Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.Der Elende! So wiederholt er die anonymen Briefe - er, er hat sie geschrieben -! Diese Worte stotternd, versuchte die Commerzienräthin aufzustehen und zu gehen. - Ich ließe allen Herren danken! Sag' es ihnen selbst -! Ein Ander - Andermal! Wie kann ich das? entgegnete Tante Dora ärgerlich und aus Furcht vor Harry. Pastor Siegfried - Herr Dieterici -? stammelte die Commerzienräthin. Jenen hörte sie gern. Aber nur in der Kirche und Abends beim Thee. Auch den Referendar Dieterici mochte sie. Dieser sprach mit ihr von der neuesten Lyrik und machte sie auf Dichter aufmerksam, die sie nie las. Jetzt aber diese Herren empfangen und vollends mit dem ewig eiligen, so kurz angebundenen, groben Luzius - diesen schauerlichen Act vollziehen -! Die drei Hände voll Erde so von Jedem hörbar über'm Sarg, in dem man schon liegt, wegpoltern hören -? Das konnte sie nicht! Schaffe mir die Menschen fort! Ich bin krank! Ich werde Alle für ihre Mühe bezahlen! Dora that endlich der Kranken ihren Willen und entfernte sich. Die Wagen fuhren richtig wieder ab. Es wurde still nebenan. - Die Kranke wankte hinaus, fand aber doch Harry, der sich zu jener jetzt sprüchwörtlich Der Elende! So wiederholt er die anonymen Briefe – er, er hat sie geschrieben –! Diese Worte stotternd, versuchte die Commerzienräthin aufzustehen und zu gehen. – Ich ließe allen Herren danken! Sag’ es ihnen selbst –! Ein Ander – Andermal! Wie kann ich das? entgegnete Tante Dora ärgerlich und aus Furcht vor Harry. Pastor Siegfried – Herr Dieterici –? stammelte die Commerzienräthin. Jenen hörte sie gern. Aber nur in der Kirche und Abends beim Thee. Auch den Referendar Dieterici mochte sie. Dieser sprach mit ihr von der neuesten Lyrik und machte sie auf Dichter aufmerksam, die sie nie las. Jetzt aber diese Herren empfangen und vollends mit dem ewig eiligen, so kurz angebundenen, groben Luzius – diesen schauerlichen Act vollziehen –! Die drei Hände voll Erde so von Jedem hörbar über’m Sarg, in dem man schon liegt, wegpoltern hören –? Das konnte sie nicht! Schaffe mir die Menschen fort! Ich bin krank! Ich werde Alle für ihre Mühe bezahlen! Dora that endlich der Kranken ihren Willen und entfernte sich. Die Wagen fuhren richtig wieder ab. Es wurde still nebenan. – Die Kranke wankte hinaus, fand aber doch Harry, der sich zu jener jetzt sprüchwörtlich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0041" n="35"/> <p> Der Elende! So wiederholt er die anonymen Briefe – er, er hat sie geschrieben –!</p> <p>Diese Worte stotternd, versuchte die Commerzienräthin aufzustehen und zu gehen. – Ich ließe allen Herren danken! Sag’ es ihnen selbst –! Ein Ander – Andermal!</p> <p>Wie kann ich das? entgegnete Tante Dora ärgerlich und aus Furcht vor Harry.</p> <p>Pastor Siegfried – Herr Dieterici –? stammelte die Commerzienräthin. Jenen hörte sie gern. Aber nur in der Kirche und Abends beim Thee. Auch den Referendar Dieterici mochte sie. Dieser sprach mit ihr von der neuesten Lyrik und machte sie auf Dichter aufmerksam, die sie nie las. Jetzt aber diese Herren empfangen und vollends mit dem ewig eiligen, so kurz angebundenen, groben Luzius – diesen schauerlichen Act vollziehen –! Die drei Hände voll Erde so von Jedem hörbar über’m Sarg, in dem man schon liegt, wegpoltern hören –? Das konnte sie nicht! Schaffe mir die Menschen fort! Ich bin krank! Ich werde Alle für ihre Mühe bezahlen!</p> <p>Dora that endlich der Kranken ihren Willen und entfernte sich.</p> <p>Die Wagen fuhren richtig wieder ab. Es wurde still nebenan. – Die Kranke wankte hinaus, fand aber doch Harry, der sich zu <ref xml:id="TEXTjenerjetztBISUnverfrorenheit" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLjenerjetztBISUnverfrorenheit">jener jetzt sprüchwörtlich </ref></p> </div> </body> </text> </TEI> [35/0041]
Der Elende! So wiederholt er die anonymen Briefe – er, er hat sie geschrieben –!
Diese Worte stotternd, versuchte die Commerzienräthin aufzustehen und zu gehen. – Ich ließe allen Herren danken! Sag’ es ihnen selbst –! Ein Ander – Andermal!
Wie kann ich das? entgegnete Tante Dora ärgerlich und aus Furcht vor Harry.
Pastor Siegfried – Herr Dieterici –? stammelte die Commerzienräthin. Jenen hörte sie gern. Aber nur in der Kirche und Abends beim Thee. Auch den Referendar Dieterici mochte sie. Dieser sprach mit ihr von der neuesten Lyrik und machte sie auf Dichter aufmerksam, die sie nie las. Jetzt aber diese Herren empfangen und vollends mit dem ewig eiligen, so kurz angebundenen, groben Luzius – diesen schauerlichen Act vollziehen –! Die drei Hände voll Erde so von Jedem hörbar über’m Sarg, in dem man schon liegt, wegpoltern hören –? Das konnte sie nicht! Schaffe mir die Menschen fort! Ich bin krank! Ich werde Alle für ihre Mühe bezahlen!
Dora that endlich der Kranken ihren Willen und entfernte sich.
Die Wagen fuhren richtig wieder ab. Es wurde still nebenan. – Die Kranke wankte hinaus, fand aber doch Harry, der sich zu jener jetzt sprüchwörtlich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/41 |
Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/41>, abgerufen am 23.07.2024. |