Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.zwang den Grafen seine Ehre vor der Welt, sofort die Scheidung zu verlangen. Sie hatte es ja so gewollt und Ottomar hatte es ebenso aufgefaßt. Trotz Alledem stand die schöne schlanke Frau eine Weile blaß wie eine Statue. Dann sagte sie entschlossen: Oui, mon cher! Affirmez tout! La Rose war so tief von dieser Antwort erschüttert, daß er das Taschentuch ergriff und sich die Augen wischte. Der Kopf fiel ihm wie machtlos auf die Brust. Endlich faßte er sich, schickte sich zum Gehen an und küßte beide Hände der Gräfin. Sie verlieren einen guten Mann! sagte er mit zitternder Stimme. Aber - raffte er sich auf - wir kehren nach Portugal zurück! Die Luft dort bekommt ihm besser! Hier ist Nichts gut für ihn und Alles, Alles aus - Ada horchte auf. Sie bezog die letzte Aeußerung auf Helene Althing. Natürlich suchte sie sich am folgenden Morgen schon eine eigne Wohnung, ehe noch ihre Mutter eine Ahnung hatte, ehe noch ein Wort mit der alten Gräfin, am wenigsten mit Udo gewechselt war. Sie kam, als sie die Wohnung genommen, mit Dienstmännern, die einen Theil ihres Mobiliars tragen sollten, zurück. Da wechselte sie einige Worte mit dem Grafen, der noch im Bett lag, zwang den Grafen seine Ehre vor der Welt, sofort die Scheidung zu verlangen. Sie hatte es ja so gewollt und Ottomar hatte es ebenso aufgefaßt. Trotz Alledem stand die schöne schlanke Frau eine Weile blaß wie eine Statue. Dann sagte sie entschlossen: Oui, mon cher! Affirmez tout! La Rose war so tief von dieser Antwort erschüttert, daß er das Taschentuch ergriff und sich die Augen wischte. Der Kopf fiel ihm wie machtlos auf die Brust. Endlich faßte er sich, schickte sich zum Gehen an und küßte beide Hände der Gräfin. Sie verlieren einen guten Mann! sagte er mit zitternder Stimme. Aber – raffte er sich auf – wir kehren nach Portugal zurück! Die Luft dort bekommt ihm besser! Hier ist Nichts gut für ihn und Alles, Alles aus – Ada horchte auf. Sie bezog die letzte Aeußerung auf Helene Althing. Natürlich suchte sie sich am folgenden Morgen schon eine eigne Wohnung, ehe noch ihre Mutter eine Ahnung hatte, ehe noch ein Wort mit der alten Gräfin, am wenigsten mit Udo gewechselt war. Sie kam, als sie die Wohnung genommen, mit Dienstmännern, die einen Theil ihres Mobiliars tragen sollten, zurück. Da wechselte sie einige Worte mit dem Grafen, der noch im Bett lag, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0186" n="180"/> zwang den Grafen seine Ehre vor der Welt, sofort die Scheidung zu verlangen. Sie hatte es ja so gewollt und Ottomar hatte es ebenso aufgefaßt. Trotz Alledem stand die schöne schlanke Frau eine Weile blaß wie eine Statue. Dann sagte sie entschlossen: <hi rendition="#aq">Oui, mon cher! Affirmez tout!</hi></p> <p>La Rose war so tief von dieser Antwort erschüttert, daß er das Taschentuch ergriff und sich die Augen wischte. Der Kopf fiel ihm wie machtlos auf die Brust. Endlich faßte er sich, schickte sich zum Gehen an und küßte beide Hände der Gräfin.</p> <p>Sie verlieren einen guten Mann! sagte er mit zitternder Stimme. Aber – raffte er sich auf – wir kehren nach Portugal zurück! Die Luft dort bekommt ihm besser! Hier ist Nichts gut für ihn und Alles, Alles aus –</p> <p>Ada horchte auf. Sie bezog die letzte Aeußerung auf Helene Althing.</p> <p>Natürlich suchte sie sich am folgenden Morgen schon eine eigne Wohnung, ehe noch ihre Mutter eine Ahnung hatte, ehe noch ein Wort mit der alten Gräfin, am wenigsten mit Udo gewechselt war. Sie kam, als sie die Wohnung genommen, mit Dienstmännern, die einen Theil ihres Mobiliars tragen sollten, zurück. Da wechselte sie einige Worte mit dem Grafen, der noch im Bett lag, </p> </div> </body> </text> </TEI> [180/0186]
zwang den Grafen seine Ehre vor der Welt, sofort die Scheidung zu verlangen. Sie hatte es ja so gewollt und Ottomar hatte es ebenso aufgefaßt. Trotz Alledem stand die schöne schlanke Frau eine Weile blaß wie eine Statue. Dann sagte sie entschlossen: Oui, mon cher! Affirmez tout!
La Rose war so tief von dieser Antwort erschüttert, daß er das Taschentuch ergriff und sich die Augen wischte. Der Kopf fiel ihm wie machtlos auf die Brust. Endlich faßte er sich, schickte sich zum Gehen an und küßte beide Hände der Gräfin.
Sie verlieren einen guten Mann! sagte er mit zitternder Stimme. Aber – raffte er sich auf – wir kehren nach Portugal zurück! Die Luft dort bekommt ihm besser! Hier ist Nichts gut für ihn und Alles, Alles aus –
Ada horchte auf. Sie bezog die letzte Aeußerung auf Helene Althing.
Natürlich suchte sie sich am folgenden Morgen schon eine eigne Wohnung, ehe noch ihre Mutter eine Ahnung hatte, ehe noch ein Wort mit der alten Gräfin, am wenigsten mit Udo gewechselt war. Sie kam, als sie die Wohnung genommen, mit Dienstmännern, die einen Theil ihres Mobiliars tragen sollten, zurück. Da wechselte sie einige Worte mit dem Grafen, der noch im Bett lag,
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