Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.sie gesagt. Er warnte mich oft! Er gab jedesmal, aber ungern! Mit den Rabe-Actien fing das Verderben an. Und wofür? Raimund, Deine Liebe schien mir endlich zu sagen: Ein Mann! Ein Mann! Aber bald kannte ich sie auswendig! Du brauchtest sie mir nicht mehr zu gestehen! Da steht Heines Buch der Lieder! Ich kenne all' die Phrasen. Ich blick' in Deine Augen wie in das blaue Meer - parodirte sie. Fasele mir Nichts mehr von solchen Lappalien! Nichts vom albernen Tannhäuser und der abgenutzten Lorelei! Unser Denken als Frauen heißt Zephyr, Wolle, Battist! Unsere unbezahlten Rechnungen sind unsere Geheimnisse des Faust! Hätte ich die Stimme, so wollte ich ganz andere Klagen ausstoßen, als die Sängerinnen im Lohengrin! Sie hatte Raimund einmal überrascht, als er die Josefa umarmte und küßte. Da ließ sie "diese Person", wie sie sagte, ihm ganz. "Ich grolle nicht -" sang sie ergreifend und setzte hinzu: Nur mit Deiner Schwester und mit all den Tugendheldinnen, die mich nicht emporgezogen und ihrer würdig gehalten haben, grolle ich! Als Raimund beim Aussteigen aus dem Wagen die Josefa sah, rief er schon wieder: Ratte, fort! fort! Aber um Gotteswillen, Herr Ehlerdt! Wie sehen Sie denn aus! Was haben Sie denn? sagte diese, auf dem Sprunge stehend. sie gesagt. Er warnte mich oft! Er gab jedesmal, aber ungern! Mit den Rabe-Actien fing das Verderben an. Und wofür? Raimund, Deine Liebe schien mir endlich zu sagen: Ein Mann! Ein Mann! Aber bald kannte ich sie auswendig! Du brauchtest sie mir nicht mehr zu gestehen! Da steht Heines Buch der Lieder! Ich kenne all’ die Phrasen. Ich blick’ in Deine Augen wie in das blaue Meer – parodirte sie. Fasele mir Nichts mehr von solchen Lappalien! Nichts vom albernen Tannhäuser und der abgenutzten Lorelei! Unser Denken als Frauen heißt Zephyr, Wolle, Battist! Unsere unbezahlten Rechnungen sind unsere Geheimnisse des Faust! Hätte ich die Stimme, so wollte ich ganz andere Klagen ausstoßen, als die Sängerinnen im Lohengrin! Sie hatte Raimund einmal überrascht, als er die Josefa umarmte und küßte. Da ließ sie „diese Person“, wie sie sagte, ihm ganz. „Ich grolle nicht –“ sang sie ergreifend und setzte hinzu: Nur mit Deiner Schwester und mit all den Tugendheldinnen, die mich nicht emporgezogen und ihrer würdig gehalten haben, grolle ich! Als Raimund beim Aussteigen aus dem Wagen die Josefa sah, rief er schon wieder: Ratte, fort! fort! Aber um Gotteswillen, Herr Ehlerdt! Wie sehen Sie denn aus! Was haben Sie denn? sagte diese, auf dem Sprunge stehend. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0242" n="236"/> sie gesagt. Er warnte mich oft! Er gab jedesmal, aber ungern! Mit den Rabe-Actien fing das Verderben an. Und wofür? Raimund, Deine Liebe schien mir endlich zu sagen: Ein Mann! Ein Mann! Aber bald kannte ich sie auswendig! Du brauchtest sie mir nicht mehr zu gestehen! Da steht Heines Buch der Lieder! Ich kenne all’ die Phrasen. Ich blick’ in Deine Augen wie in das blaue Meer – parodirte sie. Fasele mir Nichts mehr von solchen Lappalien! Nichts vom albernen Tannhäuser und der abgenutzten Lorelei! Unser Denken als Frauen heißt Zephyr, Wolle, Battist! Unsere unbezahlten Rechnungen sind unsere Geheimnisse des Faust! Hätte ich die Stimme, so wollte ich ganz andere Klagen ausstoßen, als die Sängerinnen im Lohengrin! Sie hatte Raimund einmal überrascht, als er die Josefa umarmte und küßte. Da ließ sie „diese Person“, wie sie sagte, ihm ganz. „Ich grolle nicht –“ sang sie ergreifend und setzte hinzu: Nur mit Deiner Schwester und mit all den Tugendheldinnen, die mich nicht emporgezogen und ihrer würdig gehalten haben, grolle ich!</p> <p>Als Raimund beim Aussteigen aus dem Wagen die Josefa sah, rief er schon wieder: Ratte, fort! fort!</p> <p>Aber um Gotteswillen, Herr Ehlerdt! Wie sehen Sie denn aus! Was haben Sie denn? sagte diese, auf dem Sprunge stehend.</p> </div> </body> </text> </TEI> [236/0242]
sie gesagt. Er warnte mich oft! Er gab jedesmal, aber ungern! Mit den Rabe-Actien fing das Verderben an. Und wofür? Raimund, Deine Liebe schien mir endlich zu sagen: Ein Mann! Ein Mann! Aber bald kannte ich sie auswendig! Du brauchtest sie mir nicht mehr zu gestehen! Da steht Heines Buch der Lieder! Ich kenne all’ die Phrasen. Ich blick’ in Deine Augen wie in das blaue Meer – parodirte sie. Fasele mir Nichts mehr von solchen Lappalien! Nichts vom albernen Tannhäuser und der abgenutzten Lorelei! Unser Denken als Frauen heißt Zephyr, Wolle, Battist! Unsere unbezahlten Rechnungen sind unsere Geheimnisse des Faust! Hätte ich die Stimme, so wollte ich ganz andere Klagen ausstoßen, als die Sängerinnen im Lohengrin! Sie hatte Raimund einmal überrascht, als er die Josefa umarmte und küßte. Da ließ sie „diese Person“, wie sie sagte, ihm ganz. „Ich grolle nicht –“ sang sie ergreifend und setzte hinzu: Nur mit Deiner Schwester und mit all den Tugendheldinnen, die mich nicht emporgezogen und ihrer würdig gehalten haben, grolle ich!
Als Raimund beim Aussteigen aus dem Wagen die Josefa sah, rief er schon wieder: Ratte, fort! fort!
Aber um Gotteswillen, Herr Ehlerdt! Wie sehen Sie denn aus! Was haben Sie denn? sagte diese, auf dem Sprunge stehend.
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/242>, abgerufen am 15.08.2024. |