Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.findet sich jetzt in Alles viel leichter! Er denkt mit Schiller: Die Welt gehört dem Narrenkönig! Das ist Ihr Glaube nicht! rief der Graf wie berauscht. Oder glauben auch Sie, daß Jener, der da sang: Was hinter uns liegt und was Alle bändigt, das Gemeine! nicht das Allgemeine, die Gewohnheit, das Gewöhnliche verstanden hat? Selbst die berühmtesten Actricen betonen dies "Gemeine" immer so, als handelte es sich um eine Collegenintrigue oder um einen nichtswürdigen Zeitungsartikel! Es ist zum Lachen! Das Gemeine ist ja hier die Sitte, die Gewohnheit, etwas ganz Anständiges, das uns Alle bändigt! Ich bin ganz für dies "Gemeine", aber gebändigt soll es mich niemals haben! Der Graf rückte dem bedrängten Mädchen bei diesen Plaudereien immer näher. Im Aufruhr der Elemente fühlte sie ihre Schwäche. Der Wind peitschte die Bäume. Es standen doch jetzt endlich wieder welche am Wege. Den Grafen schien alle Fassung verlassen zu haben. Der Gedanke, es rücke das Geheimniß eben dieses Hochlinden, eben dieser kleinen Stadt, von wo Marloff die naheliegenden Eisenbahnen vor Jahren vorgezeichnet hatte, immer mehr heraus und Graf Wilhelm hätte die richtige Philosophie des Lebens gehabt, den Schmerz über die unterdrückte Natürlichkeit der Empfindungen, den Schmerz findet sich jetzt in Alles viel leichter! Er denkt mit Schiller: Die Welt gehört dem Narrenkönig! Das ist Ihr Glaube nicht! rief der Graf wie berauscht. Oder glauben auch Sie, daß Jener, der da sang: Was hinter uns liegt und was Alle bändigt, das Gemeine! nicht das Allgemeine, die Gewohnheit, das Gewöhnliche verstanden hat? Selbst die berühmtesten Actricen betonen dies „Gemeine“ immer so, als handelte es sich um eine Collegenintrigue oder um einen nichtswürdigen Zeitungsartikel! Es ist zum Lachen! Das Gemeine ist ja hier die Sitte, die Gewohnheit, etwas ganz Anständiges, das uns Alle bändigt! Ich bin ganz für dies „Gemeine“, aber gebändigt soll es mich niemals haben! Der Graf rückte dem bedrängten Mädchen bei diesen Plaudereien immer näher. Im Aufruhr der Elemente fühlte sie ihre Schwäche. Der Wind peitschte die Bäume. Es standen doch jetzt endlich wieder welche am Wege. Den Grafen schien alle Fassung verlassen zu haben. Der Gedanke, es rücke das Geheimniß eben dieses Hochlinden, eben dieser kleinen Stadt, von wo Marloff die naheliegenden Eisenbahnen vor Jahren vorgezeichnet hatte, immer mehr heraus und Graf Wilhelm hätte die richtige Philosophie des Lebens gehabt, den Schmerz über die unterdrückte Natürlichkeit der Empfindungen, den Schmerz <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0025" n="19"/> findet sich jetzt in Alles viel leichter! Er denkt mit Schiller: Die Welt gehört dem Narrenkönig!</p> <p>Das ist Ihr Glaube nicht! rief der Graf wie berauscht. Oder glauben auch Sie, daß Jener, der da sang: Was hinter uns liegt und was Alle bändigt, das Gemeine! nicht das Allgemeine, die Gewohnheit, das Gewöhnliche verstanden hat? Selbst die berühmtesten Actricen betonen dies „Gemeine“ immer so, als handelte es sich um eine Collegenintrigue oder um einen nichtswürdigen Zeitungsartikel! Es ist zum Lachen! Das Gemeine ist ja hier die Sitte, die Gewohnheit, etwas ganz Anständiges, das uns Alle bändigt! Ich bin ganz für dies „Gemeine“, aber gebändigt soll es mich niemals haben!</p> <p>Der Graf rückte dem bedrängten Mädchen bei diesen Plaudereien immer näher. Im Aufruhr der Elemente fühlte sie ihre Schwäche. Der Wind peitschte die Bäume. Es standen doch jetzt endlich wieder welche am Wege.</p> <p>Den Grafen schien alle Fassung verlassen zu haben. Der Gedanke, es rücke das Geheimniß eben dieses Hochlinden, eben dieser kleinen Stadt, von wo Marloff die naheliegenden Eisenbahnen vor Jahren vorgezeichnet hatte, immer mehr heraus und Graf Wilhelm hätte die richtige Philosophie des Lebens gehabt, den Schmerz über die unterdrückte Natürlichkeit der Empfindungen, den Schmerz </p> </div> </body> </text> </TEI> [19/0025]
findet sich jetzt in Alles viel leichter! Er denkt mit Schiller: Die Welt gehört dem Narrenkönig!
Das ist Ihr Glaube nicht! rief der Graf wie berauscht. Oder glauben auch Sie, daß Jener, der da sang: Was hinter uns liegt und was Alle bändigt, das Gemeine! nicht das Allgemeine, die Gewohnheit, das Gewöhnliche verstanden hat? Selbst die berühmtesten Actricen betonen dies „Gemeine“ immer so, als handelte es sich um eine Collegenintrigue oder um einen nichtswürdigen Zeitungsartikel! Es ist zum Lachen! Das Gemeine ist ja hier die Sitte, die Gewohnheit, etwas ganz Anständiges, das uns Alle bändigt! Ich bin ganz für dies „Gemeine“, aber gebändigt soll es mich niemals haben!
Der Graf rückte dem bedrängten Mädchen bei diesen Plaudereien immer näher. Im Aufruhr der Elemente fühlte sie ihre Schwäche. Der Wind peitschte die Bäume. Es standen doch jetzt endlich wieder welche am Wege.
Den Grafen schien alle Fassung verlassen zu haben. Der Gedanke, es rücke das Geheimniß eben dieses Hochlinden, eben dieser kleinen Stadt, von wo Marloff die naheliegenden Eisenbahnen vor Jahren vorgezeichnet hatte, immer mehr heraus und Graf Wilhelm hätte die richtige Philosophie des Lebens gehabt, den Schmerz über die unterdrückte Natürlichkeit der Empfindungen, den Schmerz
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