerken auf¬
ſteigen, nur daß er im Stande war, eine Vier¬
telſtunde lang die Schlägel in dieſer tremulan¬
ten Bewegung zu erhalten. Namentlich aber
gelang ihm jenes hübſche Stakkato auf der
Trommel, das mit Wirbeln untermiſcht die Er¬
ſchütterung des Kalbfells plötzlich hemmt und
einen ganz abbrechenden Ton, einen Ton ohne
alles Echo hervorbringen muß. Sie ſehen, welch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/69>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.