Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Der Landsmann der erfindungsreichen Scribes und Augiers schwieg aber. Er verfolgte nur seinen eignen Plan: Portugal! Sagen Sie dem Grafen, ich bäte ihn dringend, er möchte doch Mama die Freude machen und sie mit in die Oper nehmen! La Rose verbeugte sich und ging. In der That, bald darauf fuhr der Wagen vor, in welchem die Generalin gekommen war (sie bediente sich, wenn auch auf vorherige Bestellung, sans facon immerfort der Equipage ihrer Tochter), und rollte ab. Ada hörte, daß Udo nach langem Besinnen mitgefahren war. Im letzten Acte der "Afrikanerin" sah er noch sein eigenes langsames Dahinsterben unter einem Blüthenbaum mit tödtlichen Giftausströmungen. Nach einer Weile blickte Ada in den Spiegel, ordnete ihre Toilette, verschloß, was sie nicht offen stehen lassen wollte, und ging über einen teppichbelegten kleinen Corridor in die Region des Grafen. Sie wollte erst sehen, ob Alles still war. Nur bei Gräfin-Tante hörte man das laute Sprechen der Geistlichen. Merkus liebte, wie alle Theologen, die religiöse Controverse, so gefahrvoll diese auch ist. Der Champagner ließ sie in der Constatirung der "Strauß'schen Irrthümer" Alle einig sein. Der Landsmann der erfindungsreichen Scribes und Augiers schwieg aber. Er verfolgte nur seinen eignen Plan: Portugal! Sagen Sie dem Grafen, ich bäte ihn dringend, er möchte doch Mama die Freude machen und sie mit in die Oper nehmen! La Rose verbeugte sich und ging. In der That, bald darauf fuhr der Wagen vor, in welchem die Generalin gekommen war (sie bediente sich, wenn auch auf vorherige Bestellung, sans façon immerfort der Equipage ihrer Tochter), und rollte ab. Ada hörte, daß Udo nach langem Besinnen mitgefahren war. Im letzten Acte der „Afrikanerin“ sah er noch sein eigenes langsames Dahinsterben unter einem Blüthenbaum mit tödtlichen Giftausströmungen. Nach einer Weile blickte Ada in den Spiegel, ordnete ihre Toilette, verschloß, was sie nicht offen stehen lassen wollte, und ging über einen teppichbelegten kleinen Corridor in die Region des Grafen. Sie wollte erst sehen, ob Alles still war. Nur bei Gräfin-Tante hörte man das laute Sprechen der Geistlichen. Merkus liebte, wie alle Theologen, die religiöse Controverse, so gefahrvoll diese auch ist. Der Champagner ließ sie in der Constatirung der „Strauß’schen Irrthümer“ Alle einig sein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0174" n="168"/> <p> Der Landsmann der erfindungsreichen Scribes und Augiers schwieg aber. Er verfolgte nur seinen eignen Plan: Portugal!</p> <p>Sagen Sie dem Grafen, ich bäte ihn dringend, er möchte doch Mama die Freude machen und sie mit in die Oper nehmen!</p> <p>La Rose verbeugte sich und ging. </p> <p>In der That, bald darauf fuhr der Wagen vor, in welchem die Generalin gekommen war (sie bediente sich, wenn auch auf vorherige Bestellung, <hi rendition="#aq">sans façon</hi> immerfort der Equipage ihrer Tochter), und rollte ab. Ada hörte, daß Udo nach langem Besinnen mitgefahren war. Im letzten Acte der „Afrikanerin“ sah er noch sein eigenes langsames Dahinsterben unter einem Blüthenbaum mit tödtlichen Giftausströmungen.</p> <p>Nach einer Weile blickte Ada in den Spiegel, ordnete ihre Toilette, verschloß, was sie nicht offen stehen lassen wollte, und ging über einen teppichbelegten kleinen Corridor in die Region des Grafen. Sie wollte erst sehen, ob Alles still war. Nur bei Gräfin-Tante hörte man das laute Sprechen der Geistlichen. Merkus liebte, wie alle Theologen, die religiöse Controverse, so gefahrvoll diese auch ist. Der Champagner ließ sie in der Constatirung der „Strauß’schen Irrthümer“ Alle einig sein.</p> </div> </body> </text> </TEI> [168/0174]
Der Landsmann der erfindungsreichen Scribes und Augiers schwieg aber. Er verfolgte nur seinen eignen Plan: Portugal!
Sagen Sie dem Grafen, ich bäte ihn dringend, er möchte doch Mama die Freude machen und sie mit in die Oper nehmen!
La Rose verbeugte sich und ging.
In der That, bald darauf fuhr der Wagen vor, in welchem die Generalin gekommen war (sie bediente sich, wenn auch auf vorherige Bestellung, sans façon immerfort der Equipage ihrer Tochter), und rollte ab. Ada hörte, daß Udo nach langem Besinnen mitgefahren war. Im letzten Acte der „Afrikanerin“ sah er noch sein eigenes langsames Dahinsterben unter einem Blüthenbaum mit tödtlichen Giftausströmungen.
Nach einer Weile blickte Ada in den Spiegel, ordnete ihre Toilette, verschloß, was sie nicht offen stehen lassen wollte, und ging über einen teppichbelegten kleinen Corridor in die Region des Grafen. Sie wollte erst sehen, ob Alles still war. Nur bei Gräfin-Tante hörte man das laute Sprechen der Geistlichen. Merkus liebte, wie alle Theologen, die religiöse Controverse, so gefahrvoll diese auch ist. Der Champagner ließ sie in der Constatirung der „Strauß’schen Irrthümer“ Alle einig sein.
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/174>, abgerufen am 16.02.2025. |