Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.Martha kam gerade zur rechten Stunde, um die Gegensätze: Ada und Helene, die nun im Empfinden und Thun des Grafen allmälig zu auffällig wurden, zu vermitteln und abzubrechen. Der Graf hatte sich ganz wie Helene, als sie der Aufforderung der alten Gräfin folgte, Anfangs vorgesetzt, jede Regung, die den Verhältnissen nicht mehr entsprach, zu unterdrücken. Aber bei ihm war das umsonst! Und Ada wurde selbst die Störerin seiner Selbstbeherrschung. Unter dem Schutze ihrer Mutter, offenbarte sie Capricen, die den Widerstand herausforderten. Den ersten scharfen Streit hatte Graf Udo gegen sie auszufechten gehabt, als sie auf der Reise den französischen Diener, La Rose, unterwegs gleichsam auf die Straße setzen wollte. Sie mußte später einsehen, daß ihr grade dieser gutmüthige Mann die besten Dienste leistete, sie durch kluges Beobachten der spitzbübischen italienischen Hotel-Dienerschaft mannichfach vor Schaden bewahrte und immer zur sichern Verfügung stand. Der Pfarrer Merkus war herrschsüchtig und hielt sich im Schlosse für unentbehrlich. Ada wollte ihm das Gegentheil beweisen, that es aber in so schroffer Form, daß da sogar Helene vermitteln mußte, obschon sie der alten Gräfin zu freigeistig war. Wie sehr muß ich Ihnen danken, Fräulein, daß Sie das wieder gut gemacht haben! Das kam oft von den Lippen der alten Gräfin Martha kam gerade zur rechten Stunde, um die Gegensätze: Ada und Helene, die nun im Empfinden und Thun des Grafen allmälig zu auffällig wurden, zu vermitteln und abzubrechen. Der Graf hatte sich ganz wie Helene, als sie der Aufforderung der alten Gräfin folgte, Anfangs vorgesetzt, jede Regung, die den Verhältnissen nicht mehr entsprach, zu unterdrücken. Aber bei ihm war das umsonst! Und Ada wurde selbst die Störerin seiner Selbstbeherrschung. Unter dem Schutze ihrer Mutter, offenbarte sie Capricen, die den Widerstand herausforderten. Den ersten scharfen Streit hatte Graf Udo gegen sie auszufechten gehabt, als sie auf der Reise den französischen Diener, La Rose, unterwegs gleichsam auf die Straße setzen wollte. Sie mußte später einsehen, daß ihr grade dieser gutmüthige Mann die besten Dienste leistete, sie durch kluges Beobachten der spitzbübischen italienischen Hôtel-Dienerschaft mannichfach vor Schaden bewahrte und immer zur sichern Verfügung stand. Der Pfarrer Merkus war herrschsüchtig und hielt sich im Schlosse für unentbehrlich. Ada wollte ihm das Gegentheil beweisen, that es aber in so schroffer Form, daß da sogar Helene vermitteln mußte, obschon sie der alten Gräfin zu freigeistig war. Wie sehr muß ich Ihnen danken, Fräulein, daß Sie das wieder gut gemacht haben! Das kam oft von den Lippen der alten Gräfin <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0286" n="280"/> <p> Martha kam gerade zur rechten Stunde, um die Gegensätze: Ada und Helene, die nun im Empfinden und Thun des Grafen allmälig zu auffällig wurden, zu vermitteln und abzubrechen. Der Graf hatte sich ganz wie Helene, als sie der Aufforderung der alten Gräfin folgte, Anfangs vorgesetzt, jede Regung, die den Verhältnissen nicht mehr entsprach, zu unterdrücken. Aber bei ihm war das umsonst! Und Ada wurde selbst die Störerin seiner Selbstbeherrschung. Unter dem Schutze ihrer Mutter, offenbarte sie Capricen, die den Widerstand herausforderten. Den ersten scharfen Streit hatte Graf Udo gegen sie auszufechten gehabt, als sie auf der Reise den französischen Diener, La Rose, unterwegs gleichsam auf die Straße setzen wollte. Sie mußte später einsehen, daß ihr grade dieser gutmüthige Mann die besten Dienste leistete, sie durch kluges Beobachten der spitzbübischen italienischen Hôtel-Dienerschaft mannichfach vor Schaden bewahrte und immer zur sichern Verfügung stand. Der Pfarrer Merkus war herrschsüchtig und hielt sich im Schlosse für unentbehrlich. Ada wollte ihm das Gegentheil beweisen, that es aber in so schroffer Form, daß da sogar Helene vermitteln mußte, obschon sie der alten Gräfin zu freigeistig war. Wie sehr muß ich Ihnen danken, Fräulein, daß Sie das wieder gut gemacht haben! Das kam oft von den Lippen der alten Gräfin </p> </div> </body> </text> </TEI> [280/0286]
Martha kam gerade zur rechten Stunde, um die Gegensätze: Ada und Helene, die nun im Empfinden und Thun des Grafen allmälig zu auffällig wurden, zu vermitteln und abzubrechen. Der Graf hatte sich ganz wie Helene, als sie der Aufforderung der alten Gräfin folgte, Anfangs vorgesetzt, jede Regung, die den Verhältnissen nicht mehr entsprach, zu unterdrücken. Aber bei ihm war das umsonst! Und Ada wurde selbst die Störerin seiner Selbstbeherrschung. Unter dem Schutze ihrer Mutter, offenbarte sie Capricen, die den Widerstand herausforderten. Den ersten scharfen Streit hatte Graf Udo gegen sie auszufechten gehabt, als sie auf der Reise den französischen Diener, La Rose, unterwegs gleichsam auf die Straße setzen wollte. Sie mußte später einsehen, daß ihr grade dieser gutmüthige Mann die besten Dienste leistete, sie durch kluges Beobachten der spitzbübischen italienischen Hôtel-Dienerschaft mannichfach vor Schaden bewahrte und immer zur sichern Verfügung stand. Der Pfarrer Merkus war herrschsüchtig und hielt sich im Schlosse für unentbehrlich. Ada wollte ihm das Gegentheil beweisen, that es aber in so schroffer Form, daß da sogar Helene vermitteln mußte, obschon sie der alten Gräfin zu freigeistig war. Wie sehr muß ich Ihnen danken, Fräulein, daß Sie das wieder gut gemacht haben! Das kam oft von den Lippen der alten Gräfin
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/286>, abgerufen am 23.07.2024. |