Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.nehmen wollte. Ada nahm das ihrige fast immer im Bett. Ich kann mit meinen Träumen und Gedanken nicht immer so schnell in's öffentliche Leben treten, sagte sie. Am liebsten hätte sich jetzt Martha, die bei Helenen die höchste Aufregung vorauszusetzen hatte, in die sie sich aber nicht hineindrängen mochte, an einen in ihr Zimmer gestellten Flügel setzen und ihre Empfindungen in Tönen aussprechen mögen. Ach! sie hatte ja ganz anders als Alle in weite, weite Fernen zu blicken, zu beten für die wohlbehaltenen Fahrten ihres geliebten Freundes durch eine oft mit Gefahren verbundene Welt! O, was ließ er auch nur so schwer zu tragen in ihr, in ihr allein zurück! Es war doch wunderlich, daß Wolny so gar nicht an sie schrieb! Er hatte sie nur durch Gustav Holl grüßen lassen! Aber herzlich und innig. Aber soviel auch der Seecapitän an Tagen, wo sie mit diesem bei den jetzt vereinsamten Althings zusammentraf, von Wolny erzählt hatte, Nichts davon ließ ein entscheidendes Interesse durchleuchten, das er für Martha empfand. Dennoch glaubte sie an ihn und sah im Monde, wie dieser da so voll und schön über dem schwarzen Tannenwald stand, den Regulator aller geheimnißvollen Lebensbeziehungen von Ost und West, Süd und Nord. Dieser seltsame Stern behütete jede Herzensverbindung, war der Bestärker im Hoffen und Glauben, machte auch Ebbe und Fluth, nehmen wollte. Ada nahm das ihrige fast immer im Bett. Ich kann mit meinen Träumen und Gedanken nicht immer so schnell in’s öffentliche Leben treten, sagte sie. Am liebsten hätte sich jetzt Martha, die bei Helenen die höchste Aufregung vorauszusetzen hatte, in die sie sich aber nicht hineindrängen mochte, an einen in ihr Zimmer gestellten Flügel setzen und ihre Empfindungen in Tönen aussprechen mögen. Ach! sie hatte ja ganz anders als Alle in weite, weite Fernen zu blicken, zu beten für die wohlbehaltenen Fahrten ihres geliebten Freundes durch eine oft mit Gefahren verbundene Welt! O, was ließ er auch nur so schwer zu tragen in ihr, in ihr allein zurück! Es war doch wunderlich, daß Wolny so gar nicht an sie schrieb! Er hatte sie nur durch Gustav Holl grüßen lassen! Aber herzlich und innig. Aber soviel auch der Seecapitän an Tagen, wo sie mit diesem bei den jetzt vereinsamten Althings zusammentraf, von Wolny erzählt hatte, Nichts davon ließ ein entscheidendes Interesse durchleuchten, das er für Martha empfand. Dennoch glaubte sie an ihn und sah im Monde, wie dieser da so voll und schön über dem schwarzen Tannenwald stand, den Regulator aller geheimnißvollen Lebensbeziehungen von Ost und West, Süd und Nord. Dieser seltsame Stern behütete jede Herzensverbindung, war der Bestärker im Hoffen und Glauben, machte auch Ebbe und Fluth, <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0034" n="28"/> nehmen wollte. Ada nahm das ihrige fast immer im Bett. Ich kann mit meinen Träumen und Gedanken nicht immer so schnell in’s öffentliche Leben treten, sagte sie.</p> <p>Am liebsten hätte sich jetzt Martha, die bei Helenen die höchste Aufregung vorauszusetzen hatte, in die sie sich aber nicht hineindrängen mochte, an einen in ihr Zimmer gestellten Flügel setzen und ihre Empfindungen in Tönen aussprechen mögen. Ach! sie hatte ja ganz anders als Alle in weite, weite Fernen zu blicken, zu beten für die wohlbehaltenen Fahrten ihres geliebten Freundes durch eine oft mit Gefahren verbundene Welt! O, was ließ er auch nur so schwer zu tragen in ihr, in ihr allein zurück! Es war doch wunderlich, daß Wolny so gar nicht an sie schrieb! Er hatte sie nur durch Gustav Holl grüßen lassen! Aber herzlich und innig. Aber soviel auch der Seecapitän an Tagen, wo sie mit diesem bei den jetzt vereinsamten Althings zusammentraf, von Wolny erzählt hatte, Nichts davon ließ ein entscheidendes Interesse durchleuchten, das er für Martha empfand. Dennoch glaubte sie an ihn und sah im Monde, wie dieser da so voll und schön über dem schwarzen Tannenwald stand, den Regulator aller geheimnißvollen Lebensbeziehungen von Ost und West, Süd und Nord. Dieser seltsame Stern behütete jede Herzensverbindung, war der Bestärker im Hoffen und Glauben, machte auch Ebbe und Fluth, </p> </div> </body> </text> </TEI> [28/0034]
nehmen wollte. Ada nahm das ihrige fast immer im Bett. Ich kann mit meinen Träumen und Gedanken nicht immer so schnell in’s öffentliche Leben treten, sagte sie.
Am liebsten hätte sich jetzt Martha, die bei Helenen die höchste Aufregung vorauszusetzen hatte, in die sie sich aber nicht hineindrängen mochte, an einen in ihr Zimmer gestellten Flügel setzen und ihre Empfindungen in Tönen aussprechen mögen. Ach! sie hatte ja ganz anders als Alle in weite, weite Fernen zu blicken, zu beten für die wohlbehaltenen Fahrten ihres geliebten Freundes durch eine oft mit Gefahren verbundene Welt! O, was ließ er auch nur so schwer zu tragen in ihr, in ihr allein zurück! Es war doch wunderlich, daß Wolny so gar nicht an sie schrieb! Er hatte sie nur durch Gustav Holl grüßen lassen! Aber herzlich und innig. Aber soviel auch der Seecapitän an Tagen, wo sie mit diesem bei den jetzt vereinsamten Althings zusammentraf, von Wolny erzählt hatte, Nichts davon ließ ein entscheidendes Interesse durchleuchten, das er für Martha empfand. Dennoch glaubte sie an ihn und sah im Monde, wie dieser da so voll und schön über dem schwarzen Tannenwald stand, den Regulator aller geheimnißvollen Lebensbeziehungen von Ost und West, Süd und Nord. Dieser seltsame Stern behütete jede Herzensverbindung, war der Bestärker im Hoffen und Glauben, machte auch Ebbe und Fluth,
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/34>, abgerufen am 16.07.2024. |