Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

Wendungen eines Bettelbriefes von Mahlo in Erinnerung und fand Alles natürlich und Cohns Furcht lächerlich. Frau Jenny erinnerte sich zwar der Platzpatronen, aber auch der eleganten Kleidermetamorphose und großen Vatermörder des Gefürchteten, der, seitdem die Josefa bei Raimund war, sich wieder "bewähren" wollte.

Mit einem: Ich bin verloren! schickte sich Cohn an, in sein Reservoir zurück zu schleichen. Ich weiß, sagte er, indem er schon den Schlafrock ausziehen mußte, Sie wollen Alles auf mich schieben wie auf den Bock, den die Juden in die Wüste jagten!

Am Abend in der Dämmerung sollte Mahlo mit einem Wagen vorfahren. Der Kutscher sollte nur wissen, man wollte einen Gutsbesitzer Namens Müller besuchen. Cohn hatte sich für Müller entschieden.

Rabe übernahm die sofortige Verhandlung mit Mahlo, worauf sich Forbeck beruhigt zu seinem Einspänner begab, der so lange gehalten hatte. Einige Male stolperte sein Roß. Das erinnerte ihn daran, daß der Führer des Gefährts eine Rechnung bei ihm eingereicht hatte, die in solchem Grade angeschwollen war, daß er sich rüsten mußte, morgen zu Fuß zu gehen.

O wie fuhr er sonst durch die Straßen! Zweispännig und im offenen Gefährt. Hingegossen mit Behagen wie der Mensch nach Tisch, nicht selten eine

Wendungen eines Bettelbriefes von Mahlo in Erinnerung und fand Alles natürlich und Cohns Furcht lächerlich. Frau Jenny erinnerte sich zwar der Platzpatronen, aber auch der eleganten Kleidermetamorphose und großen Vatermörder des Gefürchteten, der, seitdem die Josefa bei Raimund war, sich wieder „bewähren“ wollte.

Mit einem: Ich bin verloren! schickte sich Cohn an, in sein Reservoir zurück zu schleichen. Ich weiß, sagte er, indem er schon den Schlafrock ausziehen mußte, Sie wollen Alles auf mich schieben wie auf den Bock, den die Juden in die Wüste jagten!

Am Abend in der Dämmerung sollte Mahlo mit einem Wagen vorfahren. Der Kutscher sollte nur wissen, man wollte einen Gutsbesitzer Namens Müller besuchen. Cohn hatte sich für Müller entschieden.

Rabe übernahm die sofortige Verhandlung mit Mahlo, worauf sich Forbeck beruhigt zu seinem Einspänner begab, der so lange gehalten hatte. Einige Male stolperte sein Roß. Das erinnerte ihn daran, daß der Führer des Gefährts eine Rechnung bei ihm eingereicht hatte, die in solchem Grade angeschwollen war, daß er sich rüsten mußte, morgen zu Fuß zu gehen.

O wie fuhr er sonst durch die Straßen! Zweispännig und im offenen Gefährt. Hingegossen mit Behagen wie der Mensch nach Tisch, nicht selten eine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0267" n="261"/>
Wendungen eines Bettelbriefes von Mahlo in Erinnerung und fand Alles natürlich und Cohns Furcht lächerlich. Frau Jenny erinnerte sich zwar der Platzpatronen, aber auch der eleganten Kleidermetamorphose und großen Vatermörder des Gefürchteten, der, seitdem die Josefa bei Raimund war, sich wieder &#x201E;bewähren&#x201C; wollte.</p>
        <p>Mit einem: Ich bin verloren! schickte sich Cohn an, in sein Reservoir zurück zu schleichen. Ich weiß, sagte er, indem er schon den Schlafrock ausziehen mußte, Sie wollen Alles auf mich schieben wie auf den Bock, den die Juden in die Wüste jagten!</p>
        <p>Am Abend in der Dämmerung sollte Mahlo mit einem Wagen vorfahren. Der Kutscher sollte nur wissen, man wollte einen Gutsbesitzer Namens Müller besuchen. Cohn hatte sich für Müller entschieden.</p>
        <p>Rabe übernahm die sofortige Verhandlung mit Mahlo, worauf sich Forbeck beruhigt zu seinem Einspänner begab, der so lange gehalten hatte. Einige Male stolperte sein Roß. Das erinnerte ihn daran, daß der Führer des Gefährts eine Rechnung bei ihm eingereicht hatte, die in solchem Grade angeschwollen war, daß er sich rüsten mußte, morgen zu Fuß zu gehen.</p>
        <p>O wie fuhr er sonst durch die Straßen! Zweispännig und im offenen Gefährt. Hingegossen mit Behagen wie der Mensch nach Tisch, nicht selten eine
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[261/0267] Wendungen eines Bettelbriefes von Mahlo in Erinnerung und fand Alles natürlich und Cohns Furcht lächerlich. Frau Jenny erinnerte sich zwar der Platzpatronen, aber auch der eleganten Kleidermetamorphose und großen Vatermörder des Gefürchteten, der, seitdem die Josefa bei Raimund war, sich wieder „bewähren“ wollte. Mit einem: Ich bin verloren! schickte sich Cohn an, in sein Reservoir zurück zu schleichen. Ich weiß, sagte er, indem er schon den Schlafrock ausziehen mußte, Sie wollen Alles auf mich schieben wie auf den Bock, den die Juden in die Wüste jagten! Am Abend in der Dämmerung sollte Mahlo mit einem Wagen vorfahren. Der Kutscher sollte nur wissen, man wollte einen Gutsbesitzer Namens Müller besuchen. Cohn hatte sich für Müller entschieden. Rabe übernahm die sofortige Verhandlung mit Mahlo, worauf sich Forbeck beruhigt zu seinem Einspänner begab, der so lange gehalten hatte. Einige Male stolperte sein Roß. Das erinnerte ihn daran, daß der Führer des Gefährts eine Rechnung bei ihm eingereicht hatte, die in solchem Grade angeschwollen war, daß er sich rüsten mußte, morgen zu Fuß zu gehen. O wie fuhr er sonst durch die Straßen! Zweispännig und im offenen Gefährt. Hingegossen mit Behagen wie der Mensch nach Tisch, nicht selten eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T11:57:26Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T11:57:26Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-3<a>) (2014-02-19T11:57:26Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/267
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/267>, abgerufen am 02.05.2024.