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Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.

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Holdseligkeit selbst. Von Morgens bis Abends war sie ein einziges Ausströmen von Güte, ein einziges Leben und Weben von Freundlichkeit. Niemand stand jetzt so früh auf und überraschte die zum Frühstück Kommenden mit freundlichem Gruß im schon geordneten Hauskleide. Niemand war schon so zeitig am Blumenbeet gewesen, schnitt die herrlichsten Blüthen ab und pflanzte diese, sinnig verbunden, auf die gemeinsame große lange Tafel mit den gothischen gewundenen Füßen. Niemand wußte auch für den Tag so sinnreiche Programme zu entwerfen, Ausflüge anzuregen über Berg und Thal, bald mit der Rückkehr zum Mittage, der etwas spät fiel, bald mit einer auswärtigen Einkehr oder gar zum Tafeln in irgend einem Waldgrunde aus mitgenommener Menage. La Rose gehörte hier recht eigentlich zu den schnellsten Entdeckern. Er erleichterte alle kleinen Intriguen Adas, die immer darauf hinausliefen, nur mit ihrem, sich etwas befangen gebenden, in sich gekehrten jungen Assessor Althing zusammen zu sein. Doch hütete sich dabei die kluge Vorsicht des Franzosen wohl, in diesem wunderbaren Benehmen etwas andres, als den Ausdruck der Verehrung vor dem Freunde seines Herrn zu sehen. Er reizte nicht Udos Eifersucht. Sah doch auch sein scharfes Auge, was im Grafen vorging. Einige dienstwillige Personen traten freilich schon mit

Holdseligkeit selbst. Von Morgens bis Abends war sie ein einziges Ausströmen von Güte, ein einziges Leben und Weben von Freundlichkeit. Niemand stand jetzt so früh auf und überraschte die zum Frühstück Kommenden mit freundlichem Gruß im schon geordneten Hauskleide. Niemand war schon so zeitig am Blumenbeet gewesen, schnitt die herrlichsten Blüthen ab und pflanzte diese, sinnig verbunden, auf die gemeinsame große lange Tafel mit den gothischen gewundenen Füßen. Niemand wußte auch für den Tag so sinnreiche Programme zu entwerfen, Ausflüge anzuregen über Berg und Thal, bald mit der Rückkehr zum Mittage, der etwas spät fiel, bald mit einer auswärtigen Einkehr oder gar zum Tafeln in irgend einem Waldgrunde aus mitgenommener Menage. La Rose gehörte hier recht eigentlich zu den schnellsten Entdeckern. Er erleichterte alle kleinen Intriguen Adas, die immer darauf hinausliefen, nur mit ihrem, sich etwas befangen gebenden, in sich gekehrten jungen Assessor Althing zusammen zu sein. Doch hütete sich dabei die kluge Vorsicht des Franzosen wohl, in diesem wunderbaren Benehmen etwas andres, als den Ausdruck der Verehrung vor dem Freunde seines Herrn zu sehen. Er reizte nicht Udos Eifersucht. Sah doch auch sein scharfes Auge, was im Grafen vorging. Einige dienstwillige Personen traten freilich schon mit

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[284/0290] Holdseligkeit selbst. Von Morgens bis Abends war sie ein einziges Ausströmen von Güte, ein einziges Leben und Weben von Freundlichkeit. Niemand stand jetzt so früh auf und überraschte die zum Frühstück Kommenden mit freundlichem Gruß im schon geordneten Hauskleide. Niemand war schon so zeitig am Blumenbeet gewesen, schnitt die herrlichsten Blüthen ab und pflanzte diese, sinnig verbunden, auf die gemeinsame große lange Tafel mit den gothischen gewundenen Füßen. Niemand wußte auch für den Tag so sinnreiche Programme zu entwerfen, Ausflüge anzuregen über Berg und Thal, bald mit der Rückkehr zum Mittage, der etwas spät fiel, bald mit einer auswärtigen Einkehr oder gar zum Tafeln in irgend einem Waldgrunde aus mitgenommener Menage. La Rose gehörte hier recht eigentlich zu den schnellsten Entdeckern. Er erleichterte alle kleinen Intriguen Adas, die immer darauf hinausliefen, nur mit ihrem, sich etwas befangen gebenden, in sich gekehrten jungen Assessor Althing zusammen zu sein. Doch hütete sich dabei die kluge Vorsicht des Franzosen wohl, in diesem wunderbaren Benehmen etwas andres, als den Ausdruck der Verehrung vor dem Freunde seines Herrn zu sehen. Er reizte nicht Udos Eifersucht. Sah doch auch sein scharfes Auge, was im Grafen vorging. Einige dienstwillige Personen traten freilich schon mit

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/290>, abgerufen am 25.11.2024.