Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.aus wie Nichts! Es ist das Allerbeste am Protestantismus, den ich sonst hasse wie alle offenbarte Religion! Des Grafen Hand zitterte. Sie wollte die Hand Helenens ergreifen. Das erschütterte Mädchen hatte gleich Anfangs vor Schrecken vergessen, diese mit den Handschuhen zu versehen. Entsetzt zog sie ihre entblößten Hände zurück. Aber der Graf ergriff so stürmisch und drückte die wie blutlos und kalt gewordenen Finger so lange, als sollten sie durch seine Zärtlichkeit erwarmen; er drückte sie an seine Lippen und unterbrach sich, während Helene stumm blieb, während sie mit den Händen, um ihm diese zu entziehen, rang, und ihr Antlitz ganz in den Shawl verbarg, mit den Worten: Ihr Götter, lacht nicht von Eurem Olymp herab! Denn die Situation ist bei Alledem komisch! rief der Graf. Hier im Wagen, du verdammter Zauberer Merlin, das Paradies! Kaschmirs Rosengärten neu aufblühend und dabei die schwankenden nassen Wagengurte, die uns in's Gesicht schlagen! Wenn ich könnte, würde ich über Alles lachen, göttliche, angebetete Helene! Sagen Sie nur ein Wort! Sie sollen mir nur sagen: Ich verzeihe Ihnen - und wenn Sie wollen, ich verzeihe Ihnen alle Ihre Dummheiten, die aber aus einem nur für Sie schlagenden Herzen kommen! aus wie Nichts! Es ist das Allerbeste am Protestantismus, den ich sonst hasse wie alle offenbarte Religion! Des Grafen Hand zitterte. Sie wollte die Hand Helenens ergreifen. Das erschütterte Mädchen hatte gleich Anfangs vor Schrecken vergessen, diese mit den Handschuhen zu versehen. Entsetzt zog sie ihre entblößten Hände zurück. Aber der Graf ergriff so stürmisch und drückte die wie blutlos und kalt gewordenen Finger so lange, als sollten sie durch seine Zärtlichkeit erwarmen; er drückte sie an seine Lippen und unterbrach sich, während Helene stumm blieb, während sie mit den Händen, um ihm diese zu entziehen, rang, und ihr Antlitz ganz in den Shawl verbarg, mit den Worten: Ihr Götter, lacht nicht von Eurem Olymp herab! Denn die Situation ist bei Alledem komisch! rief der Graf. Hier im Wagen, du verdammter Zauberer Merlin, das Paradies! Kaschmirs Rosengärten neu aufblühend und dabei die schwankenden nassen Wagengurte, die uns in’s Gesicht schlagen! Wenn ich könnte, würde ich über Alles lachen, göttliche, angebetete Helene! Sagen Sie nur ein Wort! Sie sollen mir nur sagen: Ich verzeihe Ihnen – und wenn Sie wollen, ich verzeihe Ihnen alle Ihre Dummheiten, die aber aus einem nur für Sie schlagenden Herzen kommen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0027" n="21"/> aus wie Nichts! Es ist das Allerbeste am Protestantismus, den ich sonst hasse wie alle offenbarte Religion! </p> <p>Des Grafen Hand zitterte. Sie wollte die Hand Helenens ergreifen. Das erschütterte Mädchen hatte gleich Anfangs vor Schrecken vergessen, diese mit den Handschuhen zu versehen. Entsetzt zog sie ihre entblößten Hände zurück. Aber der Graf ergriff so stürmisch und drückte die wie blutlos und kalt gewordenen Finger so lange, als sollten sie durch seine Zärtlichkeit erwarmen; er drückte sie an seine Lippen und unterbrach sich, während Helene stumm blieb, während sie mit den Händen, um ihm diese zu entziehen, rang, und ihr Antlitz ganz in den Shawl verbarg, mit den Worten: Ihr Götter, lacht nicht von Eurem Olymp herab! Denn die Situation ist bei Alledem komisch! rief der Graf. Hier im Wagen, du verdammter Zauberer Merlin, das Paradies! Kaschmirs Rosengärten neu aufblühend und dabei die schwankenden nassen Wagengurte, die uns in’s Gesicht schlagen! Wenn ich könnte, würde ich über Alles lachen, göttliche, angebetete Helene! Sagen Sie nur ein Wort! Sie sollen mir nur sagen: Ich verzeihe Ihnen – und wenn Sie wollen, ich verzeihe Ihnen alle Ihre Dummheiten, die aber aus einem nur für Sie schlagenden Herzen kommen!</p> </div> </body> </text> </TEI> [21/0027]
aus wie Nichts! Es ist das Allerbeste am Protestantismus, den ich sonst hasse wie alle offenbarte Religion!
Des Grafen Hand zitterte. Sie wollte die Hand Helenens ergreifen. Das erschütterte Mädchen hatte gleich Anfangs vor Schrecken vergessen, diese mit den Handschuhen zu versehen. Entsetzt zog sie ihre entblößten Hände zurück. Aber der Graf ergriff so stürmisch und drückte die wie blutlos und kalt gewordenen Finger so lange, als sollten sie durch seine Zärtlichkeit erwarmen; er drückte sie an seine Lippen und unterbrach sich, während Helene stumm blieb, während sie mit den Händen, um ihm diese zu entziehen, rang, und ihr Antlitz ganz in den Shawl verbarg, mit den Worten: Ihr Götter, lacht nicht von Eurem Olymp herab! Denn die Situation ist bei Alledem komisch! rief der Graf. Hier im Wagen, du verdammter Zauberer Merlin, das Paradies! Kaschmirs Rosengärten neu aufblühend und dabei die schwankenden nassen Wagengurte, die uns in’s Gesicht schlagen! Wenn ich könnte, würde ich über Alles lachen, göttliche, angebetete Helene! Sagen Sie nur ein Wort! Sie sollen mir nur sagen: Ich verzeihe Ihnen – und wenn Sie wollen, ich verzeihe Ihnen alle Ihre Dummheiten, die aber aus einem nur für Sie schlagenden Herzen kommen!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/27 |
Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/27>, abgerufen am 16.07.2024. |