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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

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soll, ihr nicht den an Wahnwitzigen so unheim¬
lichen Ausdruck und die eigenthümliche Verrük¬
kung aller Bewegungen gäbe. Und woran lei¬
det sie? An zwei verunglückten Saisons. In
der ersten soll sie der Gegenstand irgend einer
eleganten Herablassung gewesen sein, die glück¬
licherweise ohne Folgen blieb. Sie fiel einem
jungen Manne in die Augen, der sie dann drei
Monate lang nicht aus seinen Händen ließ und
vielleicht gar mit ihr über Vorurtheile der
privilegirten Stände, über die allgemeine
Stimmberechtigung der Liebe und morganatische
Ehen philosophirt hat. Er versprach im nächsten
Jahre wiederzukommen. Einen langen Herbst
und Winter, einen ganzen Frühling hindurch
war Bärbel glücklich und das frommste Mäd¬
chen in Schwalbach. Sie war die erste und
letzte in der Kirche, die freundlichste zu aller
Welt. Die Mäßigung in einem Glücke, das ihre
Kräfte überstieg (nämlich das Wiedersehen war

ſoll, ihr nicht den an Wahnwitzigen ſo unheim¬
lichen Ausdruck und die eigenthümliche Verrük¬
kung aller Bewegungen gäbe. Und woran lei¬
det ſie? An zwei verunglückten Saiſons. In
der erſten ſoll ſie der Gegenſtand irgend einer
eleganten Herablaſſung geweſen ſein, die glück¬
licherweiſe ohne Folgen blieb. Sie fiel einem
jungen Manne in die Augen, der ſie dann drei
Monate lang nicht aus ſeinen Händen ließ und
vielleicht gar mit ihr über Vorurtheile der
privilegirten Stände, über die allgemeine
Stimmberechtigung der Liebe und morganatiſche
Ehen philoſophirt hat. Er verſprach im nächſten
Jahre wiederzukommen. Einen langen Herbſt
und Winter, einen ganzen Frühling hindurch
war Bärbel glücklich und das frommſte Mäd¬
chen in Schwalbach. Sie war die erſte und
letzte in der Kirche, die freundlichſte zu aller
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[55/0064] ſoll, ihr nicht den an Wahnwitzigen ſo unheim¬ lichen Ausdruck und die eigenthümliche Verrük¬ kung aller Bewegungen gäbe. Und woran lei¬ det ſie? An zwei verunglückten Saiſons. In der erſten ſoll ſie der Gegenſtand irgend einer eleganten Herablaſſung geweſen ſein, die glück¬ licherweiſe ohne Folgen blieb. Sie fiel einem jungen Manne in die Augen, der ſie dann drei Monate lang nicht aus ſeinen Händen ließ und vielleicht gar mit ihr über Vorurtheile der privilegirten Stände, über die allgemeine Stimmberechtigung der Liebe und morganatiſche Ehen philoſophirt hat. Er verſprach im nächſten Jahre wiederzukommen. Einen langen Herbſt und Winter, einen ganzen Frühling hindurch war Bärbel glücklich und das frommſte Mäd¬ chen in Schwalbach. Sie war die erſte und letzte in der Kirche, die freundlichſte zu aller Welt. Die Mäßigung in einem Glücke, das ihre Kräfte überſtieg (nämlich das Wiederſehen war

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/64>, abgerufen am 24.11.2024.