lichkeit ausgesetzt sein. Aber noch immer gieng das Genie seinem Jahrhunderte voraus.
Zwei Thatsachen möcht' ich aus Obigem folgern: die beide weniger literarisch, als hi¬ storisch sind.
Wenn man in Anschlag bringt, daß ent¬ schieden schon in der französischen Literatur, ohne alle Widerrede auch bei uns allmälig eine Poesie der ideellen Wahrheit und reellen Un¬ wirklichkeit sich zu entfalten beginnt, wenn man diese Frauengebilde betrachtet, welche die Phan¬ tasie der jetzigen begabteren Dichter erfindet, diese originellen Situationen und allem Her¬ kommen widersprechenden Sitten; sollte man diese Erscheinung nicht für beziehungsreich hal¬ ten für unser zukünftiges Leben, für die Exi¬ stenz in der Wirklichkeit, für die weite Unter¬ lage der Masse und des allgemeinen Glaubens? Es ist wahr, die Dichter fangen an, auf im¬
lichkeit ausgeſetzt ſein. Aber noch immer gieng das Genie ſeinem Jahrhunderte voraus.
Zwei Thatſachen möcht' ich aus Obigem folgern: die beide weniger literariſch, als hi¬ ſtoriſch ſind.
Wenn man in Anſchlag bringt, daß ent¬ ſchieden ſchon in der franzöſiſchen Literatur, ohne alle Widerrede auch bei uns allmälig eine Poeſie der ideellen Wahrheit und reellen Un¬ wirklichkeit ſich zu entfalten beginnt, wenn man dieſe Frauengebilde betrachtet, welche die Phan¬ taſie der jetzigen begabteren Dichter erfindet, dieſe originellen Situationen und allem Her¬ kommen widerſprechenden Sitten; ſollte man dieſe Erſcheinung nicht für beziehungsreich hal¬ ten für unſer zukünftiges Leben, für die Exi¬ ſtenz in der Wirklichkeit, für die weite Unter¬ lage der Maſſe und des allgemeinen Glaubens? Es iſt wahr, die Dichter fangen an, auf im¬
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lichkeit ausgeſetzt ſein. Aber noch immer gieng
das Genie ſeinem Jahrhunderte voraus.
Zwei Thatſachen möcht' ich aus Obigem
folgern: die beide weniger literariſch, als hi¬
ſtoriſch ſind.
Wenn man in Anſchlag bringt, daß ent¬
ſchieden ſchon in der franzöſiſchen Literatur,
ohne alle Widerrede auch bei uns allmälig eine
Poeſie der ideellen Wahrheit und reellen Un¬
wirklichkeit ſich zu entfalten beginnt, wenn man
dieſe Frauengebilde betrachtet, welche die Phan¬
taſie der jetzigen begabteren Dichter erfindet,
dieſe originellen Situationen und allem Her¬
kommen widerſprechenden Sitten; ſollte man
dieſe Erſcheinung nicht für beziehungsreich hal¬
ten für unſer zukünftiges Leben, für die Exi¬
ſtenz in der Wirklichkeit, für die weite Unter¬
lage der Maſſe und des allgemeinen Glaubens?
Es iſt wahr, die Dichter fangen an, auf im¬
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/333>, abgerufen am 22.11.2024.
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