Wieder wie Jakob einen Zug aus dem Rahelbrunnen gethan. Aber es ist immer nur Lea, die man erhält, niemals Rahel. Ra¬ hel sitzt hinter den zweimal sieben Jahren und flicht ihren Freiern Körbe. Man glaubt eine Priesterin mit Weissagung in ihr zu finden, und wird doch von ihr nur angeregt, oder vielmehr nur herausgerissen aus dem alten Kreise sei¬ ner Vorstellungen. Es ist furchterregend, eine Frau die Gegenstände so dämonisch-linkisch an¬ fassen zu sehen. Will sie es nur anders ma¬ chen, als die Andern? Oder wurde ihr diese Originalität angeboren? Sie giebt nirgends nach, sie ist rastlos in ihren Bestrebungen, die verschiedenen Seiten der Wahrheit zu entdecken und konnte nicht anders enden, als entweder in einem Wahnsinn, der sich mit der Bewegung im Tretrade vergleichen läßt, oder als Anhän¬ gerin des Pietismus. Man ist in keiner Si¬
Wieder wie Jakob einen Zug aus dem Rahelbrunnen gethan. Aber es iſt immer nur Lea, die man erhält, niemals Rahel. Ra¬ hel ſitzt hinter den zweimal ſieben Jahren und flicht ihren Freiern Körbe. Man glaubt eine Prieſterin mit Weiſſagung in ihr zu finden, und wird doch von ihr nur angeregt, oder vielmehr nur herausgeriſſen aus dem alten Kreiſe ſei¬ ner Vorſtellungen. Es iſt furchterregend, eine Frau die Gegenſtände ſo dämoniſch-linkiſch an¬ faſſen zu ſehen. Will ſie es nur anders ma¬ chen, als die Andern? Oder wurde ihr dieſe Originalität angeboren? Sie giebt nirgends nach, ſie iſt raſtlos in ihren Beſtrebungen, die verſchiedenen Seiten der Wahrheit zu entdecken und konnte nicht anders enden, als entweder in einem Wahnſinn, der ſich mit der Bewegung im Tretrade vergleichen läßt, oder als Anhän¬ gerin des Pietismus. Man iſt in keiner Si¬
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Wieder wie Jakob einen Zug aus dem
Rahelbrunnen gethan. Aber es iſt immer
nur Lea, die man erhält, niemals Rahel. Ra¬
hel ſitzt hinter den zweimal ſieben Jahren und
flicht ihren Freiern Körbe. Man glaubt eine
Prieſterin mit Weiſſagung in ihr zu finden, und
wird doch von ihr nur angeregt, oder vielmehr
nur herausgeriſſen aus dem alten Kreiſe ſei¬
ner Vorſtellungen. Es iſt furchterregend, eine
Frau die Gegenſtände ſo dämoniſch-linkiſch an¬
faſſen zu ſehen. Will ſie es nur anders ma¬
chen, als die Andern? Oder wurde ihr dieſe
Originalität angeboren? Sie giebt nirgends
nach, ſie iſt raſtlos in ihren Beſtrebungen, die
verſchiedenen Seiten der Wahrheit zu entdecken
und konnte nicht anders enden, als entweder in
einem Wahnſinn, der ſich mit der Bewegung
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/253>, abgerufen am 22.11.2024.
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