Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.der Fürst mit dem Gefühl, nie wiederkommen zu dürfen. Das Herz wollte ihm zerspringen. Schon sah er Gäste kommen, die seine Rebhuhnpasteten verzehren sollten! Auch die Brenna ging etwas wie mit gläsernen eingesetzten Augen um. Ihr sollte gekündigt werden, das hatte sie von der Josefa gehört. Und auf der Treppe begegnete dem Fürsten dieselbe Gestalt, die hier in Frage kam und die er schon oft gesehn, wenn er die Bühnen hinter den Coulissen besuchte. In rauschenden Gewändern, in Gold und Edelsteinen gehen da bei kleinen Bühnen die geschminkten "Anstandsdamen" in ihre Garderoben. Mit einem Schauder, zuletzt noch über diese ihnen so ähnelnde Ugarti, stieg er in seinen Wagen. Selbst die Nachricht, die ihn zu Hause begrüßte, Baron von Forbeck hätte wirklich schon vor einer Stunde das Geld gebracht und es "Herrn von Holl" übergeben, heiterte ihn nicht auf. Freilich hatte Forbeck in einem angeschlossenen Zettel vermerkt, die Kasse hätte leider nur den Cours von 65 anerkannt. Statt 1500 Thaler 1800 Thaler Verlust! Aber - Edwina! der Fürst mit dem Gefühl, nie wiederkommen zu dürfen. Das Herz wollte ihm zerspringen. Schon sah er Gäste kommen, die seine Rebhuhnpasteten verzehren sollten! Auch die Brenna ging etwas wie mit gläsernen eingesetzten Augen um. Ihr sollte gekündigt werden, das hatte sie von der Josefa gehört. Und auf der Treppe begegnete dem Fürsten dieselbe Gestalt, die hier in Frage kam und die er schon oft gesehn, wenn er die Bühnen hinter den Coulissen besuchte. In rauschenden Gewändern, in Gold und Edelsteinen gehen da bei kleinen Bühnen die geschminkten „Anstandsdamen“ in ihre Garderoben. Mit einem Schauder, zuletzt noch über diese ihnen so ähnelnde Ugarti, stieg er in seinen Wagen. Selbst die Nachricht, die ihn zu Hause begrüßte, Baron von Forbeck hätte wirklich schon vor einer Stunde das Geld gebracht und es „Herrn von Holl“ übergeben, heiterte ihn nicht auf. Freilich hatte Forbeck in einem angeschlossenen Zettel vermerkt, die Kasse hätte leider nur den Cours von 65 anerkannt. Statt 1500 Thaler 1800 Thaler Verlust! Aber – Edwina! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0250" n="244"/> der Fürst mit dem Gefühl, nie wiederkommen zu dürfen. Das Herz wollte ihm zerspringen. Schon sah er Gäste kommen, die seine Rebhuhnpasteten verzehren sollten!</p> <p>Auch die Brenna ging etwas wie mit gläsernen eingesetzten Augen um. Ihr sollte gekündigt werden, das hatte sie von der Josefa gehört. Und auf der Treppe begegnete dem Fürsten dieselbe Gestalt, die hier in Frage kam und die er schon oft gesehn, wenn er die Bühnen hinter den Coulissen besuchte. In rauschenden Gewändern, in Gold und Edelsteinen gehen da bei kleinen Bühnen die geschminkten „Anstandsdamen“ in ihre Garderoben. Mit einem Schauder, zuletzt noch über diese ihnen so ähnelnde Ugarti, stieg er in seinen Wagen. Selbst die Nachricht, die ihn zu Hause begrüßte, Baron von Forbeck hätte wirklich schon vor einer Stunde das Geld gebracht und es „Herrn von Holl“ übergeben, heiterte ihn nicht auf. Freilich hatte Forbeck in einem angeschlossenen Zettel vermerkt, die Kasse hätte leider nur den Cours von 65 anerkannt. Statt 1500 Thaler 1800 Thaler Verlust! Aber – Edwina!</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [244/0250]
der Fürst mit dem Gefühl, nie wiederkommen zu dürfen. Das Herz wollte ihm zerspringen. Schon sah er Gäste kommen, die seine Rebhuhnpasteten verzehren sollten!
Auch die Brenna ging etwas wie mit gläsernen eingesetzten Augen um. Ihr sollte gekündigt werden, das hatte sie von der Josefa gehört. Und auf der Treppe begegnete dem Fürsten dieselbe Gestalt, die hier in Frage kam und die er schon oft gesehn, wenn er die Bühnen hinter den Coulissen besuchte. In rauschenden Gewändern, in Gold und Edelsteinen gehen da bei kleinen Bühnen die geschminkten „Anstandsdamen“ in ihre Garderoben. Mit einem Schauder, zuletzt noch über diese ihnen so ähnelnde Ugarti, stieg er in seinen Wagen. Selbst die Nachricht, die ihn zu Hause begrüßte, Baron von Forbeck hätte wirklich schon vor einer Stunde das Geld gebracht und es „Herrn von Holl“ übergeben, heiterte ihn nicht auf. Freilich hatte Forbeck in einem angeschlossenen Zettel vermerkt, die Kasse hätte leider nur den Cours von 65 anerkannt. Statt 1500 Thaler 1800 Thaler Verlust! Aber – Edwina!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/250 |
Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/250>, abgerufen am 23.07.2024. |