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Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.

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Herr Wolny! Kennen Sie mich nicht?

Es war Raimund Ehlerdt, sein künftiger Schwager.

Ich habe mich etwas verändert? Es ist lange her, daß wir uns nicht gesehen haben!

In der That, wo war der jugendliche, wenn auch in der Figur etwas zu kurzstämmige Apoll geblieben! Er schien noch gehoben durch irgend eine Feuergluth, die an seinem Hirn gedankenbefördernd mitarbeitete. Aber die schönen Locken waren mühsam zusammengestrichen. Der abgenommene Cylinder zeigte eine sorgfältige Anordnung der absichtlich verlängert gezogenen Haare. Die Züge des Antlitzes, der Muskelbau, Alles war schlaff, spitz, mager. Die Gesichtsfarbe war fahlgelb.

Dennoch schien er in höchster Aufregung. Ich habe Sie erwartet! sprach er noch auf der Straße. Und eben erst jetzt fiel mir der Montag ein! Ich wäre im Stande gewesen, dort einzutreten. Um so besser, daß Sie da sind! Ich muß Sie allein sprechen! Ungestört! Und dringend!

Wolny gedachte seiner Revolverzeiten, des erbrochenen Schrankes und stutzte - vor seinem baldigen Schwager.

Blitzschnell schien Ehlerdt zu verstehen, was in Wolny vorging und sagte: Ich bin sehr zahm geworden! Alles ist ja gescheitert! Sie und die Actionäre bringen uns in's Verderben! Mich glücklicherweise nicht auch

Herr Wolny! Kennen Sie mich nicht?

Es war Raimund Ehlerdt, sein künftiger Schwager.

Ich habe mich etwas verändert? Es ist lange her, daß wir uns nicht gesehen haben!

In der That, wo war der jugendliche, wenn auch in der Figur etwas zu kurzstämmige Apoll geblieben! Er schien noch gehoben durch irgend eine Feuergluth, die an seinem Hirn gedankenbefördernd mitarbeitete. Aber die schönen Locken waren mühsam zusammengestrichen. Der abgenommene Cylinder zeigte eine sorgfältige Anordnung der absichtlich verlängert gezogenen Haare. Die Züge des Antlitzes, der Muskelbau, Alles war schlaff, spitz, mager. Die Gesichtsfarbe war fahlgelb.

Dennoch schien er in höchster Aufregung. Ich habe Sie erwartet! sprach er noch auf der Straße. Und eben erst jetzt fiel mir der Montag ein! Ich wäre im Stande gewesen, dort einzutreten. Um so besser, daß Sie da sind! Ich muß Sie allein sprechen! Ungestört! Und dringend!

Wolny gedachte seiner Revolverzeiten, des erbrochenen Schrankes und stutzte – vor seinem baldigen Schwager.

Blitzschnell schien Ehlerdt zu verstehen, was in Wolny vorging und sagte: Ich bin sehr zahm geworden! Alles ist ja gescheitert! Sie und die Actionäre bringen uns in’s Verderben! Mich glücklicherweise nicht auch

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        <p> Herr Wolny! Kennen Sie mich nicht? </p>
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[213/0219] Herr Wolny! Kennen Sie mich nicht? Es war Raimund Ehlerdt, sein künftiger Schwager. Ich habe mich etwas verändert? Es ist lange her, daß wir uns nicht gesehen haben! In der That, wo war der jugendliche, wenn auch in der Figur etwas zu kurzstämmige Apoll geblieben! Er schien noch gehoben durch irgend eine Feuergluth, die an seinem Hirn gedankenbefördernd mitarbeitete. Aber die schönen Locken waren mühsam zusammengestrichen. Der abgenommene Cylinder zeigte eine sorgfältige Anordnung der absichtlich verlängert gezogenen Haare. Die Züge des Antlitzes, der Muskelbau, Alles war schlaff, spitz, mager. Die Gesichtsfarbe war fahlgelb. Dennoch schien er in höchster Aufregung. Ich habe Sie erwartet! sprach er noch auf der Straße. Und eben erst jetzt fiel mir der Montag ein! Ich wäre im Stande gewesen, dort einzutreten. Um so besser, daß Sie da sind! Ich muß Sie allein sprechen! Ungestört! Und dringend! Wolny gedachte seiner Revolverzeiten, des erbrochenen Schrankes und stutzte – vor seinem baldigen Schwager. Blitzschnell schien Ehlerdt zu verstehen, was in Wolny vorging und sagte: Ich bin sehr zahm geworden! Alles ist ja gescheitert! Sie und die Actionäre bringen uns in’s Verderben! Mich glücklicherweise nicht auch

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/219>, abgerufen am 24.11.2024.