Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.doch zur Warnung sagen, eines Abends bei zufälliger Promenade mit einem Messerstich zu einer vollständigen -! Er oder Jemand anders, der es statt seiner thut! Das ist jetzt hier so. Wir haben neue Anschauungen! Wie in Italien! Hingerichtet wird Keiner mehr; das Sitzen im Zuchthause ist eine anständige Versorgung. Man kriegt sein richtiges Essen, im Winter eine warme Stube und zu Königs Geburtstag Braten. Raimund versuchte aufzustehen; er hielt sich am Tisch; seine Augen funkelten. Ja! Nun verstehe ich Ihren Auftrag! rief Wolny. Er kommt wohl nur von Baron Forbeck! Gehört auch Mahlo noch zu Ihren Intimitäten? fragte er. Raimund schüttelte den Kopf. Ich werde mich des Abends, da die Beleuchtung der Stadt zu wünschen läßt, von jetzt ab eines Fiakers bedienen, den ich vorher genauer untersucht habe! sagte Wolny. Aber, setzte er hinzu, Sie erkennen da, wohin Sie mit Ihren Anfängen gerathen sind! Das Frühstück war vielleicht schon das dritte, das Raimund heute genossen. Wolny lehnte die Theilnahme am Verzehren des verlockenden Silberlachses und des Weines ab. Daß die Bezahlung auf seine Rechnung ging, verstand sich von selbst. Im Grunde hatte er ein gewisses Wohlbehagen an dieser Situation, da ihm doch zur Warnung sagen, eines Abends bei zufälliger Promenade mit einem Messerstich zu einer vollständigen –! Er oder Jemand anders, der es statt seiner thut! Das ist jetzt hier so. Wir haben neue Anschauungen! Wie in Italien! Hingerichtet wird Keiner mehr; das Sitzen im Zuchthause ist eine anständige Versorgung. Man kriegt sein richtiges Essen, im Winter eine warme Stube und zu Königs Geburtstag Braten. Raimund versuchte aufzustehen; er hielt sich am Tisch; seine Augen funkelten. Ja! Nun verstehe ich Ihren Auftrag! rief Wolny. Er kommt wohl nur von Baron Forbeck! Gehört auch Mahlo noch zu Ihren Intimitäten? fragte er. Raimund schüttelte den Kopf. Ich werde mich des Abends, da die Beleuchtung der Stadt zu wünschen läßt, von jetzt ab eines Fiakers bedienen, den ich vorher genauer untersucht habe! sagte Wolny. Aber, setzte er hinzu, Sie erkennen da, wohin Sie mit Ihren Anfängen gerathen sind! Das Frühstück war vielleicht schon das dritte, das Raimund heute genossen. Wolny lehnte die Theilnahme am Verzehren des verlockenden Silberlachses und des Weines ab. Daß die Bezahlung auf seine Rechnung ging, verstand sich von selbst. Im Grunde hatte er ein gewisses Wohlbehagen an dieser Situation, da ihm <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0227" n="221"/> doch zur Warnung sagen, eines Abends bei zufälliger Promenade mit einem Messerstich zu einer vollständigen –! Er oder Jemand anders, der es statt seiner thut! Das ist jetzt hier so. Wir haben neue Anschauungen! Wie in Italien! Hingerichtet wird Keiner mehr; das Sitzen im Zuchthause ist eine anständige Versorgung. Man kriegt sein richtiges Essen, im Winter eine warme Stube und zu Königs Geburtstag Braten.</p> <p>Raimund versuchte aufzustehen; er hielt sich am Tisch; seine Augen funkelten. </p> <p>Ja! Nun verstehe ich Ihren Auftrag! rief Wolny. Er kommt wohl nur von Baron Forbeck! Gehört auch Mahlo noch zu Ihren Intimitäten? fragte er. </p> <p>Raimund schüttelte den Kopf.</p> <p>Ich werde mich des Abends, da die Beleuchtung der Stadt zu wünschen läßt, von jetzt ab eines Fiakers bedienen, den ich vorher genauer untersucht habe! sagte Wolny. Aber, setzte er hinzu, Sie erkennen da, wohin Sie mit Ihren Anfängen gerathen sind! </p> <p>Das Frühstück war vielleicht schon das dritte, das Raimund heute genossen. Wolny lehnte die Theilnahme am Verzehren des verlockenden Silberlachses und des Weines ab. Daß die Bezahlung auf seine Rechnung ging, verstand sich von selbst. Im Grunde hatte er ein gewisses Wohlbehagen an dieser Situation, da ihm </p> </div> </body> </text> </TEI> [221/0227]
doch zur Warnung sagen, eines Abends bei zufälliger Promenade mit einem Messerstich zu einer vollständigen –! Er oder Jemand anders, der es statt seiner thut! Das ist jetzt hier so. Wir haben neue Anschauungen! Wie in Italien! Hingerichtet wird Keiner mehr; das Sitzen im Zuchthause ist eine anständige Versorgung. Man kriegt sein richtiges Essen, im Winter eine warme Stube und zu Königs Geburtstag Braten.
Raimund versuchte aufzustehen; er hielt sich am Tisch; seine Augen funkelten.
Ja! Nun verstehe ich Ihren Auftrag! rief Wolny. Er kommt wohl nur von Baron Forbeck! Gehört auch Mahlo noch zu Ihren Intimitäten? fragte er.
Raimund schüttelte den Kopf.
Ich werde mich des Abends, da die Beleuchtung der Stadt zu wünschen läßt, von jetzt ab eines Fiakers bedienen, den ich vorher genauer untersucht habe! sagte Wolny. Aber, setzte er hinzu, Sie erkennen da, wohin Sie mit Ihren Anfängen gerathen sind!
Das Frühstück war vielleicht schon das dritte, das Raimund heute genossen. Wolny lehnte die Theilnahme am Verzehren des verlockenden Silberlachses und des Weines ab. Daß die Bezahlung auf seine Rechnung ging, verstand sich von selbst. Im Grunde hatte er ein gewisses Wohlbehagen an dieser Situation, da ihm
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/227>, abgerufen am 15.08.2024. |