Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.Diese satanischen Ironien reizen mich. Sollte Aber was jag' ich nach solchen Bemerkun¬ Dieſe ſataniſchen Ironien reizen mich. Sollte Aber was jag' ich nach ſolchen Bemerkun¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0230" n="221"/> <p>Dieſe ſataniſchen Ironien reizen mich. Sollte<lb/> es möglich ſein, daß es noch einſt im Himmel<lb/> einen Gottesdienſt giebt! Das Chriſtenthum<lb/> (man leſe nur die Offenbarung Johannis) ge¬<lb/> fällt ſich in dieſem lächerlichen Widerſpruch,<lb/> als wenn Gott vor ſich ſelber Weihrauch ſtreuen<lb/> müſſe. Er etablirt im Himmel eine vollendete<lb/> Kirche mit Chören der Seligen und Altären,<lb/> auf welchen die Cherubim thronen. Göthe be¬<lb/> nutzte dieſe Maſchinerie für die Canoniſirung<lb/> ſeines Fauſt.</p><lb/> <p>Aber was jag' ich nach ſolchen Bemerkun¬<lb/> gen! Sie haben freilich lindernde Kraft, aber<lb/> ich ſchäme mich, aus meinem Schmerze That¬<lb/> ſachen heraufzuwühlen und mich ſelbſt als einen<lb/> Gegenſtand meiner Leiden zu betrachten.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [221/0230]
Dieſe ſataniſchen Ironien reizen mich. Sollte
es möglich ſein, daß es noch einſt im Himmel
einen Gottesdienſt giebt! Das Chriſtenthum
(man leſe nur die Offenbarung Johannis) ge¬
fällt ſich in dieſem lächerlichen Widerſpruch,
als wenn Gott vor ſich ſelber Weihrauch ſtreuen
müſſe. Er etablirt im Himmel eine vollendete
Kirche mit Chören der Seligen und Altären,
auf welchen die Cherubim thronen. Göthe be¬
nutzte dieſe Maſchinerie für die Canoniſirung
ſeines Fauſt.
Aber was jag' ich nach ſolchen Bemerkun¬
gen! Sie haben freilich lindernde Kraft, aber
ich ſchäme mich, aus meinem Schmerze That¬
ſachen heraufzuwühlen und mich ſelbſt als einen
Gegenſtand meiner Leiden zu betrachten.
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