heraus ein Bild von bezaubernder Schönheit: Sigune, die schamhafter ihren nackten Leib ent¬ hüllt, als ihn die Venus der Medicis zu bedecken sucht. Sie steht da, hülflos, geblendet von der Thorheit der Liebe, die sie um dies Geschenk bat, nicht mehr Willen, sondern zerflossen in Schaam, Unschuld und Hingebung. Sie steht ganz nackt, die hehre Gestalt mit jungfräulich schwellenden Hüften, mit allen zarten Beugun¬ gen und Linien, welche von der Brust bis zur Zehe hinuntergleiten. Und zum Zeichen, daß eine fromme Weihe die ganze Ueppigkeit diese Situation heilige, blühen nirgends Rosen, son¬ dern eine hohe Lilie sproßt dicht an dem Leibe Sigunens hervor und deckt symbolisch, als Blume der Keuschheit an ihr die noch verschlossene Knospe ihrer Weiblichkeit. Alles ist ein Hauch an dem Auge, ein stummer Moment, selbst in dem klugen Auge des Hundes, der die Bewe¬ gungen verfolgt, welche der Blick seines Herrn
heraus ein Bild von bezaubernder Schönheit: Sigune, die ſchamhafter ihren nackten Leib ent¬ hüllt, als ihn die Venus der Medicis zu bedecken ſucht. Sie ſteht da, hülflos, geblendet von der Thorheit der Liebe, die ſie um dies Geſchenk bat, nicht mehr Willen, ſondern zerfloſſen in Schaam, Unſchuld und Hingebung. Sie ſteht ganz nackt, die hehre Geſtalt mit jungfräulich ſchwellenden Hüften, mit allen zarten Beugun¬ gen und Linien, welche von der Bruſt bis zur Zehe hinuntergleiten. Und zum Zeichen, daß eine fromme Weihe die ganze Ueppigkeit dieſe Situation heilige, blühen nirgends Roſen, ſon¬ dern eine hohe Lilie ſproßt dicht an dem Leibe Sigunens hervor und deckt ſymboliſch, als Blume der Keuſchheit an ihr die noch verſchloſſene Knoſpe ihrer Weiblichkeit. Alles iſt ein Hauch an dem Auge, ein ſtummer Moment, ſelbſt in dem klugen Auge des Hundes, der die Bewe¬ gungen verfolgt, welche der Blick ſeines Herrn
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heraus ein Bild von bezaubernder Schönheit:
Sigune, die ſchamhafter ihren nackten Leib ent¬
hüllt, als ihn die Venus der Medicis zu bedecken
ſucht. Sie ſteht da, hülflos, geblendet von der
Thorheit der Liebe, die ſie um dies Geſchenk
bat, nicht mehr Willen, ſondern zerfloſſen in
Schaam, Unſchuld und Hingebung. Sie ſteht
ganz nackt, die hehre Geſtalt mit jungfräulich
ſchwellenden Hüften, mit allen zarten Beugun¬
gen und Linien, welche von der Bruſt bis zur
Zehe hinuntergleiten. Und zum Zeichen, daß
eine fromme Weihe die ganze Ueppigkeit dieſe
Situation heilige, blühen nirgends Roſen, ſon¬
dern eine hohe Lilie ſproßt dicht an dem Leibe
Sigunens hervor und deckt ſymboliſch, als Blume
der Keuſchheit an ihr die noch verſchloſſene
Knoſpe ihrer Weiblichkeit. Alles iſt ein Hauch
an dem Auge, ein ſtummer Moment, ſelbſt in
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/139>, abgerufen am 22.11.2024.
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