Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.diese erst an Sich Selbst richten, dann Ihre Gattin veranlassen, daß auch sie es thut, dann kann gewiß noch Friede, noch Glück kommen! Verzeihung für meine Abschweifung, die ich nur mache in Hoffnung, Sie finden ein Mittel, durch Ihre so anmuthige Gattin glücklich zu werden! Mein guter Althing, ich und Helene verbinden sich in der Bitte, ein für allemal von jetzt an die Schranken der Verhältnisse zwischen uns zu beobachten und empfehle ich mich Ew. Erlaucht als Ihre ergebene u. s. w." Helene las den Briefentwurf aufmerksam durch, prüfte jedes Wort, verlangte hier und da eine kleine Aenderung, drückte dann der Freundin dankend die Hand und verlangte, daß die Mutter diese Zeilen abschrieb und wörtlich so absandte. Martha hat Alles getroffen, worauf es ankommt! sagte sie. Was in meinem Innern vorging, dem hat sie die richtigen Worte geliehen! Wenn sie verschwiegen hat, setzte sie mit erhobener Stimme hinzu, daß mir doch etwas Halbes, etwas Unmännliches im Grafen widerstand, so ist das gewiß ganz gut. Ich litt allmälig unter mancher Beobachtung. Er ist ja unendlich liebenswürdig, aber nur zum Umgang auf einige Zeit, nicht zum Lebensbunde. Mütterchen, fuhr sie schmeichelnd fort, nimm die Feder! Wir suchen schönes Papier! diese erst an Sich Selbst richten, dann Ihre Gattin veranlassen, daß auch sie es thut, dann kann gewiß noch Friede, noch Glück kommen! Verzeihung für meine Abschweifung, die ich nur mache in Hoffnung, Sie finden ein Mittel, durch Ihre so anmuthige Gattin glücklich zu werden! Mein guter Althing, ich und Helene verbinden sich in der Bitte, ein für allemal von jetzt an die Schranken der Verhältnisse zwischen uns zu beobachten und empfehle ich mich Ew. Erlaucht als Ihre ergebene u. s. w.“ Helene las den Briefentwurf aufmerksam durch, prüfte jedes Wort, verlangte hier und da eine kleine Aenderung, drückte dann der Freundin dankend die Hand und verlangte, daß die Mutter diese Zeilen abschrieb und wörtlich so absandte. Martha hat Alles getroffen, worauf es ankommt! sagte sie. Was in meinem Innern vorging, dem hat sie die richtigen Worte geliehen! Wenn sie verschwiegen hat, setzte sie mit erhobener Stimme hinzu, daß mir doch etwas Halbes, etwas Unmännliches im Grafen widerstand, so ist das gewiß ganz gut. Ich litt allmälig unter mancher Beobachtung. Er ist ja unendlich liebenswürdig, aber nur zum Umgang auf einige Zeit, nicht zum Lebensbunde. Mütterchen, fuhr sie schmeichelnd fort, nimm die Feder! Wir suchen schönes Papier! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0143" n="137"/> diese erst an Sich Selbst richten, dann Ihre Gattin veranlassen, daß auch sie es thut, dann kann gewiß noch Friede, noch Glück kommen! Verzeihung für meine Abschweifung, die ich nur mache in Hoffnung, Sie finden ein Mittel, durch Ihre so anmuthige Gattin glücklich zu werden! Mein guter Althing, ich und Helene verbinden sich in der Bitte, ein für allemal von jetzt an die Schranken der Verhältnisse zwischen uns zu beobachten und empfehle ich mich Ew. Erlaucht als Ihre ergebene u. s. w.“</p> <p>Helene las den Briefentwurf aufmerksam durch, prüfte jedes Wort, verlangte hier und da eine kleine Aenderung, drückte dann der Freundin dankend die Hand und verlangte, daß die Mutter diese Zeilen abschrieb und wörtlich so absandte. Martha hat Alles getroffen, worauf es ankommt! sagte sie. Was in meinem Innern vorging, dem hat sie die richtigen Worte geliehen! Wenn sie verschwiegen hat, setzte sie mit erhobener Stimme hinzu, daß mir doch etwas Halbes, etwas Unmännliches im Grafen widerstand, so ist das gewiß ganz gut. Ich litt allmälig unter mancher Beobachtung. Er ist ja unendlich liebenswürdig, aber nur zum Umgang auf einige Zeit, nicht zum Lebensbunde. Mütterchen, fuhr sie schmeichelnd fort, nimm die Feder! Wir suchen schönes Papier!</p> </div> </body> </text> </TEI> [137/0143]
diese erst an Sich Selbst richten, dann Ihre Gattin veranlassen, daß auch sie es thut, dann kann gewiß noch Friede, noch Glück kommen! Verzeihung für meine Abschweifung, die ich nur mache in Hoffnung, Sie finden ein Mittel, durch Ihre so anmuthige Gattin glücklich zu werden! Mein guter Althing, ich und Helene verbinden sich in der Bitte, ein für allemal von jetzt an die Schranken der Verhältnisse zwischen uns zu beobachten und empfehle ich mich Ew. Erlaucht als Ihre ergebene u. s. w.“
Helene las den Briefentwurf aufmerksam durch, prüfte jedes Wort, verlangte hier und da eine kleine Aenderung, drückte dann der Freundin dankend die Hand und verlangte, daß die Mutter diese Zeilen abschrieb und wörtlich so absandte. Martha hat Alles getroffen, worauf es ankommt! sagte sie. Was in meinem Innern vorging, dem hat sie die richtigen Worte geliehen! Wenn sie verschwiegen hat, setzte sie mit erhobener Stimme hinzu, daß mir doch etwas Halbes, etwas Unmännliches im Grafen widerstand, so ist das gewiß ganz gut. Ich litt allmälig unter mancher Beobachtung. Er ist ja unendlich liebenswürdig, aber nur zum Umgang auf einige Zeit, nicht zum Lebensbunde. Mütterchen, fuhr sie schmeichelnd fort, nimm die Feder! Wir suchen schönes Papier!
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/143>, abgerufen am 16.02.2025. |