Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

aller großen Städte, dem noch ein neuer Moliere zu wünschen ist, an der Sucht, gesellige Verbindungen anzuknüpfen. Zu jener Hochzeit im Evangelium wurden nicht soviel Gäste zusammengetrommelt, wie Frau Justizrath Luzius aufzuraffen verstand, ob nun im Winter zu den Bällen, oder im Sommer, in den Bädern, zu Partieen, zu Pickenicks. Sascha und Zerline brachen oft mit einem: Aber Mama! dazwischen, wenn die Mutter eine eben erst gemachte Vorstellung schon zur Anknüpfung von einer Menge Fragen und zuletzt zu einer Einladung zum Thee benutzte. Der Vater sagte dann wohl in seiner Art: Sie ist eben die Tochter eines Kunstverlegers und demzufolge auf's Subscribentensammeln angewiesen! Die Augen der Justizräthin, z. B. im Theater, im Zoologischen Garten, gingen immer wie auf der Suche. Jäger können nicht so nach Wild lugen, Hunde nicht so schnuppern, immer suchte sie eine Entdeckung zu machen. Die Töchter waren im Grunde ebenso. Sie hatten nur etwas mehr Takt, um ihre jähe Bekanntschaftssucht zu verbergen. Du wirst noch einmal einen Cartouche zum Hausfreunde machen und einen Abällino zum sonntäglichen Mittagsgaste! sagte wohl der verdrießliche Justizrath, fügte sich aber in die Art seiner Frau und bekam diese sogar von Dieterici, genannt Theodorich, überraschend anerkannt, sodaß selbst

aller großen Städte, dem noch ein neuer Molière zu wünschen ist, an der Sucht, gesellige Verbindungen anzuknüpfen. Zu jener Hochzeit im Evangelium wurden nicht soviel Gäste zusammengetrommelt, wie Frau Justizrath Luzius aufzuraffen verstand, ob nun im Winter zu den Bällen, oder im Sommer, in den Bädern, zu Partieen, zu Pickenicks. Sascha und Zerline brachen oft mit einem: Aber Mama! dazwischen, wenn die Mutter eine eben erst gemachte Vorstellung schon zur Anknüpfung von einer Menge Fragen und zuletzt zu einer Einladung zum Thee benutzte. Der Vater sagte dann wohl in seiner Art: Sie ist eben die Tochter eines Kunstverlegers und demzufolge auf’s Subscribentensammeln angewiesen! Die Augen der Justizräthin, z. B. im Theater, im Zoologischen Garten, gingen immer wie auf der Suche. Jäger können nicht so nach Wild lugen, Hunde nicht so schnuppern, immer suchte sie eine Entdeckung zu machen. Die Töchter waren im Grunde ebenso. Sie hatten nur etwas mehr Takt, um ihre jähe Bekanntschaftssucht zu verbergen. Du wirst noch einmal einen Cartouche zum Hausfreunde machen und einen Abällino zum sonntäglichen Mittagsgaste! sagte wohl der verdrießliche Justizrath, fügte sich aber in die Art seiner Frau und bekam diese sogar von Dieterici, genannt Theodorich, überraschend anerkannt, sodaß selbst

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0081" n="75"/>
aller großen Städte, dem noch ein neuer Molière zu wünschen ist, an der Sucht, gesellige Verbindungen anzuknüpfen. Zu <ref xml:id="TEXTjenerBISEvangelium" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLjenerBISEvangelium">jener Hochzeit im Evangelium</ref> wurden nicht soviel Gäste zusammengetrommelt, wie Frau Justizrath Luzius aufzuraffen verstand, ob nun im Winter zu den Bällen, oder im Sommer, in den Bädern, zu Partieen, zu Pickenicks. Sascha und Zerline brachen oft mit einem: Aber Mama! dazwischen, wenn die Mutter eine eben erst gemachte Vorstellung schon zur Anknüpfung von einer Menge Fragen und zuletzt zu einer Einladung zum Thee benutzte. Der Vater sagte dann wohl in seiner Art: Sie ist eben die Tochter eines Kunstverlegers und demzufolge auf&#x2019;s Subscribentensammeln angewiesen! Die Augen der Justizräthin, z. B. im Theater, <ref xml:id="TEXTimZoologischenGarten" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLimZoologischenGarten">im Zoologischen Garten</ref>, gingen immer wie auf der Suche. Jäger können nicht so nach Wild lugen, Hunde nicht so schnuppern, immer suchte sie eine Entdeckung zu machen. Die Töchter waren im Grunde ebenso. Sie hatten nur etwas mehr Takt, um ihre jähe Bekanntschaftssucht zu verbergen. Du wirst noch einmal einen <ref xml:id="TEXTCartoucheBISAbaellino" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLCartoucheBISAbaellino">Cartouche zum Hausfreunde machen und einen Abällino</ref> zum sonntäglichen Mittagsgaste! sagte wohl der verdrießliche Justizrath, fügte sich aber in die Art seiner Frau und bekam diese sogar von Dieterici, genannt Theodorich, überraschend anerkannt, sodaß selbst
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0081] aller großen Städte, dem noch ein neuer Molière zu wünschen ist, an der Sucht, gesellige Verbindungen anzuknüpfen. Zu jener Hochzeit im Evangelium wurden nicht soviel Gäste zusammengetrommelt, wie Frau Justizrath Luzius aufzuraffen verstand, ob nun im Winter zu den Bällen, oder im Sommer, in den Bädern, zu Partieen, zu Pickenicks. Sascha und Zerline brachen oft mit einem: Aber Mama! dazwischen, wenn die Mutter eine eben erst gemachte Vorstellung schon zur Anknüpfung von einer Menge Fragen und zuletzt zu einer Einladung zum Thee benutzte. Der Vater sagte dann wohl in seiner Art: Sie ist eben die Tochter eines Kunstverlegers und demzufolge auf’s Subscribentensammeln angewiesen! Die Augen der Justizräthin, z. B. im Theater, im Zoologischen Garten, gingen immer wie auf der Suche. Jäger können nicht so nach Wild lugen, Hunde nicht so schnuppern, immer suchte sie eine Entdeckung zu machen. Die Töchter waren im Grunde ebenso. Sie hatten nur etwas mehr Takt, um ihre jähe Bekanntschaftssucht zu verbergen. Du wirst noch einmal einen Cartouche zum Hausfreunde machen und einen Abällino zum sonntäglichen Mittagsgaste! sagte wohl der verdrießliche Justizrath, fügte sich aber in die Art seiner Frau und bekam diese sogar von Dieterici, genannt Theodorich, überraschend anerkannt, sodaß selbst

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T12:40:43Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T12:40:43Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-2<a>) (2014-02-19T12:40:43Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/81
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/81>, abgerufen am 04.05.2024.