Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.gefunden und um Helenen ewig - getrauert! Aber Ada zeigt mir offenbaren Widerwillen. Gut! Es empört mich grade nicht. Es verletzt nicht meinen Mannesstolz, daß sie Nichts an mir findet, was sie anziehen oder befriedigen kann. Sie ist - Doch nicht ohne Urtheil! fiel Ottomar nachdrücklich ein. Voila l'amoureux! rief der Graf Iachend. Meine Jagdlust, mein Reiten, meine gesellschaftliche Conversation, Alles ist ihr hergebrachte Cavaliertournüre. Sie hat das, was sie mir schon in Nizza gesagt, was ich ihr Neues vorzugaukeln glaubte, Alles schon von Anderen genossen, selbst von ihrem Taugenichts von Bruder! Da sagte ich ihr: Nun, Deine eitle Mutter ließ Dich Parade machen und Sport treiben, wie einen Husarenlieutenant! Den Schnurrbart dazu hattest Du! Seitdem habe ich keinen Kuß mehr von ihr bekommen. Eheleute sollen gegen und über einander nicht witzig sein wollen! sagte Ottomar lächelnd. Er kannte schon diesen so leichten wolligen Flaum auf Adas Oberlippe, der erst einer ganz zufälligen Stellung des Antlitzes gegen das Licht bedurfte, um überhaupt gesehen zu werden. Der Gatte hatte also "verläumdet". Croisons les mains! rief nach einer Weile der Graf. Ich zürne über Nichts, Freund; verschaffe mir nur den Ersatz, der mich glücklich machen wird! gefunden und um Helenen ewig – getrauert! Aber Ada zeigt mir offenbaren Widerwillen. Gut! Es empört mich grade nicht. Es verletzt nicht meinen Mannesstolz, daß sie Nichts an mir findet, was sie anziehen oder befriedigen kann. Sie ist – Doch nicht ohne Urtheil! fiel Ottomar nachdrücklich ein. Voilà l’amoureux! rief der Graf Iachend. Meine Jagdlust, mein Reiten, meine gesellschaftliche Conversation, Alles ist ihr hergebrachte Cavaliertournüre. Sie hat das, was sie mir schon in Nizza gesagt, was ich ihr Neues vorzugaukeln glaubte, Alles schon von Anderen genossen, selbst von ihrem Taugenichts von Bruder! Da sagte ich ihr: Nun, Deine eitle Mutter ließ Dich Parade machen und Sport treiben, wie einen Husarenlieutenant! Den Schnurrbart dazu hattest Du! Seitdem habe ich keinen Kuß mehr von ihr bekommen. Eheleute sollen gegen und über einander nicht witzig sein wollen! sagte Ottomar lächelnd. Er kannte schon diesen so leichten wolligen Flaum auf Adas Oberlippe, der erst einer ganz zufälligen Stellung des Antlitzes gegen das Licht bedurfte, um überhaupt gesehen zu werden. Der Gatte hatte also „verläumdet“. Croisons les mains! rief nach einer Weile der Graf. Ich zürne über Nichts, Freund; verschaffe mir nur den Ersatz, der mich glücklich machen wird! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0062" n="56"/> gefunden und um Helenen ewig – getrauert! Aber Ada zeigt mir offenbaren Widerwillen. Gut! Es empört mich grade nicht. Es verletzt nicht meinen Mannesstolz, daß sie Nichts an mir findet, was sie anziehen oder befriedigen kann. Sie ist –</p> <p>Doch nicht ohne Urtheil! fiel Ottomar nachdrücklich ein.</p> <p><hi rendition="#aq">Voilà l’amoureux!</hi> rief der Graf Iachend. Meine Jagdlust, mein Reiten, meine gesellschaftliche Conversation, Alles ist ihr hergebrachte Cavaliertournüre. Sie hat das, was sie mir schon in Nizza gesagt, was ich ihr Neues vorzugaukeln glaubte, Alles schon von Anderen genossen, selbst von ihrem Taugenichts von Bruder! Da sagte ich ihr: Nun, Deine eitle Mutter ließ Dich Parade machen und Sport treiben, wie einen Husarenlieutenant! Den Schnurrbart dazu hattest Du! Seitdem habe ich keinen Kuß mehr von ihr bekommen.</p> <p>Eheleute sollen gegen und über einander nicht witzig sein wollen! sagte Ottomar lächelnd. Er kannte schon diesen so leichten wolligen Flaum auf Adas Oberlippe, der erst einer ganz zufälligen Stellung des Antlitzes gegen das Licht bedurfte, um überhaupt gesehen zu werden.</p> <p>Der Gatte hatte also „verläumdet“.</p> <p><hi rendition="#aq">Croisons les mains!</hi> rief nach einer Weile der Graf. Ich zürne über Nichts, Freund; verschaffe mir nur den Ersatz, der mich glücklich machen wird!</p> </div> </body> </text> </TEI> [56/0062]
gefunden und um Helenen ewig – getrauert! Aber Ada zeigt mir offenbaren Widerwillen. Gut! Es empört mich grade nicht. Es verletzt nicht meinen Mannesstolz, daß sie Nichts an mir findet, was sie anziehen oder befriedigen kann. Sie ist –
Doch nicht ohne Urtheil! fiel Ottomar nachdrücklich ein.
Voilà l’amoureux! rief der Graf Iachend. Meine Jagdlust, mein Reiten, meine gesellschaftliche Conversation, Alles ist ihr hergebrachte Cavaliertournüre. Sie hat das, was sie mir schon in Nizza gesagt, was ich ihr Neues vorzugaukeln glaubte, Alles schon von Anderen genossen, selbst von ihrem Taugenichts von Bruder! Da sagte ich ihr: Nun, Deine eitle Mutter ließ Dich Parade machen und Sport treiben, wie einen Husarenlieutenant! Den Schnurrbart dazu hattest Du! Seitdem habe ich keinen Kuß mehr von ihr bekommen.
Eheleute sollen gegen und über einander nicht witzig sein wollen! sagte Ottomar lächelnd. Er kannte schon diesen so leichten wolligen Flaum auf Adas Oberlippe, der erst einer ganz zufälligen Stellung des Antlitzes gegen das Licht bedurfte, um überhaupt gesehen zu werden.
Der Gatte hatte also „verläumdet“.
Croisons les mains! rief nach einer Weile der Graf. Ich zürne über Nichts, Freund; verschaffe mir nur den Ersatz, der mich glücklich machen wird!
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