Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.Freunde des Mannes, den sie liebte, sprach, schien ihr von dem Baume mit den gleißenden Aepfeln zu kommen. Und bei alledem hatte sie den Ehrgeiz, einer sich so keck gebenden Persönlichkeit gegenüber nicht wie auf der Flucht zu erscheinen. Edwina gab ihr ja Concessionen, wenn auch die Standpunkte zu verschiedene waren, um sich in der Eile messen zu können. Indeß klingelte es schon wieder! Schon wieder eine Anmeldung! Die Annonce hatte alle haltlosen Frauenexistenzen der Stadt wachgerufen! Die "junge Dame, die eine gebildete Gesellschafterin wünschte, welche zugleich die obere Leitung eines Hausstandes übernehmen könnte", war hierorts hundertfach vorhanden! Um sich des Zudrangs zu erwehren, hatte Edwina den ersten Anlauf in die Expedition einer Zeitung verwiesen und dort gebeten, alte, schwächliche, ärmliche Provinzialerscheinungen mit der Erklärung abzuweisen, die Stelle sei besetzt. Herrn Ottomar Althings Liebe, sagte Martha, die doch nicht ganz ohne einen Trumpf scheiden wollte, ist die Göttin Themis! Er möchte es gern zum Justizminister bringen und da denkt man nicht viel an die Frauen! Edwina hatte das Klingeln im Kopf, wollte nur draußen nachsehen und Martha durchaus zum Bleiben nöthigen. Diese hielt die Ablehnung fest, ging mit Freunde des Mannes, den sie liebte, sprach, schien ihr von dem Baume mit den gleißenden Aepfeln zu kommen. Und bei alledem hatte sie den Ehrgeiz, einer sich so keck gebenden Persönlichkeit gegenüber nicht wie auf der Flucht zu erscheinen. Edwina gab ihr ja Concessionen, wenn auch die Standpunkte zu verschiedene waren, um sich in der Eile messen zu können. Indeß klingelte es schon wieder! Schon wieder eine Anmeldung! Die Annonce hatte alle haltlosen Frauenexistenzen der Stadt wachgerufen! Die „junge Dame, die eine gebildete Gesellschafterin wünschte, welche zugleich die obere Leitung eines Hausstandes übernehmen könnte“, war hierorts hundertfach vorhanden! Um sich des Zudrangs zu erwehren, hatte Edwina den ersten Anlauf in die Expedition einer Zeitung verwiesen und dort gebeten, alte, schwächliche, ärmliche Provinzialerscheinungen mit der Erklärung abzuweisen, die Stelle sei besetzt. Herrn Ottomar Althings Liebe, sagte Martha, die doch nicht ganz ohne einen Trumpf scheiden wollte, ist die Göttin Themis! Er möchte es gern zum Justizminister bringen und da denkt man nicht viel an die Frauen! Edwina hatte das Klingeln im Kopf, wollte nur draußen nachsehen und Martha durchaus zum Bleiben nöthigen. Diese hielt die Ablehnung fest, ging mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0078" n="72"/> Freunde des Mannes, den sie liebte, sprach, schien ihr von dem Baume mit den gleißenden Aepfeln zu kommen. Und bei alledem hatte sie den Ehrgeiz, einer sich so keck gebenden Persönlichkeit gegenüber nicht wie auf der Flucht zu erscheinen. Edwina gab ihr ja Concessionen, wenn auch die Standpunkte zu verschiedene waren, um sich in der Eile messen zu können. Indeß klingelte es schon wieder! Schon wieder eine Anmeldung! Die Annonce hatte alle haltlosen Frauenexistenzen der Stadt wachgerufen! Die „junge Dame, die eine gebildete Gesellschafterin wünschte, welche zugleich die obere Leitung eines Hausstandes übernehmen könnte“, war hierorts hundertfach vorhanden! Um sich des Zudrangs zu erwehren, hatte Edwina den ersten Anlauf in die Expedition einer Zeitung verwiesen und dort gebeten, alte, schwächliche, ärmliche Provinzialerscheinungen mit der Erklärung abzuweisen, die Stelle sei besetzt.</p> <p>Herrn Ottomar Althings Liebe, sagte Martha, die doch nicht ganz ohne einen Trumpf scheiden wollte, ist <ref xml:id="TEXTdieGöttinThemis" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLdieGöttinThemis">die Göttin Themis</ref>! Er möchte es gern zum Justizminister bringen und da denkt man nicht viel an die Frauen!</p> <p>Edwina hatte das Klingeln im Kopf, wollte nur draußen nachsehen und Martha durchaus zum Bleiben nöthigen. Diese hielt die Ablehnung fest, ging mit </p> </div> </body> </text> </TEI> [72/0078]
Freunde des Mannes, den sie liebte, sprach, schien ihr von dem Baume mit den gleißenden Aepfeln zu kommen. Und bei alledem hatte sie den Ehrgeiz, einer sich so keck gebenden Persönlichkeit gegenüber nicht wie auf der Flucht zu erscheinen. Edwina gab ihr ja Concessionen, wenn auch die Standpunkte zu verschiedene waren, um sich in der Eile messen zu können. Indeß klingelte es schon wieder! Schon wieder eine Anmeldung! Die Annonce hatte alle haltlosen Frauenexistenzen der Stadt wachgerufen! Die „junge Dame, die eine gebildete Gesellschafterin wünschte, welche zugleich die obere Leitung eines Hausstandes übernehmen könnte“, war hierorts hundertfach vorhanden! Um sich des Zudrangs zu erwehren, hatte Edwina den ersten Anlauf in die Expedition einer Zeitung verwiesen und dort gebeten, alte, schwächliche, ärmliche Provinzialerscheinungen mit der Erklärung abzuweisen, die Stelle sei besetzt.
Herrn Ottomar Althings Liebe, sagte Martha, die doch nicht ganz ohne einen Trumpf scheiden wollte, ist die Göttin Themis! Er möchte es gern zum Justizminister bringen und da denkt man nicht viel an die Frauen!
Edwina hatte das Klingeln im Kopf, wollte nur draußen nachsehen und Martha durchaus zum Bleiben nöthigen. Diese hielt die Ablehnung fest, ging mit
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/78>, abgerufen am 16.02.2025. |