Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Unterhaltung, die bis Mitternacht gewährt hatte, wo der Secretär des Fürsten in der Equipage des Fabrikanten wieder in seine Wohnung befördert wurde. Ich habe ja einst wirklich für Ihr Fortkommen gewirkt, sagte er noch, habe Ihre Wünsche, die Ihnen die liebsten waren, befriedigt; was hinter Ihnen blieb, ist verdorben und gestorben. Auch mein armer reuevoller Freund, den ich rettete! Er ist todt! Die Stellung bei dem wunderlichen Musikprinzen wird Sie nicht lange fesseln! Mein Wirkungskreis bietet Ihnen bessere Chancen. Und wenn wir uns verstehen, schloß er schon damals, so sind Sie mein Sohn und Erbe. Sie werden an meinem Grabe nicht lachen und schmunzeln, wie wohl einige entfernte Verwandte thun könnten, die sich mit der Hoffnung schmeicheln, einst Alles zu bekommen! Und nicht nur Waffenstillstand, sondern vollständiger Friede wurde zwischen Beiden geschlossen. Das, was dabei nicht aufging, suchten sie mit der Zeit als reines Gedankenthema festzuhalten. Ottomar sprach oft vom "Kampf um's Recht", und Wolnys Leben bot die schlagendsten Beispiele sowohl für die Anwendung, wie für die Enthaltung vom ewigen Rechtsuchen. Ob nun derselbe jähe Ueberfall mit dem alten Bildhauer heute gelingen würde, stand freilich dahin. Ottomar bezweifelte es und prophezeite eine schlimme Scene, die Unterhaltung, die bis Mitternacht gewährt hatte, wo der Secretär des Fürsten in der Equipage des Fabrikanten wieder in seine Wohnung befördert wurde. Ich habe ja einst wirklich für Ihr Fortkommen gewirkt, sagte er noch, habe Ihre Wünsche, die Ihnen die liebsten waren, befriedigt; was hinter Ihnen blieb, ist verdorben und gestorben. Auch mein armer reuevoller Freund, den ich rettete! Er ist todt! Die Stellung bei dem wunderlichen Musikprinzen wird Sie nicht lange fesseln! Mein Wirkungskreis bietet Ihnen bessere Chancen. Und wenn wir uns verstehen, schloß er schon damals, so sind Sie mein Sohn und Erbe. Sie werden an meinem Grabe nicht lachen und schmunzeln, wie wohl einige entfernte Verwandte thun könnten, die sich mit der Hoffnung schmeicheln, einst Alles zu bekommen! Und nicht nur Waffenstillstand, sondern vollständiger Friede wurde zwischen Beiden geschlossen. Das, was dabei nicht aufging, suchten sie mit der Zeit als reines Gedankenthema festzuhalten. Ottomar sprach oft vom „Kampf um’s Recht“, und Wolnys Leben bot die schlagendsten Beispiele sowohl für die Anwendung, wie für die Enthaltung vom ewigen Rechtsuchen. Ob nun derselbe jähe Ueberfall mit dem alten Bildhauer heute gelingen würde, stand freilich dahin. Ottomar bezweifelte es und prophezeite eine schlimme Scene, die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0202" n="196"/> Unterhaltung, die bis Mitternacht gewährt hatte, wo der Secretär des Fürsten in der Equipage des Fabrikanten wieder in seine Wohnung befördert wurde. Ich habe ja einst wirklich für Ihr Fortkommen gewirkt, sagte er noch, habe Ihre Wünsche, die Ihnen die liebsten waren, befriedigt; was hinter Ihnen blieb, ist verdorben und gestorben. Auch mein armer reuevoller Freund, den ich rettete! Er ist todt! Die Stellung bei dem wunderlichen Musikprinzen wird Sie nicht lange fesseln! Mein Wirkungskreis bietet Ihnen bessere Chancen. Und wenn wir uns verstehen, schloß er schon damals, so sind Sie mein Sohn und Erbe. Sie werden an meinem Grabe nicht lachen und schmunzeln, wie wohl einige entfernte Verwandte thun könnten, die sich mit der Hoffnung schmeicheln, einst Alles zu bekommen!</p> <p>Und nicht nur Waffenstillstand, sondern vollständiger Friede wurde zwischen Beiden geschlossen. Das, was dabei nicht aufging, suchten sie mit der Zeit als reines Gedankenthema festzuhalten. Ottomar sprach oft vom „Kampf um’s Recht“, und Wolnys Leben bot die schlagendsten Beispiele sowohl für die Anwendung, wie für die Enthaltung vom ewigen Rechtsuchen.</p> <p>Ob nun derselbe jähe Ueberfall mit dem alten Bildhauer heute gelingen würde, stand freilich dahin. Ottomar bezweifelte es und prophezeite eine schlimme Scene, die </p> </div> </body> </text> </TEI> [196/0202]
Unterhaltung, die bis Mitternacht gewährt hatte, wo der Secretär des Fürsten in der Equipage des Fabrikanten wieder in seine Wohnung befördert wurde. Ich habe ja einst wirklich für Ihr Fortkommen gewirkt, sagte er noch, habe Ihre Wünsche, die Ihnen die liebsten waren, befriedigt; was hinter Ihnen blieb, ist verdorben und gestorben. Auch mein armer reuevoller Freund, den ich rettete! Er ist todt! Die Stellung bei dem wunderlichen Musikprinzen wird Sie nicht lange fesseln! Mein Wirkungskreis bietet Ihnen bessere Chancen. Und wenn wir uns verstehen, schloß er schon damals, so sind Sie mein Sohn und Erbe. Sie werden an meinem Grabe nicht lachen und schmunzeln, wie wohl einige entfernte Verwandte thun könnten, die sich mit der Hoffnung schmeicheln, einst Alles zu bekommen!
Und nicht nur Waffenstillstand, sondern vollständiger Friede wurde zwischen Beiden geschlossen. Das, was dabei nicht aufging, suchten sie mit der Zeit als reines Gedankenthema festzuhalten. Ottomar sprach oft vom „Kampf um’s Recht“, und Wolnys Leben bot die schlagendsten Beispiele sowohl für die Anwendung, wie für die Enthaltung vom ewigen Rechtsuchen.
Ob nun derselbe jähe Ueberfall mit dem alten Bildhauer heute gelingen würde, stand freilich dahin. Ottomar bezweifelte es und prophezeite eine schlimme Scene, die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-02-19T11:57:26Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-02-19T11:57:26Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-3<a>)
(2014-02-19T11:57:26Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |