Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.langen Tische standen, die schönen goldnen Kaiserkronen, die stolz ihr Haupt wiegten. So erklärte sich denn auch, daß aus einer Ecke eine Stimme eine Aeußerung that, die allerdings im ersten Augenblick ein allgemeines Staunen erregte. Sie hatte gelautet: Ja gewiß, wir müssen es auch wieder zu einem neuen Klopstock bringen! Es war, so erfuhr man bald, von den Oberlehrern durch die Kaiserkrone die Frage der Erhabenheit angeregt worden. In diesem Augenblick ging gerade die Thür auf, und das Staunen, das einem Professor der Literaturgeschichte an einer nahegelegenen Schule galt, verwandelte sich in Jubel. Meister Althing! rief man fast einstimmig. Sogar der ordenüberhäufte Hofmaler stimmte in diesen frohen Gruß des lange nicht im Verein Gewesenen mit ein. Denn seine "staubumhüllte Parade" hatte dieser halb und halb schon fertig. Er fürchtete sich bei aller Vonsicheingenommenheit vor scharfer Kritik, die, wie die Künstler es wohl wissen, in die Tintenfässer der Recensenten meistens aus der Galle der Collegenschaft fließt. Die im Modell bereits vollendete Treuenfels'sche Grabesgruppe hatte Triesel noch nicht gesehen, hatte aber schon zu Jedermann gesagt, nur das Allergünstigste darüber vernommen zu haben. Althing war den ganzen Winter nicht im Montag gewesen. Nicht nur der angestrengteste Fleiß hatte ihn langen Tische standen, die schönen goldnen Kaiserkronen, die stolz ihr Haupt wiegten. So erklärte sich denn auch, daß aus einer Ecke eine Stimme eine Aeußerung that, die allerdings im ersten Augenblick ein allgemeines Staunen erregte. Sie hatte gelautet: Ja gewiß, wir müssen es auch wieder zu einem neuen Klopstock bringen! Es war, so erfuhr man bald, von den Oberlehrern durch die Kaiserkrone die Frage der Erhabenheit angeregt worden. In diesem Augenblick ging gerade die Thür auf, und das Staunen, das einem Professor der Literaturgeschichte an einer nahegelegenen Schule galt, verwandelte sich in Jubel. Meister Althing! rief man fast einstimmig. Sogar der ordenüberhäufte Hofmaler stimmte in diesen frohen Gruß des lange nicht im Verein Gewesenen mit ein. Denn seine „staubumhüllte Parade“ hatte dieser halb und halb schon fertig. Er fürchtete sich bei aller Vonsicheingenommenheit vor scharfer Kritik, die, wie die Künstler es wohl wissen, in die Tintenfässer der Recensenten meistens aus der Galle der Collegenschaft fließt. Die im Modell bereits vollendete Treuenfels’sche Grabesgruppe hatte Triesel noch nicht gesehen, hatte aber schon zu Jedermann gesagt, nur das Allergünstigste darüber vernommen zu haben. Althing war den ganzen Winter nicht im Montag gewesen. Nicht nur der angestrengteste Fleiß hatte ihn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0050" n="44"/> langen Tische standen, die schönen goldnen Kaiserkronen, die stolz ihr Haupt wiegten. So erklärte sich denn auch, daß aus einer Ecke eine Stimme eine Aeußerung that, die allerdings im ersten Augenblick ein allgemeines Staunen erregte. Sie hatte gelautet: Ja gewiß, <ref xml:id="TEXTwirmuessenBISworden" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLwirmuessenBISworden">wir müssen es auch wieder zu einem neuen Klopstock bringen! Es war, so erfuhr man bald, von den Oberlehrern durch die Kaiserkrone die Frage der Erhabenheit angeregt worden</ref>.</p> <p>In diesem Augenblick ging gerade die Thür auf, und das Staunen, das einem Professor der Literaturgeschichte an einer nahegelegenen Schule galt, verwandelte sich in Jubel. Meister Althing! rief man fast einstimmig. Sogar der ordenüberhäufte Hofmaler stimmte in diesen frohen Gruß des lange nicht im Verein Gewesenen mit ein. Denn seine „staubumhüllte Parade“ hatte dieser halb und halb schon fertig. Er fürchtete sich bei aller Vonsicheingenommenheit vor scharfer Kritik, die, wie die Künstler es wohl wissen, in die Tintenfässer der Recensenten meistens aus der Galle der Collegenschaft fließt. Die im Modell bereits vollendete Treuenfels’sche Grabesgruppe hatte Triesel noch nicht gesehen, hatte aber schon zu Jedermann gesagt, nur das Allergünstigste darüber vernommen zu haben.</p> <p>Althing war den ganzen Winter nicht im Montag gewesen. Nicht nur der angestrengteste Fleiß hatte ihn </p> </div> </body> </text> </TEI> [44/0050]
langen Tische standen, die schönen goldnen Kaiserkronen, die stolz ihr Haupt wiegten. So erklärte sich denn auch, daß aus einer Ecke eine Stimme eine Aeußerung that, die allerdings im ersten Augenblick ein allgemeines Staunen erregte. Sie hatte gelautet: Ja gewiß, wir müssen es auch wieder zu einem neuen Klopstock bringen! Es war, so erfuhr man bald, von den Oberlehrern durch die Kaiserkrone die Frage der Erhabenheit angeregt worden.
In diesem Augenblick ging gerade die Thür auf, und das Staunen, das einem Professor der Literaturgeschichte an einer nahegelegenen Schule galt, verwandelte sich in Jubel. Meister Althing! rief man fast einstimmig. Sogar der ordenüberhäufte Hofmaler stimmte in diesen frohen Gruß des lange nicht im Verein Gewesenen mit ein. Denn seine „staubumhüllte Parade“ hatte dieser halb und halb schon fertig. Er fürchtete sich bei aller Vonsicheingenommenheit vor scharfer Kritik, die, wie die Künstler es wohl wissen, in die Tintenfässer der Recensenten meistens aus der Galle der Collegenschaft fließt. Die im Modell bereits vollendete Treuenfels’sche Grabesgruppe hatte Triesel noch nicht gesehen, hatte aber schon zu Jedermann gesagt, nur das Allergünstigste darüber vernommen zu haben.
Althing war den ganzen Winter nicht im Montag gewesen. Nicht nur der angestrengteste Fleiß hatte ihn
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/50>, abgerufen am 23.07.2024. |