Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

sind Schuhe, mein Herr; ich erwarte nun von
Ihnen, daß Sie sie zu binden versuchen. Ma¬
chen Sie es ordentlich, und vernachlässigen Sie
mir künftig lieber den Plato, als Ihre Toi¬
lette, die ganz geschmacklos ist."

Während die Situation, die jetzt folgte,
noch nicht beendigt war, trat ein Diener ein
und zeigte an, das Cabriolet Jeronimo's sei
vorgefahren. Sie nahm ihren Shwal, klagte
viel darüber, daß er mit nichts umzugehen wisse,
und stieg, sich auf ihn stützend, die Treppe hin¬
unter. Jeronimo faßte selbst die Zügel des
Pferdes und lenkte das gebrechliche Fahrzeug
mit einer Ungeschicklichkeit, die Wally nicht er¬
schreckte, da sie davon nichts verstand. Sie
fuhren durch die Boulevards. Jeronimo wollte
fahrend sprechen. Er hörte nicht auf, den
Schooß Gottes im Mund zu haben. Wally
hielt ihm diesen wahnsinnigen Mund zu; er
übersah sein Pferd und rannte bei der Porte

ſind Schuhe, mein Herr; ich erwarte nun von
Ihnen, daß Sie ſie zu binden verſuchen. Ma¬
chen Sie es ordentlich, und vernachläſſigen Sie
mir künftig lieber den Plato, als Ihre Toi¬
lette, die ganz geſchmacklos iſt.“

Während die Situation, die jetzt folgte,
noch nicht beendigt war, trat ein Diener ein
und zeigte an, das Cabriolet Jeronimo's ſei
vorgefahren. Sie nahm ihren Shwal, klagte
viel darüber, daß er mit nichts umzugehen wiſſe,
und ſtieg, ſich auf ihn ſtützend, die Treppe hin¬
unter. Jeronimo faßte ſelbſt die Zügel des
Pferdes und lenkte das gebrechliche Fahrzeug
mit einer Ungeſchicklichkeit, die Wally nicht er¬
ſchreckte, da ſie davon nichts verſtand. Sie
fuhren durch die Boulevards. Jeronimo wollte
fahrend ſprechen. Er hörte nicht auf, den
Schooß Gottes im Mund zu haben. Wally
hielt ihm dieſen wahnſinnigen Mund zu; er
überſah ſein Pferd und rannte bei der Porte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0164" n="155"/>
&#x017F;ind Schuhe, mein Herr; ich erwarte nun von<lb/>
Ihnen, daß Sie &#x017F;ie zu binden ver&#x017F;uchen. Ma¬<lb/>
chen Sie es ordentlich, und vernachlä&#x017F;&#x017F;igen Sie<lb/>
mir künftig lieber den Plato, als Ihre Toi¬<lb/>
lette, die ganz ge&#x017F;chmacklos i&#x017F;t.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Während die Situation, die jetzt folgte,<lb/>
noch nicht beendigt war, trat ein Diener ein<lb/>
und zeigte an, das Cabriolet Jeronimo's &#x017F;ei<lb/>
vorgefahren. Sie nahm ihren Shwal, klagte<lb/>
viel darüber, daß er mit nichts umzugehen wi&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
und &#x017F;tieg, &#x017F;ich auf ihn &#x017F;tützend, die Treppe hin¬<lb/>
unter. Jeronimo faßte &#x017F;elb&#x017F;t die Zügel des<lb/>
Pferdes und lenkte das gebrechliche Fahrzeug<lb/>
mit einer Unge&#x017F;chicklichkeit, die Wally nicht er¬<lb/>
&#x017F;chreckte, da &#x017F;ie davon nichts ver&#x017F;tand. Sie<lb/>
fuhren durch die Boulevards. Jeronimo wollte<lb/>
fahrend &#x017F;prechen. Er hörte nicht auf, den<lb/>
Schooß Gottes im Mund zu haben. Wally<lb/>
hielt ihm die&#x017F;en wahn&#x017F;innigen Mund zu; er<lb/>
über&#x017F;ah &#x017F;ein Pferd und rannte bei der Porte<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0164] ſind Schuhe, mein Herr; ich erwarte nun von Ihnen, daß Sie ſie zu binden verſuchen. Ma¬ chen Sie es ordentlich, und vernachläſſigen Sie mir künftig lieber den Plato, als Ihre Toi¬ lette, die ganz geſchmacklos iſt.“ Während die Situation, die jetzt folgte, noch nicht beendigt war, trat ein Diener ein und zeigte an, das Cabriolet Jeronimo's ſei vorgefahren. Sie nahm ihren Shwal, klagte viel darüber, daß er mit nichts umzugehen wiſſe, und ſtieg, ſich auf ihn ſtützend, die Treppe hin¬ unter. Jeronimo faßte ſelbſt die Zügel des Pferdes und lenkte das gebrechliche Fahrzeug mit einer Ungeſchicklichkeit, die Wally nicht er¬ ſchreckte, da ſie davon nichts verſtand. Sie fuhren durch die Boulevards. Jeronimo wollte fahrend ſprechen. Er hörte nicht auf, den Schooß Gottes im Mund zu haben. Wally hielt ihm dieſen wahnſinnigen Mund zu; er überſah ſein Pferd und rannte bei der Porte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/164
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/164>, abgerufen am 25.11.2024.